• 26.04.2002 12:57

  • von Marcus Kollmann

Jordan vertraut auf Kampfgeist seines Teams

Der Teamchef über den Sparkurs und warum er damit rechnet, dass man auch 2003 auf Honda-Motoren zurückgreifen kann

(Motorsport-Total.com) - In dieser Saison ist es dem Jordan-Team bislang noch nicht gelungen positive Schlagzeilen zu schreiben. Anstatt mit guten Ergebnissen an den Rennwochenenden und Achtungserfolgen auf sich aufmerksam zu machen, verging in den letzten Monaten kaum eine Woche in der das Team nicht wegen seiner Probleme die Seiten der Zeitungen und Magazine füllte.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan (Teamchef)

Jordan macht gegenwärtig eine schwierige Zeit mit seinem Team durch

Nach dem enttäuschenden Saisonstart, und einhergehend mit der angespannten wirtschaftlichen Situation, zog Eddie Jordan kürzlich die Reißleine und beschloss die Belegschaft um 15 Prozent zu verringern, um so die Existenz seines Rennstalls weiterhin zu Gewähr leisten.

"Ich bin ein Geschäftsmann und Unternehmer und Fakt ist, dass wenn man mehr ausgibt als man besitzt, man am Ende Pleite geht", machte der Ire am Rande des Großen Preises von Spanien dieser Tage keinen Hehl daraus, dass er gar nicht anders konnte als einen radikalen Sparkurs einzuschlagen. Zwar konnte man zuletzt mit Virgin Mobile und Liqui Moli neue Sponsoren und Partner gewinnen, doch in der immer teurer werdenden Königsklasse ist das Geld bei Jordan knapp. Besonders schmerzt den Teamchef, dass er auch einige Leute entlassen musste die er hoch schätzt: "Was ich tun musste, war wirklich sehr schmerzhaft. Ich habe einige der Leute, die ich entlassen musste, wirklich geliebt. Doch sie wussten, dass etwas unternommen werden musste. Meine Verpflichtung ist es, sicherzustellen, dass Jordan auch weiterhin in der Formel 1 vertreten bleibt."

Die Sparmaßnahmen haben zur Folge, dass in allen strategisch wichtigen Bereichen Führungspersonen entlassen werden mussten. Mit Trevor Foster (Geschäftsführer), John Putt (Finanzdirektor), Tim Holloway (Technikchef) und David Brown (Renningenieur), traf es auch erfahrene und langjährige Begleiter Jordans. Ob es Eddie Jordan gelingen wird mit weniger Personal den Rückstand auf die Top-Teams aufzuholen, bleibt abzuwarten. Viele Beobachter und Motorsportexperten bezweifeln das, doch Jordan vertraut auf den Kampfgeist seines Teams, welcher seinen eigenen Worten nach gut sei. Darüber hinaus hofft er, dass man Ende der Saison konkurrenzfähiger und sich die Situation dann wieder freundlicher darstellen wird.

Ein weiteres über seinem Team schwebendes Damoklesschwert ist die Zusammenarbeit mit Motorenpartner Honda, welche angeblich von Seiten der Japaner gegenwärtig grundlegend überdacht wird. Zwar hat Jordan einen Vertrag mit Honda, der ihm auch in der Saison 2003 die Belieferung mit Motoren garantiert, doch ob dieser eingehalten wird oder die Zusammenarbeit darüber hinaus verlängert wird, ist derzeit sehr ungewiss.

"Jedermann sagt, dass Honda bei uns aussteigt, doch davon weiß ich nichts. Die Zusammenarbeit mit ihnen verläuft sehr gut und ich habe einen Vertrag der bis Ende nächsten Jahres gilt", klammert sich der 54-Jährige an die Hoffnung, dass sich die Japaner zumindest an die ursprüngliche Vereinbarung halten werden.

Da sich hinter den Kulissen aber abzeichnet, dass Honda in Zukunft wohl mit British American Racing nur noch ein Team unterstützen will, hört sich Jordan bereits jetzt nach Alternativen um. Bei der gegebenen wirtschaftlichen Situation seines Teams hofft der Ire, dass er, gesetzt den Fall die Zusammenarbeit mit Honda wird tatsächlich beendet, einen adäquaten Ersatz findet und wieder in den Genuss eines Werksmotors kommt. Denn für einen Kundenmotor bezahlen zu müssen, würde sein Team schwer treffen und wäre möglicher Weise nur über weitere Entlassungen und Kürzungen möglich.