• 23.04.2002 21:19

  • von Fabian Hust

Jordan-Honda feuert 15 Prozent der Belegschaft

In einer groß angelegten "organisatorischen Umstrukturierung" fallen bei Jordan 15 Prozent des Personals dem Rotstift zum Opfer

(Motorsport-Total.com) - Eddie Jordan hat seine Ankündigung von einem "kleineren und straffer organisierten Team" wahr gemacht. Das Jordan-Honda-Team gab am Dienstagabend eine umfangreiche "organisatorische Umstrukturierung" bekannt, die auf das Team massive personelle Auswirkungen hat. Seit November vergangenen Jahres habe das Management des Teams eine überarbeitete Struktur ausgearbeitet, mit der man nicht nur die Kosten senken will, sondern auch an die erfolgreiche Saison 1999 anknüpfen möchte, in der man WM-Dritter wurde.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan (Teamchef)

Eddie Jordan schickt sein Team auf einen Zwangssparkurs

In erster Linie dürften die ausgebliebenen Erfolge verbunden mit geringeren Sponsoringeinnahmen Schuld daran sein, dass Teamchef Eddie Jordan den Rotstift ansetzen muss. Aber auch die allgemeine wirtschaftliche Lage gestattet es dem Iren nicht, mit der bisherigen Teamgröße weiter zu operieren. So wird die Mannschaft um rund 15 Prozent auf knapp über 200 Mitarbeiter zusammengestrichen. Der erst kürzlich verpflichtete Designer Eghbal Hamidy, der sich zur Zeit offiziell im Urlaub befindet, war vermutlich angesichts seines hohen Gehaltes der erste Mitarbeiter, der seinen Koffer packen musste. Hamidy wurde in der Pressemitteilung mit keinem Wort erwähnt.

Mit Managing-Direktor Trevor Foster und Chefingenieur Tim Holloway folgen dem Iraner zwei weitere große Namen, die mit sofortiger Wirkung ihre Schreibtische räumen müssen. Chief Operationg Officer John Putt wird das Team ebenfalls verlassen, aber erst dann, wenn er die Übergangsphase in die neue Management-Struktur gemanaged hat. Eddie Jordan wird in Zukunft die sportlichen und kommerziellen Aspekte des Teams selbst überwachen. Die technische Seite betreuen Design- und Entwicklungsdirektor Henri Durand und Renn- und Testingenieur Gary Anderson.

"Ich möchte John, Trevor und Tim für alles bedanken, was sie mit uns erreicht haben", so Eddie Jordan. "Es war ein schwieriger Start in die Saison für uns, aber wir gruppieren uns jetzt für einen noch energischeren Angriff auf die verbleibenden 13 Grand Prix um. Ich möchte unserem ganzen Personal für ihre harte Arbeit und ihre weiterhin vorhandene Widmung bedanken."

Der Ire glaubt, dass seine Strategie des schlankeren Teams aufgehen wird: "Jordan war schon immer am besten, wenn es mager und effizient war. Sobald man merkt, dass Unbekümmertheit hineinkommt oder die Kosten exorbitant werden, muss man bedacht vorgehen. Wir haben eine unglaubliche Gruppe von Leuten bei Jordan, die unermüdlich am Erfolg arbeiten. Diese Veränderungen werden für eine effizientere Struktur sorgen, zu einer Zeit, in der wir uns auf die Leistung und Zuverlässigkeit unserer Autos konzentrieren."

Das Jordan-Team kämpft seit dem Jahr 1999, als man mit Heinz-Harald Frentzen ein siegreiches Team war, gegen den Rückfall ein. Trotz einer Partnerschaft mit Honda, von denen man kostenlose Werksmotoren erhält und eines nach außen hin gesund wirkenden Sponsoringaufkommens, kann das Team bei weitem nicht an die alten Erfolge anknüpfen. In diesem Jahr konnte man bisher noch keinen WM-Punkt einfahren.

Zwar konnte man mit der Deutschen Post und dem Tochterunternehmen DHL im letzten beziehungsweise in diesem Jahr neue große Sponsorendeals abschließen, dafür drehte der bisherige Hauptsponsor des Teams "Benson and Hedges" seinen Geldhahn zu und verlängerte den Vertrag als Hauptsponsor nicht. Stattdessen tritt die Zigarettenmarke nur noch als einer von vielen Sponsoren auf. Eddie Jordan gilt allerdings als ausgefuchster Geschäftsmann, der schon schwierigere Zeiten in der Formel 1 durchgemacht hat und sich von nichts blenden lässt. Aus diesem Grund geht zurzeit niemand davon aus, dass sich bei Jordan eine Pleite wie bei Prost wiederholen könnte.

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