• 12.07.2001 11:20

Jordan-Teamchef Eddie Jordan im Interview

Eddie Jordan spricht über die Probleme seines Teams, die letzten 10 Jahre, Trulli, Frentzen und Zukunftswünsche

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Für Eddie Jordans Team ist die Saison 2001 bisher ein merkwürdiges Jahr gewesen. So gut die Gelben in der Qualifikation am Samstag auch bislang gewesen sind, im Rennen konnte man dies nur selten umsetzen. So konnten Jarno Trulli und Heinz-Harald Frentzen bislang auch nur 15 WM-Punkte einfahren und gegenwärtig liegt das Jordan-Team auf Platz fünf in der Konstrukteurswertung mit einem Punkt Rückstand auf Sauber. Vor dem Heim-Grand-Prix seines Teams in Silverstone, bezog nun Eddie Jordan Stellung zu den Problemen in dieser Saison und ließ noch einmal die 10 Jahre seines Teams in der Formel 1 Revue passieren.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan (Teamchef)

Eddie Jordan hofft, dass sein Team bald ein 'big player' wird

Frage: "Nach den letzten Problemen müssen Sie mit dem fünften Platz in Frankreich doch zufrieden gewesen sein oder?"
Eddie Jordan: "Ja, unsere beiden Autos sind ins Ziel gekommen, insofern war ich zufrieden. Einer unserer Fahrer war in den Punkten, der andere wegen eines kleinen Fehlers leider nicht."

Frage: "Sind die Probleme mit der Standfestigkeit jetzt behoben?"
Jordan: "Kann ich ehrlich gesagt im Moment nicht gewiss sagen. Frankreich war auf jeden Fall ein gutes Zeichen, sodass wir mit erhobenem Haupt nach Silverstone kommen. Vor ein paar Jahren sind wir ohne einen Punkt nach Silverstone gegangen, was jetzt nicht der Fall ist. Deshalb sind wir auch in keiner schlechten Stimmung. Natürlich ist es auf der anderen Seite aber auch frustrierend, denn ich weiß, dass wir das Potenzial zu besseren Leistungen besitzen. Wir müssen ganz einfach unser Auto verbessern, den Motor verbessern, einfach das Gesamtpaket muss stärker werden."

Frage: "Heinz-Harald Frentzen hat in diesem Jahr Jarno Trulli bislang lediglich einmal in der Qualifikation geschlagen. Sind Sie besorgt, dass er seine Form, seine Schnelligkeit oder was auch immer verloren hat?"
Jordan: "Jarno ist wie Michael. Michael ist in der Qualifikation einfach außergewöhnlich gut, und das gilt meiner Meinung nach auch für Jarno. Aber wenn man Heinz-Harald im Rennen im Frankreich gesehen hat, weiß man, dass er sehr stark war. Das Problem war lediglich, dass er nicht auf der Haltemarkierung beim Boxenstopp angehalten hat. Wenn man Probleme beim Ansetzen des Tankschlauchs hat verliert man nun einmal ein paar Sekunden. So etwas kostet einem am Ende dann die Punkte. Aber es ist gar nicht mal der Punkt, welchen man selbst verliert, sondern man schenkt diesem seinen eigenen Konkurrenten dadurch."

Frage: "In der Qualifikation ist das Team immer sehr schnell, warum könnt ihr diese Form aber nicht in das Rennen hinüber retten?"
Jordan: "Keine Ahnung. In Frankreich wurde ja fast jeder überrundet, aber es gibt einfach eine Lücke zwischen den beiden Top-Teams, welche jetzt von Williams Unterstützung erfahren, und zwischen Jordan."

Frage: "Silverstone ist für Jordan unumstritten das wichtigste Rennen. Was bedeutet dieser Heim-Grand-Prix für das Team?"
Jordan: "Oh, da gibt es eine Menge Dinge. Zuerst einmal ist es unser Heimspiel, dann gibt es die ganzen Partys und natürlich auch den Druck. Viele Iren kommen zum Rennen, weil gerade Ferienzeit ist und es auch nicht sehr kostspielig ist. Silverstone ist glaube ich seit den 70er-Jahren mein Zuhause. 25 Jahre, oder so, seines Lebens vergisst man aber nicht, Man hat viele Freunde kennen gelernt, Menschen, welche mich von Beginn an unterstützt haben als niemand sonst an mich geglaubt hat. Silverstone ist aber schon einfach immer fantastisch gewesen."

