• 02.05.2008 12:13

  • von Roman Wittemeier

Kovalainen-Unfall: Whiting versteht den Aufschrei nicht

Für FIA-Rennleiter Charlie Whiting ist der Kovalainen-Unfall in Barcelona ein ganz normaler Crash: "Das passiert doch ständig"

(Motorsport-Total.com) - Vielen Formel-1-Fans stockte am vergangenen Sonntag um 14:34 Uhr kurz der Atem, als Heikki Kovalainen in der schnellsten Kurve der Strecke geradeaus fuhr und anschließend mit seinem McLaren-Mercedes in den Tiefen der Reifenstapel begraben war. Man fürchtete schlimme Verletzungen, die der Finne davon getragen haben könnte. Zum Glück wurden diese ersten Ängste nicht bestätigt, sondern die Sicherheitsmaßnahmen der Formel 1 hatten sich erneut bewähren können.

Titel-Bild zur News: Charlie Whiting

Charlie Whiting will die Sicherheit in der Formel 1 weiter verbessern

"Mein Gedanke ist, dass das ein ganz normaler Crash war", erklärte der FIA-Sicherheitsdelegierte und Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting gegenüber 'autosport.com'. "Ein Fahrer ist abgeflogen, hart in die Reifenstapel eingeschlagen und dann unverletzt herausgekommen, was auch gut so ist. Aber das passiert doch ständig. Ich verstehe wirklich nicht, warum alle darüber so viel reden." Der Sicherheitsstandard in der Königsklasse gibt Whiting offensichtlich viel Vertrauen und Gelassenheit.#w1#

"Natürlich war das ein spektakulärer Crash. Ich weiß nicht, was die Ursache dafür war, aber das ist ohnehin eine ganz andere Geschichte. Was die Auswirkungen anbelangte, war das sehr erfreulich. Alle Elemente haben genau das gebracht, was wir erwartet haben. Natürlich können wir aber auch daraus immer noch etwas dazulernen", analysierte Whiting. Während der FIA-Mann Ruhe bewahrte, hatten viele Fahrer zuletzt die Konstruktion der Reifenbarrieren kritisiert.

Datenauswertung ist Gold wert

Seit den tragischen Ereignissen in Imola 1994, hat man bei der FIA die Sicherheitsaspekte in der Formel 1 immer wieder hinterfragt. Aus jedem Unfall will man hinzulernen und den Standard noch weiter verbessern. Jedes Auto trägt am Rennwochenende und auch beim Testen einen Datenrekorder, der - ähnlich wie ein Flugschreiber in der Luftfahrt - alle Relevanten Werte konstant aufzeichnet. Die Daten werden genauestens analysiert und bringen oftmals überraschende Erkenntnisse.

"Das Gerät zeigt uns die Dinge, die wir sonst nur schätzen könnten. Häufig haben wir beim Anblick von Unfällen gesagt: 'Der verzögerte ja gar nicht mehr'. Man sollte mit solchen Einschätzungen vorsichtig sein. Heikkis Unfalls zum Beispiel war ein heftiger Unfall, aber es war auch ein langer Unfall, denn er dauerte insgesamt 100 Millisekunden. Er wurde mit 27g verzögert, was vergleichsweise sehr wenig ist", nannte Whiting genaue Daten des aktuellen Falls.

Wrack von Heikki Kovalainen

Das Wrack von Heikki Kovalainen wird vom Team genauestens analysiert Zoom

"Jeder der sagt, es habe keine Verzögerung gegeben, erzählt Nonsens. Als er sein Fahrzeug aus der Kontrolle verlor, hatte er 260 km/h drauf, beim Einschlag in die Reifenstapel waren es etwa 135 km/h. Das Kiesbett hat viel gebracht, aber der Asphalt hätte noch mehr bringen können. Aber das lässt sich mit einem geplatzten Reifen auch immer schlecht sagen."

TecPro-Barriere gehört die Zukunft

Auch er selbst habe zu Beginn einen falschen Eindruck von der Szene gehabt, gab Whiting zu. "Auch ich dachte zunächst, der sei unter die Reifenbarriere gerutscht. Das stimmt aber nicht und man kann das bei genauem Hinsehen auch erkennen. Sein Auto hat den Reifengurt in etwa 40 Zentimetern Höhe durchschnitten. Er ist dann zwischen die Reifen gefahren."

Der Unfall des McLaren-Mercedes-Piloten bestärkt die FIA in ihrem Bemühen, die so genannten TecPro-Barrieren weiter zu entwickeln. Diese Sicherheitsbegrenzungen waren erstmals in Monza 2006 getestet worden, allerdings hatte sich die Fahrergewerkschaft gegen einen weiteren Einsatz von TecPro ausgesprochen. Bei den neuartigen Barrieren ist eine 4 Millimeter starke Schicht aus Stahl in die Reifenstapel eingearbeitet, die das Fahrzeug bremsen soll, bevor es zwischen den Gummis verschwindet.

"Jeder der sagt, es habe keine Verzögerung gegeben, erzählt Nonsens." Charlie Whiting

Auch wenn die Sicherheitsmaßnahmen allesamt ihre Wirkung gezeigt haben und sich auch der neue Standard bei den Fahrerhelmen auszeichnen konnte, so will man laut Whiting dennoch weitere Verbesserungen diskutieren. "Was wir also aus diesem Wochenende mitnehmen ist, dass der Asphalt hätte besser wirken können und dass eine TecPro-Barriere das Eindringen in die Reifenstapel hätte verhindern können." In der kommenden Woche werden die Erkenntnisse in der Technischen Arbeitsgruppe der FIA vorgestellt.

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