Wurz: "Ich muss es nur umsetzen"
Alexander Wurz ist optimistisch, endlich auch im Qualifying gut abschneiden zu können, und glaubt, dass Williams weitere Fortschritte gemacht hat
(Motorsport-Total.com) - Zuletzt musste sich Alexander Wurz Kritik an seinen Qualifyingleistungen anhören, sogar von Teamchef Frank Williams, schließlich kam er in der laufenden Saison noch nie ins Top-10-Finale. Vor dem Grand Prix von Frankreich auf der ihm sympathischen Strecke in Magny-Cours zeigte sich der Österreicher in der traditionellen Journalistenrunde am Donnerstag aber optimistisch.

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Will im Qualifying in Magny-Cours in die Top 10: Alexander Wurz
Frage: "Alex, was sagst du dazu, dass der Grand Prix von Frankreich wohl zum letzten Mal hier stattfinden wird?"
Alexander Wurz: "Ich habe diese Gerüchte erst heute gehört. Ich komme schon einige Jahre hierher und mir gefällt die Strecke im Grunde recht gut. Wo immer wir sind, dort muss ich hingehen, das ist klar."#w1#
Neuer Asphalt für alle eine Unbekannte
Frage: "Welche Auswirkungen wird es haben, dass weite Teile der Strecke neu asphaltiert wurden?"
Wurz: "Ich war noch nicht auf der Strecke, aber ich habe den Bericht gelesen, dass neu asphaltiert ist. Wir wissen nicht, wann das gemacht wurde - das finden wir gerade raus. Wenn der Asphalt ganz neu ist, ist es immer eine Herausforderung. Ich werde die Strecke jetzt dann mit den Ingenieuren abgehen."
Frage: "Bereust du es, dass du hier nicht mehr fahren wirst?"
Wurz: "Was heißt bereuen? Ich habe schöne Zeiten hier gehabt, auch weniger schöne. Wenn du in diesem Tagesgeschäft bist, konzentrierst du dich nur auf Schritt für Schritt. Ob wir nächstes Jahr irgendwoanders in Frankreich fahren, steht heute nicht auf meiner Tagesordnung."
Frage: "Viele schimpfen, finden die Strecke langweilig, die Hotels schlecht. Was sagst du dazu?"
Wurz: "Nein, das finde ich nicht. Ich finde es schön, weil man in diesem hektischen Formel-1-Business hier auch mal Zeit hat, mit Leuten zu sprechen, zu denen man normalerweise keinen Kontakt hat. Es ist ein bisschen ruhiger. Die Landschaft ist sehr schön und wenn man weiß, wo man hingehen muss, dann kann man super Essen bekommen und eine gute Zeit verbringen."
Frage: "Es könnte nach Paris gehen. Was sagst du dazu?"
Wurz: "Dann fahren wir in Paris. Wenn die Strecke schön ist, bin ich einverstanden."
Frage: "Was darf man von Williams hier erwarten?"
Wurz: "Wir hatten einen super Test in Silverstone, allerdings wissen wir nicht, was die Opposition gemacht hat. Jeder hat natürlich Aeroupgrades und neue mechanische Teile bekommen. Ich denke, dass es wie immer irrsinnig knapp sein wird. Mein Ziel ist klar: Ich möchte im Zeittraining in die Top 10 kommen und Punkte machen. Das ist möglich, das kann der Williams - und das ist das Ziel."
Schwierige Analyse der Testfahrten
Frage: "Hast du ein bisschen zur Konkurrenz geschaut, inwieweit die Fortschritte gemacht haben?"
Wurz: "Das ist irrsinnig schwierig bei Tests in Silverstone, wo es sehr windig war und hin und wieder ein bisschen geregnet hat. Wir kämpfen in diesem Jahr um Zehntelsekunden, ein Zehntel macht einen Riesenunterschied. Wenn da irgendwer mit fünf bis zehn Kilogramm Sprit mehr testet, kannst du schon nichts mehr analysieren. Man wird erst am Samstag im Zeittraining sehen, wer sich wie verbessert hat."
Frage: "Was macht dich optimistisch, dass es für dich im Qualifying besser klappen wird als zuletzt?"
Wurz: "Dass es diesmal klappt, ganz einfach! Ich kenne die Strecke gut, ich fühle mich wohl hier in Magny-Cours. Natürlich weiß ich, dass es irrsinnig schwierig ist, in die Top 10 zu kommen, aber es ist möglich. Von den Rundenzeiten her habe ich kein Problem, ich muss es nur umsetzen. Da bin ich optimistisch."
