Ist Jaguar ab 2004 auf einen Bezahlfahrer angewiesen?
Geringere Einnahmen aus dem Kundenmotorengeschäft könnten bedeuten, dass der zweite Fahrer für sein Cockpit bezahlen muss
(Motorsport-Total.com) - Um den Einstieg seines Sohnes mit Minardi in die Formel 1 sicherzustellen, hätte Justin Wilson Vater notfalls seine Autowerkstatt verkauft, doch soweit kam es schließlich nicht.

© Jaguar
Unter Umständen muss Wilson nächstes Jahr für das Jaguar-Cockpit bezahlen
Mit dem Geistesblitz eine Wilson-Aktie herauszugeben und Anteile am F3000-Meister der Saison 2001 zu verkaufen, um dadurch die nötige Summe für das Minardi-Cockpit zusammenzubekommen, hatte Wilson-Manager Jonathan Palmer eine gute Idee und konnte den jungen Piloten schlussendlich in die Königsklasse bringen.
Die Leistungen seines Schützlings in der ersten Saisonhälfte auf der einen, und die Unzufriedenheit mit Antonio Pizzonias Rennergebnissen auf der anderen Seite, überzeugten schließlich das Jaguar-Team davon einen Fahrerwechsel vorzunehmen. Seit dem Großen Preis von Deutschland fährt Wilson nun für den britischen Rennstall. Mit dem Wechsel von Minardi zu Jaguar Racing gelangte der 25-Jährige auch in die Situation für sein Cockpit nicht mehr bezahlen zu müssen, sondern vom Team ein Gehalt zu beziehen.
Allerdings ist noch längst nicht entschieden ob Wilson auch 2004 für Jaguar starten kann. Die Liste der um das zweite Cockpit Schlage stehenden Bewerber ist nach Auskunft von Teamchef Tony Purnell derzeit sehr lang. Selbst wenn es Justin Wilson gelingt als Stammfahrer bei den "Raubkatzen" unterzukommen, so könnte sich seine Situation in finanzieller Hinsicht schon bald wieder ändern. Der Absprung vom Bezahlfahrer zum dauerhaft vom Team bezahlten Stammfahrer scheint derzeit nämlich bei Jaguar Racing in weite Ferne gerückt.
Ursache hierfür sind verschiedene Faktoren. So sind die Motorenverträge mit Jordan und Minardi für die nächste Saison noch nicht unter Dach und Fach und zumindest einer der jetzigen Kunden, der zu Ford gehörenden Motorenschmiede Cosworth, könnte unter Umständen abspringen. In diesem Fall würde weniger Geld in die eigenen Kassen gelangen und da man einen Teil des Jaguar-Budgets aus den Einnahmen aus dem Kundenmotorengeschäft bestreitet, muss das Geld an anderer Stelle wieder hereingeholt werden. Zum Beispiel durch einen für sein Cockpit bezahlenden Piloten.
Sollte es Jaguar Racing gelingen die Saison auf Platz 5 in der Konstrukteurswertung zu beenden, so darf man jedoch mit mehr Geld aus dem Topf der Einnahmen aus den Fernsehübertragungen rechnen. Auf der anderen Seite wird man aber Teamsponsor Hewlett-Packard, die sich zukünftig rein auf BMW-Williams konzentrieren werden, verlieren. Unterm Strich spricht derzeit also viel dafür, dass der zweite Pilot deshalb ein paar Millionen mitbringen muss, um für das Team aus Milton Keynes fahren zu dürfen.
Sollten sich diese Vermutungen bewahrheiten, so könnte Justin Wilson, insofern es ihm gelingt sich das Jaguar-Cockpit zu sichern, vom Regen in die Traufe gekommen sein. Einen nicht zu unterschätzenden Unterschied gäbe es aber dennoch: Er säße 2004 von Saisonbeginn an in einem konkurrenzfähigerem Auto als dieses Jahr und für eingefahrene WM-Punkte gibt es normalerweise Prämien.

