• 06.03.2002 17:20

  • von Reinhart Linke

Jaguar ab Brasilien mit dem Vorjahresauto?

Die Anzeichen verdichten sich, wonach das Jaguar-Team ab dem dritten Saisonrennen in Brasilien den Vorjahres-R2 einsetzen wird

(Motorsport-Total.com) - Das Jaguar-Racing-Team denkt offenbar ernsthaft über den Einsatz des Vorjahresautos nach. Wie bereits am Dienstag berichtet hat das Team von Niki Lauda den Jaguar R3 nach dem Australien-Grand-Prix nicht wie geplant direkt nach Sepang geflogen, wo am 17. März mit dem Grand Prix von Malaysia das zweite Saisonrennen stattfindet, sondern zurück nach Großbritannien. Dort soll der Jaguar R3 schnellstens überarbeitet werden und dann auf den Flug nach Malaysia geschickt werden.

Titel-Bild zur News: Eddie Irvine (Jaguar Racing)

Eddie Irvine könnte schon in Brasilien wieder im Vorjahres-R2 sitzen

Wie Jaguar-Racing-Pressesprecher Nav Sidhu der Nachrichtenagentur 'Reuters' erklärte, wird in Malaysia der Jaguar R3 zum Einsatz kommen. "Wir fahren in Malaysia mit dem R3", erklärte der Pressesprecher. "Was wir nach dem Rennen in Malaysia machen, wird derzeit überlegt." Demnach könnte beim dritten Saisonrennen am 31. März im brasilianischen Sao Paulo der modifizierte Vorjahres-Jaguar zum Einsatz kommen.

Der Jaguar R3 wird in Malaysia verwendet, danach könnte der modifizierte Vorjahres-R2B zum Einsatz kommen

Offenbar schaffen es die Techniker in Milton Keynes nicht, den 2001er-Wagen bis zum Rennen in Malaysia an das derzeit gültige Reglement anzupassen. Da sich im Vergleich zum letzten Jahr an den Regeln nur wenig geändert hat, könnte man nach dem Einbau einer mechanischen Servolenkung, Vergrößerung der Heckleuchten und Rückspiegel, dem Einsatz stabilerer Halteseile in den Aufhängungen und bestandenem 2002er-Crashtest mit dem R2B an den Start gehen. Das Interimsauto war zuletzt bei Testfahrten meist schneller als der neue Jaguar R3.

Damit wäre Jaguar Racing das zweite Team nach Ferrari, welches mit dem Vorjahresauto in der Saison 2002 antritt. Auf Grund von Zuverlässigkeitsproblemen verzichteten die Italiener bisweilen auf den Einsatz des F2002. Ob der neue Ferrari in diesem Jahr überhaupt noch zum Einsatz kommt, ist ohnehin noch fraglich, da der modifizierte Vorjahreswagen in Melbourne haushoch überlegen war.

Für das Jaguar-Racing-Team verlief der Saisonstart derweil enttäuschend. Die "Grünen" fuhren der Konkurrenz in Melbourne weit hinterher und mussten sich im Qualifikationstraining sogar einem Minardi-Asiatech geschlagen geben, als sich Eddie Irvine und Pedro de la Rosa hinter Lokalmatador Mark Webber nur für die Startplätze 19 und 20 qualifizieren konnten.

Der R3 hatte von Anfang an grundsätzliche Probleme

Derweil hatte Technikdirektor Günther Steiner in einem Interview mit der teameigenen Website angekündigt, dass man schon in Malaysia einige wenige neue Teile am R3 verwenden wird. "Es wird bis Malaysia nur wenige Verbesserungen geben, aber einige schon", kündigte der Österreicher an.

Schon bei der ersten Testfahrt des Jaguar R3 Anfang Januar stellte das Team grundsätzliche Probleme des Autos im Bereich der hinteren Radaufhängung und der Aerodynamik fest. Der Wagen war zum größten Teil im Swift-Windkanal in Kalifornien entwickelt worden, vor dem Fachleute schon lange warnen.

Inzwischen hat auch Jaguar Racing mitbekommen, dass der Windkanal, in dem der R3 entwickelt wurde, falsche Daten liefert. So gestand auch Teamchef Niki Lauda im Februar ein, dass der Windkanal in Kalifornien eigentlich gar nicht funktioniert. Trotzdem hat man sich von Technikdirektor Steve Nichols getrennt. Seit Anfang Februar hat Günther Steiner seine Aufgaben übernommen.