Frage: "Dies ist jetzt die zehnte Formel-1-Saison von Jordan. Was bedeutet es Ihnen so lange überlebt und durchgehalten zu haben?"
Jordan: "Es bedeutet mir wirklich eine Menge. Hauptsächlich deshalb, weil ich es trotz all der Schwierigkeiten geschafft habe. Die Realität ist die, dass ich denke, dass Jordan möglicher Weise nicht hier sein sollte. Aber wir sind hier und wir haben eine große Unterstützung durch die Leute und die Motorsportfans. Jordan besitzt seinen Platz in der Formel 1 jetzt zurecht, denn wir haben unsere eigenen Fans. Ich meine, wir haben keine Fans von anderen Teams weggenommen sondern neue gewonnen, glaube ich jedenfalls. Und das haben wir selbst geschafft. Wir haben uns nicht unterkriegen lassen, obwohl es einige unschmeichelhafte Bemerkungen von der Presse gab, welche uns zugesetzt haben. Generell denke ich jedoch, dass sie fair gewesen sind. Wie dem auch sei, ich glaube, dass wir heute nicht in unserer jetzigen Position wären, hätte sich die Presse nicht damals auf uns gestürzt."

Frage: "Ihre Frau Marie hat vor kurzem erzählt, dass sie beide einige Opfer machen mussten. Offensichtlich sind diese es aber wert gewesen oder?"
Jordan: "Oh, das fragen Sie besser meine Frau. Manchmal denkt man, 'mein Gott, bin ich egoistisch gewesen'. Ich habe einen Großteil meiner Zeit mir selbst geraubt, indem ich viel unterwegs war und in Japan oder Amerika oder wo auch immer etwas zu tun hatte. Ich bin oft bei den Golfturnieren der Firmen oder spreche mit den Sponsoren. Es hat ganz gewiss seine Auswirkungen, wenn man nicht immer zu Hause ist. Manchmal ist das Leben halt einfach ein Kompromiss. Marie kommt damit zurecht. Es ist in der Tat so, dass sie sagt, dass sie sich von mir scheiden lassen würde, würde ich mit dem was ich tue aufhören."

Frage: "Wie anstrengend waren die letzten 10 Jahre denn?"
Jordan: "Zurückblickend muss ich sagen, dass es schwierig war. Einige meiner Prophezeiungen und Vorstellungen sind schlicht und ergreifend nicht eingetreten. Ich erinnere mich noch an eine Zeit, in der ich dachte, dass ich nach drei oder vier Jahren um Siege oder Weltmeisterschaften mitkämpfen können würde. 1990, als wir angefangen haben das Auto zu bauen, befanden wir uns am Ende der guten Zeiten. Die frühen 90er-Jahre waren sehr schwierig, finanziell gesehen, denn das Überleben allein war die Hauptaufgabe. Danach stabilisierte sich dann langsam alles und die ersten Gedanken an mögliche Erfolge kamen wieder auf."

Frage: "Von der geschäftlichen Seite betrachtet gab es einige Schlüsselmomente wie die Zusammenarbeit mit Peugeot, der Gewinn von Benson und Hedges als Hauptsponsor und zuletzt den Vertrag mit Honda, welche Jordan mit Werksmotoren ausstatten. Was bedeutet das für Sie?"
Jordan: "Wenn man die geschäftliche Seite dieses Sports betrachtet, so haben wir Honda, Bridgestone, Benson und Hedges, Mastercard, die Deutsche Post und so weiter als unsere Partner gewinnen können. Alles ziemlich große, international agierende Unternehmen. Es bedarf einer enormen Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft diese Leute zu gewinnen. Ich glaube, dass dies vermutlich die für mich zufrieden stellendste Sache ist diese Firmen überzeugt zu haben. Und technisch entwickelt sich das Team derzeit auch sehr fortschrittlich, sodass ich wirklich glaube, dass wir schon bald ein 'big player' sein werden."

Frage: "Vermissen Sie auf irgendeine Art und Weise die guten alten Tage, in welchen weniger Leute im Team waren?"
Jordan: "Iren sind für gewöhnlich recht gesellige Leute, welche nicht an Sachen interessiert sind sondern an den Menschen. Insofern irritiert es mich jetzt, dass ich nicht mehr die Namen aller meiner Angestellten kenne."

Frage: "In den letzten 10 Jahren hat ihr Team selten ein gutes Ergebnis in Silverstone erzielt. Wie schaut es dieses Jahr aus?"
Jordan: "Vielleicht ändert sich ja jetzt alles. Es scheint jetzt so, als ob wir jetzt bei all den Rennen in der Vergangenheit, wo wir gut waren, heute schlecht sind. So lasst uns einfach darauf hoffen, dass Silverstone ein gutes Rennen wird."