• 06.03.2002 17:39

  • von Fabian Hust

Michelin stellt Expertenmeinungen auf den Kopf

Michelins Sportdirektor Pierre Dupasquier hat einige der bisherigen Expertenmeinungen auf den Kopf gestellt

(Motorsport-Total.com) - Fast alle Experten waren sich nach dem ersten Formel-1-Rennen der Saison 2002 einig, dass vor allem die Reifen dafür sorgten, dass McLaren-Mercedes und BMW-Williams gegen Ferrari keine Chance hatten. Besonders auf halb-nasser Strecke war der Vorsprung der japanischen Pneus wieder einmal eklatant. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug übte recht offen Kritik an Michelin und erklärte, dass vor allem die kühlen Temperaturen von unter 20 Grad den französischen Pneus Probleme bereitet hätten. Auch die Tatsache, dass Regen die Piste immer wieder vom Gummiabrieb befreite, soll dem Gummi aus Frankreich nicht bekommen haben.

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier

Pierre Dupasquier sorgt mit seinen Aussagen für Stirnrunzeln

Doch glaubt man den Aussagen von Michelins Sportdirektor Pierre Dupasquier gegenüber 'Sport1', dann sind so gut wie alle Expertenmeinungen schlichtweg falsch. Dass Michelin gegenüber Bridgestone zurzeit im Rückstand ist, glaubt der Franzose nicht, im Gegenteil. Wenn die Aerodynamik von McLaren und Williams genauso gut wie bei Ferrari sei, dann habe Michelin "zwei Sekunden Vorsprung" auf die japanische Konkurrenz ? davon ist Dupasquier überzeugt. Kritisieren BMW-Williams und vor allem McLaren-Mercedes Michelin, gibt Michelin nun die Kritik postwendend zurück.

Ein weiteres Urteil von Dupasquier, das den beiden Ferrari-Verfolgerteams gar nicht fallen wird: "Nur Ferrari hat sich gegenüber 2001 verbessert." Dupasquier sieht anhand der Tatsache, dass sich Sauber und Jordan kaum steigern konnten, eine weitere Tatsache: "Ich will damit sagen, dass ich überhaupt keine Verbesserungen bei Bridgestone sehe." Die niedrigen Top-Speeds verbunden mit dem guten Auftreten des Ferraris in den Kurven ist für Dupasquier ein Indiz dafür, dass nicht die Reifen, sondern die Aerodynamik für das starke Auftreten von Schumacher in Melbourne verantwortlich war.

Hat Michael Schumacher also Unrecht, wenn er sagt, Bridgestone sei der größte Verdienst am Vorsprung von Ferrari zuzusprechen? Warum kritisieren die Teamchefs den Michelin-Reifen, wenn es dazu angeblich gar keinen Grund gibt? Die Aussagen von Pierre Dupasquier sind in der Tat etwas fragwürdig. Wie auch seine Behauptung, dass ein "Reifen ein paar Zehntel ausmachen kann, Aerodynamik jedoch Sekunden ausmacht". Wie will dann Michelin zwei Sekunden Vorsprung auf Bridgestone haben? Bei solchen Behauptungen wird sich jeder Formel-1-Experte am Kopf kratzen...