Frage: "Kannst du uns in aller Kürze erklären, warum du im Qualifying Probleme hattest?"
Wurz: "In aller Kürze kann man es nicht erklären, denn das ist ein komplexes Thema - da muss man genau hinschauen. In Australien habe ich es selber vergeigt, weil ich einen Fehler gemacht habe. In Indianapolis hatten wir im letzten Lauf ein Problem an der Vorderachse. Auch dort waren die Sektorzeiten irrsinnig schnell, sogar für die Top 8 gut genug. Ein anderes Mal hatte ich Getriebeprobleme, ein anderes Mal, in Kanada, bin ich schlecht gefahren - das muss ich auf meine eigene Kappe schreiben. Wenn es so knapp ist, zählt das irrsinnig viel."
"Das Qualifying ist kein Monster, sondern eine Herausforderung. Ich finde das System geil und freue mich jedes Mal drauf. Es gibt keinen Grund, nicht in die Top 10 zu kommen. Deshalb bin ich optimistisch."
Frage: "Gibt es irgendetwas, was das Team für dich tun kann, um dir das Leben im Qualifying zu erleichtern?"
Wurz: "Mich ohne Verkehr ins Quali schicken. Der Rest ist in meiner Hand."
Frage: "Hast du von den Ressourcen her alle Möglichkeiten?"
Wurz: "Wir haben alle Möglichkeiten, nur bist du immer limitiert, was der Reifen kann. Um mit diesen Reifen in der ersten Runde genau zu wissen, wo das Griplimit ist, dazu muss ich meinen Fahrstil ein bisschen anpassen. Das ist alles. Es sind Feinheiten, Kleinigkeiten - nichts, was nicht gelöst werden kann."
Kann Michael Schumacher Ferrari helfen?
Frage: "Michael Schumacher kommt als Ferrari-Berater zu einigen Rennen. Kann er Ferrari helfen?"
Wurz: "Möglich, dass er ihnen helfen kann - er ist siebenfacher Weltmeister. Er hat als Fahrer dem Team irrsinnig viel gebracht. Ob er das Verständnis hat, die technische und strategische Abwicklung des Wochenendes auch von der anderen Seite zu betrachten und da sinnvoll mitzuarbeiten, weiß ich nicht. Ich habe mit Schumacher noch nie gearbeitet. Ich tue mir schwer, dazu etwas zu sagen."
Frage: "Bei McLaren-Mercedes hat man den Eindruck, dass der Wind zwischen den Teamkollegen rauer wird..."
Wurz: "Wir haben erst sechs Rennen hinter uns. Hamilton hat zehn Punkte Vorsprung auf Alonso. Es sind noch zehn Rennen zu fahren. Alonso weiß, wie man Weltmeisterschaften gewinnt, ist ein irrsinnig starker Pilot. Hamilton hat andererseits einen tollen Lauf, befindet sich in einem irrsinnigen Hoch, setzt sein Talent punktgenau um. Natürlich ist spannend, was bei denen abgeht, denn die Ausgangspositionen in dem Team sind unterschiedlich: Hamilton ist in dem Team aufgewachsen, kennt die Leute wie Freunde. Alonso als bekannt sturer Fahrer und Mensch kommt in ein neues Gefüge und tut sich schwer gegen den verwurzelten Hamilton. Aber man muss abwarten, wer sich durchsetzen wird."
"Ich kenne McLaren und beide Fahrer, kann aber schwer beurteilen, was da genau abgeht. Im Spitzensport sind es die Kleinigkeiten: was im Kopf vor sich geht, einzelne Gespräche, zwischenmenschliche Spannungen. Das ist von außen kaum zu beurteilen."
Frage: "Du kennst Lewis Hamilton sehr gut..."
Wurz: "Lewis ist zwar sehr jung, aber seinem Alter im Kopf weit voraus. Er ist ein Wahnsinnstalent und hat den Vorteil, im absolut schnellsten Auto zu sitzen, in einem Team, das keine Fehler macht und sehr standfest ist. Das war ja bei denen nicht immer so, speziell was die Standfestigkeit angeht. Davon profitiert er. Er kann nur auf sich schauen und muss sich sonst um nichts kümmern. Man darf aber nicht vergessen, dass er neu ist und immer auf dem Podest war. Das ist brutal stark."

