Karthikeyan: "In der Formel 1 ist alles möglich"
Williams-Testfahrer Narain Karthikeyan möchte möglichst bald wieder Formel-1-Rennen fahren - Ansehen in Indien ist weiter gestiegen
(Motorsport-Total.com) - Als Narain Karthikeyan vergangene Saison trotz seiner Sponsormillionen nach einem Streit mit Teamchef Colin Kolles bei Midland vor die Tür gesetzt wurde, sah es zunächst so aus, als sei die Formel-1-Karriere des Inders schon wieder beendet. Nun hat er bei Williams als zweiter Testfahrer aber doch noch Unterschlupf gefunden.

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Narain Karthikeyan möchte sich 2006 wieder für höhere Aufgaben empfehlen
Karthikeyan zog sich 2005 in den ersten Rennen recht achtbar aus der Affäre, war zunächst auch schneller als Tiago Monteiro im zweiten Jordan und schien das Ticket für 2006 schon sicher in der Tasche zu haben. Gegen Saisonmitte fielen seine Leistungen dann jedoch ab, wofür er von Kolles massive Kritik einstecken musste. Die beiden kämpften sich noch irgendwie durch die restlichen Rennen, sahen aber keine Basis mehr für eine gemeinsame Zukunft.#w1#
'Tata' ermöglichte Karthikeyan den Wechsel zu Williams
Dank der Aussicht auf finanzielle Unterstützung seitens der indischen 'Tata'-Gruppe ließ sich Frank Williams Ende November dazu überreden, dem 29-Jährigen eine Chance zu geben, und dieser hinterließ an drei Testtagen einen überaus positiven Eindruck - am 14. Dezember fuhr er in Jerez de la Frontera sogar die zweitschnellste Zeit hinter Renault-Pilot Franck Montagny. 'Tata' machte daraufhin knapp fünf Millionen Euro locker und kaufte Karthikeyan bei Williams ein.
Angebote aus anderen Rennserien wären übrigens nicht in Frage gekommen: "Einmal aus der Formel 1 raus zu sein und dann noch einmal zurückzukommen", so der 19-fache Grand-Prix-Teilnehmer, "ist heutzutage sehr schwierig, weil die Möglichkeiten begrenzt sind. Ich empfand es daher langfristig gesehen als richtigen Schritt für meine weitere Karriere, bei einem guten Team wie Williams anzuheuern."
Bitter ist für ihn nur, dass er die Freitagstrainings nicht bestreiten darf, sondern hinter Alexander Wurz die vierte Geige spielen muss. Das Ziel sei aber in jedem Fall, als Rennfahrer zurückzukehren: "In der Formel 1 ist alles möglich", meinte er vielsagend. Wahr ist allerdings auch, dass er für 2006 keine konkreten Angebote vorliegen hatte, Grands Prix für ein Team zu bestreiten, auch wenn er angeblich Sondierungsgespräche mit Aguri Suzuki geführt haben soll.
Medien in Indien verstehen die Formel 1 langsam besser
Doch auch wenn es mit einem Rennvertrag nicht geklappt hat, ist wenigstens sein Ansehen in der Heimat weiter gestiegen: "Als ich im Dezember Zweitschnellster bei den Tests war, machte das in Indien einen gewaltigen Unterschied", berichtete Karthikeyan. "Jetzt verstehen sie, dass es in der Formel 1 um mehr als nur den Fahrer geht. Darum war es mir ja so wichtig, den nächsten Schritt nach vorne zu machen."
Sollte sich - was natürlich niemand hofft - einer der beiden Williams-Stammpiloten in der Saison 2006 verletzen, so könnte die große Stunde des Inders schlagen, denn auch wenn Wurz eigentlich als erster Ersatzmann vorgesehen ist, könnte 'Tata' in so einem Fall auf den Geschmack kommen und dem eigenen Schützling gegen bare Münze quasi zu einer Beförderung verhelfen. Auf solche Spekulationen will sich Karthikeyan aber ohnehin nicht verlassen...

