Hülkenberg: "Es ist traurig"

Nico Hülkenberg über den Trend in der Formel 1, wonach Geld mehr zählt als Talent sowie über sein erstes Aufeinandertreffen mit Paul di Resta

(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg nagt nach wie vor schwer an der Tatsache, dass er in der Formel 1 trotz einer formidablen Debütsaison bei Williams - gekennzeichnet von 22 WM-Punkten und einer Pole-Position in Sao Paulo - in dieser Saison kein Stammcockpit erhalten hat. Zwischenzeitlich sah es sogar danach aus, dass er sich nach dem Premierenjahr komplett aus dem Grand-Prix-Zirkus würde verabschieden müssen.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Bei Force India fand Nico Hülkenberg als Dritter Fahrer doch noch ein Cockpit

"Dann hätte ich wahrscheinlich die Welt nicht mehr verstanden", gesteht Hülkenberg gegenüber 'Formula1.com'. Der letztjährige Williams-Pilot ringt nach wie vor um eine schlüssige Erklärung der Entwicklungen rund um seine Person während der vergangenen Monate. "Zum Glück konnten wir das Schlimmste abwenden und ich bin nach wie vor in der Formel 1 dabei", so der ehemalige GP2-Champion, der gleichzeitig zugibt, dass es ihm unendlich schwer fällt, zu akzeptieren, nicht mehr in der Startaufstellung zu stehen.

Brieftasche geht vor Talent

Andererseits sieht sich Hülkenberg nicht in der Lage, an der gegenwärtigen Situation, nicht nur ihn selbst, sondern die Formel 1 generell betreffend, etwas ändern zu können. "Es macht keinen Sinn, sich verrückt zu machen", wie der Deutsche inzwischen weiß. Für die Zukunft hat er sich jedenfalls vorgenommen, ähnliche Situationen nach Möglichkeit zu vermeiden, indem er auf ein Team setzt, "wo das Talent noch zählt."

"Es gibt ganz offensichtlich einige Teams im Feld, die auf Fahrer mit Geld angewiesen sind. Das ist etwas traurig", so Hülkenberg. "Wahrscheinlich sind es die derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen, denn ohne Sponsoren lässt sich der Rennsport nicht betreiben", glaubt er die Ursache dafür zu kennen. Allerdings lässt er keinen Zweifel daran, dass er lieber anders sehen würde: "Natürlich wäre es besser für die Formel 1, wenn die besten Fahrer rein mit ihrem Talent gegeneinander antreten würden, anstatt mit ihrer Brieftasche."

Vergleich mit di Resta nicht fair

Inzwischen ist Hülkenberg froh, bei Force India als Dritter Fahrer eine neue Heimat gefunden zu haben, die ihn zumindest bei allen diesjährigen Grands Prix vor Ort sieht und ihm zudem gute Chancen auf eine Rückkehr in ein Stammcockpit zur Saison 2012 eröffnet. Im Zuge der Testfahrten in Valencia traf der Deutsche erstmals auf den Fahrer, der ihm ein mögliches Force-India-Stammcockpit in dieser Saison noch weggeschnappt hat: den Schotten Paul di Resta.

Die Tatsache, dass er während der Tests die schnelleren Zeiten als der Stammfahrer in den Asphalt gebrannt hat, will Hülkenberg allerdings nicht überbewerten. "Es war kein fairer Vergleich", räumt er ein. "Paul saß lediglich zwei Stunden im Auto, zudem waren die Bedingungen nicht dieselben." Dass Hülkenberg im noch alten Fahrzeug dennoch eine gute Leistung abgeliefert hat, macht ihn für Zukunft nur noch begieriger: "Ich habe es wirklich genossen, wieder im Formel-1-Auto zu sitzen, jetzt will ich mehr."