Kämpfernatur Schumacher gibt noch nicht auf

25 Punkte fehlen Michael Schumacher schon auf WM-Leader Fernando Alonso, dennoch stellt sich zur Saisonhalbzeit kein Frust bei ihm ein

(Motorsport-Total.com) - 25 Punkte fehlen Michael Schumacher nach neun von insgesamt 18 Rennen zu WM-Spitzenreiter Fernando Alonso, doch ans Aufgeben denkt der Deutsche noch nicht - im Gegenteil: Schon in einer Woche will er in Indianapolis, wo ihm Michelin 2005 den einzigen Saisonsieg quasi auf dem Silbertablett serviert hat, zur großen Aufholjagd ansetzen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher will noch nicht aufgeben, die Chancen schwinden aber

Allerdings ist dem Deutschen bewusst, dass er sein Schicksal nicht alleine in der Hand hat: "Alles hängt von der Reifensituation ab", sagte er gestern in Montréal. "Wir müssen schauen, wie uns Indianapolis diesbezüglich liegt. Bis zum Saisonende werden wir erleben, dass ein Reifenhersteller auf manchen Strecken besser ist, der andere auf den übrigen. Wir müssen sicherstellen, dass wir meistens die Oberhand behalten können."#w1#

Punkterückstand ist gleich groß wie im Vorjahr

Genau wie im Vorjahr beendete der Ferrari-Pilot den Grand Prix von Kanada an zweiter Stelle, doch vor zwölf Monaten hatte er nach neun Rennen nur 34 Punkte auf seinem WM-Konto, während es momentan immerhin schon deren 59 sind. Gleich geblieben ist jedoch der Rückstand auf die Spitze, denn damals wie heute fehlten ihm auf Alonso 25 Zähler - mit dem Unterschied, dass sein aktuelles Auto wesentlich konkurrenzfähiger ist als jenes von 2005.

"Das vergangene Jahr war zu einem gewissen Grad frustrierend", gab er zu Protokoll. "Dieses Jahr haben wir Spaß! Natürlich nicht immer, denn Siege machen klarerweise noch mehr Spaß, aber man kann schließlich nicht immer gewinnen, also setzt sich der Bessere durch. Uns ist das bisher leider erst zweimal gelungen. Umgekehrt hat es Fernando schon sechsmal geschafft, daher müssen wir uns anstrengen, um einen besseren Job als sie zu machen."

Safety-Car-Phase ließ noch einmal Spannung aufkommen

Ein Sieg in Montréal war realistisch gesehen nicht möglich, auch wenn Schumacher durch die letzte Safety-Car-Phase, als das Feld zusammenrückte, noch einmal Morgenluft witterte. Allerdings lagen zwischen dem führenden Alonso, Kimi Räikkönen und ihm selbst mehrere Autos, so dass sich das Feld gleich beim Restart wieder auseinander zog. Unterm Strich war unter diesen Bedingungen nur noch der zweite Platz möglich.

Michael Schumacher hinter Jarno Trulli

Hinter Jarno Trulli verlor Michael Schumacher wertvolle Sekunden Zoom

"Schade, dass es nicht noch zehn Runden länger ging, denn dann hätte es vielleicht noch unterhaltsam werden können", seufzte der 37-Jährige. "Man konnte heute wirklich leicht von der Linie abkommen und viel Zeit verlieren. Ich hätte mir gewünscht, dass es noch länger gedauert hätte, aber man weiß nie, was dann passiert wäre. Fernando hätte einen Fehler machen müssen, aber bei solchen Bedingungen kann man das ja nie ausschließen."

Schumacher sprach damit den Gummiabrieb neben der Ideallinie an, der - kombiniert mit der mehrmals wechselnden Windrichtung - den Fahrern das Leben schwer machte: "Als ich hinter Kimi war, bekam ich sogar Gummisteine an den Helm geschleudert. Abseits der Ideallinie war es wie auf Glatteis. Wenn man einmal neben die Linie kam, hatte man schmutzige Reifen, die auf den Geraden nicht so schnell wieder sauber wurden. Es war wirklich schwierig", teilte er mit.

Werden die zwei geerbten Punkte noch einmal wichtig?

Dass er durch Räikkönens Fehler in der Haarnadel noch zwei WM-Punkte erbte, wollte er nicht überbewerten: "Wenn die Weltmeisterschaft am Ende um einen Punkt entschieden wird, war es wichtig, sonst nicht. Dann wäre aber sowieso jeder Punkt wichtig", gab der Deutsche augenzwinkernd in die Mikrofone. Auch wenn er es nicht öffentlich zugeben will: Tief in seinem Inneren schwindet der Glaube an den achten WM-Titel mehr und mehr...

In Montréal wäre seiner Meinung nach übrigens wesentlich mehr drin gewesen, wenn er nicht zu Beginn hinter Jarno Trullis Toyota festgesessen hätte: "Das war eine entscheidende Phase im Rennen", ärgerte sich Schumacher über die ersten Runden. "Ich wollte gleich am Start an ihm vorbeigehen, aber das ging kräftig daneben. Ich kam dann später an ihm vorbei, aber da war es schon zu spät, um vorne noch etwas ausrichten zu können."