Kaffeekränzchen nach dem ersten Sieg

Heikki Kovalainen verzichtete nach Budapest auf eine große Party und hat keine Lust, Lewis Hamiltons Wasserträger zu spielen

(Motorsport-Total.com) - Nur 28 Grands Prix benötigte Heikki Kovalainen, um erstmals ganz oben auf ein Formel-1-Podium klettern zu dürfen. Damit war er viel schneller als zum Beispiel sein Landsmann Mika Häkkinen, der vor Jerez 1997 schon fast 100 Grands Prix auf dem Buckel hatte. Trotzdem feierte der Finne nach seiner Sternstunde in Budapest sehr zurückhaltend.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen

"Lewis, Junge, du musst deine Rennen weiter ohne meine Hilfe gewinnen!"

Anstatt in der Donaumetropole groß auf den Putz zu hauen, setzte er sich noch am Abend in einen Flieger in Richtung Heimat. Und statt dort mit Familie, Freunden und Bekannten eine Flasche Champagner zu köpfen, absolvierte Kovalainen einen Fitnesstest - schließlich ist die körperliche Verfassung der Bereich, den er laut Teamchef Ron Dennis noch am meisten verbessern muss. Von Selbstzufriedenheit also keine Spur.#w1#

Kaffekränzchen mit Oma und Opa

"Es war ja keine große Sache." Heikki Kovalainen

"Es war ja keine große Sache", winkte Kovalainen ab, als er heute in Valencia von Journalisten verwundert gefragt wurde, warum er nicht gefeiert hat. Dabei hat er ja, nur eben auf seine Weise - typisch finnisch: "Ich habe mit meiner Familie, meiner Oma und meinem Opa eine Tasse Kaffe getrunken." Anschließend zog er sich in der kühlen skandinavischen Natur zurück und er schaute viel Olympia - gegen den Willen seiner Freundin übrigens...

"Natürlich war es ein großartiges Gefühl, einen Grand Prix zu gewinnen", räumte der 26-Jährige ein. "Ich habe schon in den vergangenen Rennen den Sieg ins Visier genommen, um ehrlich zu sein. Ich fühlte mich dafür bereit - und es war ein klasse Gefühl, dieses Ziel zu erreichen. Jetzt fängt aber wieder alles von vorne an. Wir werden versuchen, den Sieg zu wiederholen und an jedem Wochenende die Punkte zu maximieren."

Damit anfangen will er schon am kommenden Wochenende in Valencia, wo Kovalainen auf dem Papier einen minimalen Vorteil gegenüber den meisten Konkurrenten hat, weil kein Simulator auf der Welt so realistisch ist wie jener von McLaren-Mercedes in Woking. Andererseits wird dieser Vorteil spätestens nach dem ersten Training dahin sein. Auf die Strecke freut sich der WM-Sechste jedenfalls: "Sie sieht ziemlich cool aus!"

Seit dem Weggang von Renault verbessert

"Ich fühle mich in jedem Bereich stärker." Heikki Kovalainen

Als Rennfahrer habe er sich durch den Sieg nicht so sehr geändert wie durch die lehrreiche McLaren-Mercedes-Schule: "Ich fühle mich in jedem Bereich stärker", sprach er seine Formkurve seit Saisonbeginn an. "Ich glaube, dass ich besser fahre, ich habe im Auto ein besseres Gefühl und ich arbeite gut mit den Ingenieuren zusammen. Das ganze Paket ist besser geworden - so kann es weitergehen. Das wird schon kommen."

Bei 24 Punkten Rückstand auf Teamkollege und WM-Leader Lewis Hamilton muss man natürlich langsam auch die Frage nach einer - eigentlich verbotenen - Stallorder in den Raum stellen, schließlich sind bis zum Saisonende nur noch 70 Zähler zu vergeben. Realistisch betrachtet hat Kovalainen selbst keine Titelchancen mehr, dennoch konzentriert er sich vorerst weiterhin ganz auf seine eigenen Resultate.

"Lewis ist stark genug, um selbst Rennen zu gewinnen. Ich habe nicht vor, ihm zu helfen", gab Kovalainen zu Protokoll. "Wenn ich die Chance auf einen Sieg habe, dann werde ich es versuchen. Ich möchte meine Position in der Weltmeisterschaft verbessern - und das ist auch das Signal, das ich vom Team vermittelt bekomme. Ich muss niemandem helfen. Aber der Punkt ist, dass Lewis gar keine Hilfe braucht, sondern dass er selbst stark genug ist."