• 27.04.2002 10:44

  • von Marcus Kollmann

Jordan: Uns wird nicht dasselbe passieren wie Prost

Der Teamchef erklärt im Gespräch warum er Angestellte entlassen musste und warum die Königsklasse derzeit am Schweideweg steht

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Eddie Jordans Team Anfang dieser Woche bekannt gegeben hatte die im November letzten Jahres begonnene Umstrukturierung des Rennstalls nun abgeschlossen zu haben und gleichzeitig mitteilte, dass man die Belegschaft auf knapp über 200 Personen reduzieren wird, nutzte der Teamchef die Gelegenheit im Jordan-Motorhome seine Entscheidungen zu erklären.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan (Teamchef Jordan Grand Prix)

Jordan sieht derzeit schwarz was die Zukunft der Formel 1 betrifft

"Wir haben die Verpflichtung sicherzustellen, dass die Formel 1 wie wir sie kennen auch langfristig erhalten bleibt. Aus diesem Grund mussten Entscheidungen getroffen werden, welche das Gewähr leisten sollen. Ich habe gegenüber meiner Familie, dem Management, den Angestellten und Sponsoren, sowie darüber hinaus zu diesem Sport, die Verpflichtung, alles zu tun, damit Jordan vorankommt", erklärte Eddie Jordan gegenüber den Vertretern der Medien. "Die Teams sollten nicht mehr Geld ausgeben müssen als sie tatsächlich zur Verfügung haben. Stattdessen sollten sie ihre Ressourcen weise einsetzen und so, dass sie dafür auch den bestmöglichen Gegenwert erhalten. Ich wünschte, dass Alain Prost hier wäre, denn was ihm und seinem Team widerfahren ist, ist für niemanden gut gewesen. Und ich werde verhindern, dass so etwas jemals Jordan passieren wird. Wir sind nicht und werden auch nie in solch eine Situation geraten", versicherte der vierfache Familienvater, dass er seine zunächst unpopulär erscheinende Entscheidung mit dem Ziel, die weiteren Existenz von Jordan Grand Prix sicherzustellen, getroffen hatte.

Jordan wird auch 2003 mit Honda-Motoren an den Start gehen

Unter den entlassenen Mitarbeitern finden sich auch zahlreiche langjährige Angestellte zu denen Jordan ein tiefes, freundschaftliches Verhältnis hatte, doch wenngleich er auch beim Management und der technischen Leitung Führungspersonal entließ, ist sich der Ire sicher, dass sein Rennstall unter dieser Entscheidung nicht leiden wird.

"Das Team von Leuten die ich um mich herum habe sind alle in der Lage Jordan in der Zukunft zum Erfolg zu verhelfen. Wir haben außerdem fantastische Sponsoren und ich weiß zu schätzen, dass ich fortan wieder die Entscheidungen treffen werde, die getroffen werden müssen - so wie es in der Vergangenheit der Fall war, als wir Erfolge feiern konnten."

Angesprochen auf die Meldungen, wonach die Partnerschaft zwischen Jordan und Honda nach Abschluss dieser Saison beendet werden könnte, teilte der 54-jährige Teamchef mit, dass er von solchen Absichten keine Kenntnis habe, es einen Vertrag mit den Japanern für 2003 gäbe und er Honda als fabelhaften Partner schätze. "Honda hat sehr talentierte Leute und wir alle arbeiten hart, an dem Auto und an dem Motor, um bessere Ergebnisse zu erreichen."

Großen Teams darf nicht erlaubt werden der Formel 1 Schaden zuzufügen

Darüber hinaus nutzte Jordan die Gelegenheit um auf das große Problem der Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Formel 1 hinzuweisen, welche durch die erschwerte wirtschaftliche Situation erst richtig zum Vorschein gekommen sei: "Es gibt in der Formel 1 einige große Teams die keine Veränderungen wollen. Auf der anderen Seite kämpfen die kleinen Teams jedoch um ihre Existenz. Es ist aber ganz sicher nicht im Interesse der Serie, sollten die kleinen Teams verschwinden. Außerdem wissen wir nicht, wie sich die Situation der von den Herstellern unterstützten Teams in Zukunft entwickeln wird. Bislang war es so, dass die Hersteller in eine Serie einstiegen und sich später, als sie ihre Ziele meinten erreicht zu haben, zurückzogen. Das ist vollkommen in Ordnung für sie, bedeutet gleichzeitig aber auch, dass die Formel 1 die unabhängigen, von Unternehmern geführten Teams benötigt. So, wie es die letzten 50 Jahre gewesen ist und wie es Leute wie Frank Williams, mich selbst oder Arrows gibt. Wir müssen eine Lösung finden, eine die keiner Seite einen Vorteil verschafft, sondern gleichermaßen für die Teams der Hersteller und unabhängigen Rennställe akzeptabel ist. Wenn wir alle vernünftig sind, dann können wir auch solch eine Lösung finden", plädierte Jordan einmal mehr dafür, dass das Gleichgewicht in der Formel 1 wieder hergestellt werden müsse und es den großen Teams nicht erlaubt werden dürfe auf Grund ihrer anderen Interessen der Serie langfristig Schaden zuzufügen.

Hackordnung würde sich durch Limitierung der Testfahrten nicht ändern

Grundsätzlich will Eddie Jordan erreichen, dass die Kostenexplosion der letzten Jahre aufhört, denn den kleineren Teams geht langsam aber sicher die Puste aus. Außerdem würde es seiner Meinung nach keine Auswirkungen auf das Kräfteverhältnis in der Königsklasse haben, wenn man fortan Beschränkungen zum Beispiel bei der Anzahl der Motoren oder den Testfahrten umsetzen würde: "Einige Leute sagen, dass die größeren Teams unter diesen Regelungen leiden würden, doch in letzten 50 Jahren in der Formel 1 sind die großen Teams auch immer die erfolgreichsten Teams gewesen. Es gab Teams die am Ende der Startaufstellung standen und ein paar in der Mitte, welche von Zeit zu Zeit für ein wenig Abwechslung gesorgt haben. Egal wie also die Regeln sind, ob man nun einen oder fünfzig Motoren pro Rennwochenende hat, vier oder zweihundert Reifen benutzen darf, am Kräfteverhältnis wird das nichts ändern, doch es würde eine Menge Geld einsparen."