Hondas Ansprüche sind dieses Jahr gewachsen

Shuhei Nakamoto, Hondas Motorenchef, erklärt, warum er sich über zweite Plätze von BAR nicht mehr freuen kann

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Erfolg wachsen die Ansprüche, das ist in der Formel 1 längst kein Geheimnis mehr. Doch wie schnell man bei BAR-Honda davon übergegangen ist, jeden Podestplatz zunächst euphorisch zu bejubeln und anschließend nur noch als selbstverständlich hinzunehmen, ist selbst für die Königsklasse ungewöhnlich.

Titel-Bild zur News: Jenson Button und Shuhei Nakamoto

2004 ist Nakamoto (rechts) und seinem Team endlich der Durchbruch gelungen

"Erfolg macht süchtig", gab daher nun Hondas Motorenchef Shuhei Nakamoto im Interview mit 'Motorsport aktuell' zu. "Ich war sehr glücklich, als Jenson in Malaysia Dritter wurde. Ein paar Wochen später, nach Platz zwei in Monaco, war ich enttäuscht. Ich hatte gedacht, wir könnten dieses Rennen gewinnen, doch Renault hat unsere Pläne mit einer starken Quali-Leistung zunichte gemacht. Hätte mir jemand zwei Monate zuvor gesagt, dass wir in Monaco Platz zwei nach Hause fahren, hätte ich mich noch gefreut. Das zeigt, wie weit unsere Ansprüche in diesem Jahr gereift sind."#w1#

Nun soll sogar der Vize-WM-Titel in beiden Wertungen her

Auch die Saisonziele haben sich längst verschoben - hätte man sich noch vor dem Auftaktrennen mit einem Schlussrang unter den besten Fünf der Konstrukteurs-WM zufrieden gegeben, so will man nun unbedingt noch Renault angreifen und die Vizeweltmeisterschaft nach Brackley holen. Selbst bei den Fahrern spekuliert Jenson Button noch mit dem zweiten Platz. Und: Nach den zahlreichen Podestplätzen soll endlich auch der erste Sieg her.

Honda hat zum derzeitigen Hoch des Teams sicher einen gewichtigen Beitrag geleistet, der Schlüssel zum Erfolg, so Nakamoto, läge aber in der Zusammenarbeit zwischen den Mannschaften in England und Japan: "Die Zeiten, in denen BAR und Honda eigene Süppchen gekocht haben, sind vorbei. Wir sind ein Team geworden." Dennoch hat jede Seite der Partnerschaft auch intern Fortschritte gemacht - bei BAR wurde das Chassis dank Geoff Willis zum Top-Fahrwerk, Honda speckte überflüssige Kilos ab.

Nakamoto: "Unsere Motoren waren immer zu schwer"

Dennoch: "Ich bin mir nicht sicher, ob wir auf dem Motorensektor die Nummer eins sind", gab Nakamoto offen zu Protokoll. "Ich weiß nur, dass wir gute Arbeit geleistet haben. An Power hat es nie gefehlt, unsere Motoren waren aber immer zu schwer. Im Vorjahr haben wir endlich einen Weg gefunden, wie wir den Motor ohne Leistungseinbuße leichter bauen können."

"Am Anfang dieser Saison waren wir auf dem Stand von Suzuka 2003", fuhr der 47-jährige Japaner, der seit mehr als 20 Jahren für die Rennsportabteilung von Honda arbeitet, fort. "Das hört sich jetzt nicht umwerfend an, aber wenn man bedenkt, dass wir gleich viel PS aus einem Motor gekitzelt haben, der leichter ist und zudem ein ganzes Wochenende halten muss, dann haben wir unsere Hausaufgaben nicht schlecht gelöst."