Russell liefert, Mercedes zögert: Was läuft da hinter den Kulissen?

Rätselraten um den Vertrag, auf den alle warten: George Russell fährt in der Formel 1 2025 in der Form seines Lebens, doch Mercedes zögert noch

(Motorsport-Total.com) - Von den derzeit sechs bestplatzierten Fahrern in der Formel-1-WM 2025 ist nur einer ohne Vertrag für 2026: George Russell, der Sieger des Grand Prix von Kanada am vergangenen Wochenende. Russell ist aber unbesorgt, was seine Zukunft betrifft: "Ich mache mir wegen 2026 überhaupt keine Sorgen. Ich weiß, dass ich wieder in der Startaufstellung stehen werde."

Titel-Bild zur News: Toto Wolff, George Russell

Toto Wolff und George Russell: Bleiben sie auch 2026 zusammen? Zoom

Stand heute deutet alles darauf hin, dass der 27-Jährige seine Karriere bei Mercedes fortsetzen wird. Doch allein die Tatsache, dass die Vertragsverlängerung noch nicht erledigt ist, sorgt im Paddock dafür, dass nach und nach erste Gerüchte aufpoppen. Etwa jenes, dass Aston Martin interessiert wäre, sollte Mercedes zu lange warten.

Sein Sieg in Montreal tue jedenfalls "überhaupt nicht weh", grinst Russell, wissend, dass das Timing für solche Erfolge gerade günstig ist. Er ist der Performance nach im Moment die klare Nummer 1 bei Mercedes, hat Teamkollege Andrea Kimi Antonelli mit 136:63 Punkten sicher im Griff. Und Ergebnisse wie jenes am vergangenen Sonntag treiben seinen Marktwert in die Höhe.

"Ich habe das Gefühl, dass ich besser fahre als je zuvor. Und ich spüre, dass ich noch Reserven habe", sagt Russell. "Ich bin bereit, um eine WM zu kämpfen. Ergebnisse wie in Kanada oder wie in Bahrain, wo wir eine halbe Chance auf ein gutes Resultat hatten, da sind wir zur Stelle. Ich bin ziemlich entspannt, genieße den Moment, habe Spaß am Rennfahren und nehme es einfach Woche für Woche."

Anfragen von anderen Teams? Das sagt Russell dazu!

Auf die explizite Frage, ob er inzwischen auch mit anderen Teams spreche, wo es doch seitens Mercedes noch keinen Vertrag für 2026 gibt, lässt Russell keinen Spielraum für Spekulationen: "Nein. Ich spreche mit niemand anderem." Er dementiert allerdings nicht, dass es Anfragen gibt, wenn er sagt: "Bei den Teams, die Interesse gezeigt haben, war ich immer sehr offen und habe klar gesagt, dass meine Absicht ist, bei Mercedes zu bleiben. Das war immer eindeutig."

Russell unterstreicht, dass er Mercedes und Teamchef Toto Wolff gegenüber "loyal" sei, denn: "Sie haben mir die Chance gegeben, in die Formel 1 zu kommen." Und von den Gerüchten, dass Mercedes für 2026 auch deswegen noch keinen Fahrer unter Vertrag genommen hat, weil man sich die Tür für Max Verstappen offenhalten möchte, sollte der wider Erwarten doch verfügbar werden, lässt er sich nicht verunsichern.

Russell betont, er habe ja schon "mehrfach gesagt: Warum sollten Teams nicht an Max interessiert sein? Wenn kein Fahrer für nächstes Jahr einen Vertrag hätte, wäre Max bei jedem Team die erste Wahl. Und das ist absolut verständlich. Aber letztlich gibt es bei jedem Team nur zwei Sitze. Ich weiß, wenn ich weiter so performe wie bisher, ist mein Platz in keiner Weise gefährdet. Ich fühle mich also in einer guten Position."


Fotostrecke: Die Formel-1-Fahrer 2026

Immerhin, sagt Toto Wolff, habe man sich inzwischen auf "eine Art Zeitplan" geeinigt, "wann wir diese Dinge klären wollen. Wir haben jetzt die Tripleheader hinter uns, und im Juni und Juli geht's noch Schlag auf Schlag, ein Rennen nach dem anderen. Aber wir werden hinkommen. George ist, genau wie Kimi, seit seinem 16. Lebensjahr Mercedes-Junior. Deshalb hängt es auch nicht davon ab, ob er ein Rennen gewinnt oder gerade besonders gut performt. Denn wir wissen, dass er das kann."

Russell: Derzeit einer der besten Fahrer in der Formel 1

Was viele übersehen: Neben WM-Leader Oscar Piastri und Verstappen ist Russell aktuell wahrscheinlich der Fahrer in der Formel 1, der am beständigsten auf absolutem Topniveau abliefert. Seit Saisonbeginn hat er nur an einem einzigen Wochenende eine Nullnummer angeschrieben, und das war beim Grand Prix von Monaco, wo ihn im wichtigsten Qualifying der Saison die Mercedes-Powerunit im Stich gelassen hat.

Schon 2024 lag Russell am Ende der Saison mit 245:223 WM-Punkten vor Superstar Lewis Hamilton. Jetzt, wo Hamilton weg ist, hat er sich klar als Führungsfahrer im Team etabliert: "Seit Lewis weg ist, ist er ganz klar der Anführer im Team, der erfahrene Fahrer. Und das geschieht ganz natürlich", nickt Wolff. "Es ist nicht so, dass da irgendwelche politischen Spielchen im Spiel wären. Er hat einfach die Rolle übernommen, die er sich verdient hat."

Wolff ist voll des Lobes, wenn er über Russell spricht. Dessen Leistungen werden unterschätzt, wird Wolff nicht müde zu betonen, und er entwickle sich "ständig weiter. Er hat große Schritte gemacht: zuerst als junger Fahrer bei Williams, dann der Wechsel zu Mercedes in einer schwierigen Phase. Aber er war trotzdem auf Augenhöhe mit Lewis."

Es gehört zu den Realitäten der Formel 1, dass Russell wahrscheinlich schon mehrfacher Weltmeister wäre, wenn Mercedes auch in den vergangenen Jahren so dominiert hätte wie von 2014 bis 2020. Und selbst wenn Verstappen kommen sollte: Wäre es dann nicht eigentlich naheliegender, Antonelli irgendwo anders zu parken als Russell?

Russell hat jedenfalls "keine Eile, Vertragsverhandlungen zu führen. Wir wollen gemeinsam gewinnen. Vor allem jetzt, wo Kimi und ich Teamkollegen sind, und wir so ein Ergebnis wie in Kanada holen, beide als Juniorfahrer von Mercedes. Wir liefern beide leistungsmäßig ab. Warum sollte man etwas verändern, das funktioniert?"

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