Kein Cockpit für Vandoorne? "Bullshit" und "inakzeptabel"

Obwohl Stoffel Vandoorne die GP2-Serie dominiert, ist ein Aufstieg keinesfalls vorprogrammiert, was die Formelsport-Leiter für viele ad absurdum führen würde

(Motorsport-Total.com) - Zwar wurden beide Piloten bei McLaren schon mehrfach bestätigt, doch in trockenen Tüchern ist es noch nicht, dass Jenson Button und Fernando Alonso auch in der kommenden Saison für das Team aus Woking fahren. "Wenn ich 2016 in der Formel 1 fahre, dann zu 100 Prozent bei McLaren", sagt Button über seine Zukunft, und ähnlich sieht es bei Fernando Alonso aus. Ja, wenn das Wörtchen "wenn" nicht wäre...

Titel-Bild zur News: Stoffel Vandoorne

McLaren-Junior Stoffel Vandoorne hat noch keinen Platz in der Formel 1 Zoom

Sollten die beiden Weltmeister aber wirklich endgültig bestätigt werden, dann hätte ein anderer Fahrer ein Problem: McLaren-Junior und -Reservepilot Stoffel Vandoorne. Der Belgier dominiert das GP2-Geschehen in dieser Saison nach Belieben und wird die höchste Klasse unterhalb der Formel 1 sehr wahrscheinlich souverän für sich entscheiden (zum GP2-Gesamtstand), trotzdem ist ein Aufstieg in die Königsklasse nicht in Stein gemeißelt.

Fahren Button und Alonso 2016 für McLaren-Honda wäre das Team besetzt und Vandoorne würde wie Kevin Magnussen in die Röhre schauen. Ein Ausweg wäre, wenn der Belgier bei einem anderen Team geparkt werden würde, allerdings liefert Honda seine Motoren an kein anderes Team und kann den Piloten nicht im Gegenzug an einen anderen Rennstall binden, wie es beispielsweise Ferrari mit Jules Bianchi (Marussia) oder einst Felipe Massa (Sauber) getan hat.

Freie Plätze sind (wie immer) rar

Zudem sind die meisten Plätze für die kommende Saison bereits belegt. Sauber und Force India haben ihre Paarungen bereits bestätigt, Toro Rosso wird - sofern Red Bull nicht die Reißleine zieht - weiter auf den eigenen Nachwuchs setzen, und das neue Haas-Team wird neben Romain Grosjean voraussichtlich einen Fahrer von Ferrari verpflichten. Einzig Manor und Lotus, wo bislang nur Pastor Maldonado bestätigt wurde, besitzen noch einen Platz, doch die Zukunft des Teams ist mit den Renault-Gerüchten unklar.

Muss der (baldige?) GP2-Meister also erneut zuschauen, so wie es schon seinen drei Vorgängern Davide Valsecchi, Fabio Leimer und Jolyon Palmer erging? Sollte es so kommen, hätte sein aktueller Teamchef kein Verständnis dafür: "Wir können nicht akzeptieren, dass es ein Kerl, der alles gewonnen hat, nicht in die Formel 1 schafft, ansonsten würde das Leitersystem ad absurdum geführt werden", meint ART-Teamboss Frederic Vasseur laut 'motorsport.com'.

Eine beispiellose Karriere

Dabei ist Vandoorne mit seiner Karriere eigentlich prädestiniert für die Formel 1: 2012 wurde er Meister in der Formel Renault 2.0, ein Jahr später musste er sich in seiner Debütsaison in der 3,5-Liter-Klasse nur dem routinierteren Kevin Magnussen geschlagen geben. In der Vorsaison wurde er auf Anhieb Vizemeister in der GP2-Serie, die er aktuell deutlich anführt. "Wenn wir sagen, dass dieser Junge es nicht in die Formel 1 schafft, wie kann man dann junge Kids motivieren, Kart zu fahren?", so Vasseur.

Aus Rennfahrersicht gibt es vermutlich kaum Argumente, die gegen den Belgier sprechen: "Er ist ein außergewöhnlich guter und junger Rennfahrer", lobt auch Ex-Pilot Gerhard Berger bei 'Sky'. Der Österreicher ist beeindruckt: "Er gewinnt unter allen Umständen. Er ist auf Stadtkursen vorne, er ist im Regen vorne, wenn die Startaufstellung gedreht wird und er hinten starten muss, dann ist er auch wieder vorne. Der Bursche ist absolut Formel-1-tauglich."

Stoffel Vandoorne

Bekanntes Bild 2015: Vandoorne jubelt über einen Sieg in der GP2 Zoom

Berger hofft, dass Vandoorne schon bald ein Cockpit in der Königsklasse bekommen wird. "Für ihn ist es einfach wichtig, einen Fuß reinzubringen. Ich glaube, er hat's drauf. Ich glaube, dass er ein Guter werden kann", meint er weiter. Und auch seine Kollegen in der GP2 nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn es um den Belgier gibt: So sagt beispielsweise Nick Yelloly, der für das deutsche Hilmer-Team unterwegs war: "Ich bete, dass er im kommenden Jahr einen Versuch bekommt, weil er supergut ist. Wenn nicht, dann wäre das kompletter Bullshit!"