Honda trotz Silverstone-Debakel weiter optimistisch

Honda-Teamchef Nick Fry gibt zu, dass seine Mannschaft momentan in der Krise steckt, glaubt aber, dass bald ein Ausweg gefunden werden kann

(Motorsport-Total.com) - Ein einziges Mal - dank Jenson Button in Malaysia - schaffte Honda in der laufenden Saison bisher den Sprung auf das Podium, obwohl die Japaner neben Renault im Winter das schnellste Auto hatten. Spätestens seit dem Europaauftakt ist der RA106 jedoch nicht mehr so konkurrenzfähig wie die Renaults, Ferraris und McLaren-Mercedes' - und am vergangenen Wochenende war man sogar erstmals langsamer als das BMW Sauber F1 Team.

Titel-Bild zur News: Nick Fry

2005 hatte Nick Frys Team nach acht Rennen noch keinen einzigen WM-Punkt...

Die in Brackley stationierte Truppe erlebte in Silverstone einen katastrophalen Sonntag: Erst schied Lokalmatador Button nach einer kurzen Aufholjagd vom 19. Startplatz schon in der neunten Runde wegen eines Öllecks aus, dann fiel Rubens Barrichello, der am Ende mit einer Runde Rückstand Zehnter wurde, immer weiter zurück. Honda ging damit ausgerechnet beim zweiten Heimspiel neben Suzuka zum ersten Mal in dieser Saison völlig leer aus.#w1#

Fry zeigt Verständnis für Buttons Frust

"Das muss klarerweise deprimierend und entmutigend für Jenson sein." Nick Fry

Gerade für Button ein Drama, wie Teamchef Nick Fry weiß: "Das muss klarerweise deprimierend und entmutigend für Jenson sein", sagte er nach dem Rennen, "aber wir können ihm jetzt nur darüber hinweghelfen, indem wir unsere Probleme lösen. Wichtig ist jetzt für ihn, dass er nur noch von Tag zu Tag denkt und seinen Kopf von all diesen Schwierigkeiten frei bekommt. Das Erfassen des Gesamtbildes würde ihn momentan wahrscheinlich überfordern."

"Ich glaube, dass er sich jetzt feste, aber erreichbare Ziele setzen sollte, um das Blatt zu wenden", gab Fry seinem Schützling einen gut gemeinten Ratschlag. "Das Team hat jedenfalls volles Vertrauen in beide Fahrer. Sie genießen unsere volle Unterstützung. Wir werden schon nach Montréal einige Verbesserungen bringen. Abgesehen davon haben wir noch einige weitere Komponenten in der Pipeline, die dann später kommen werden."

Hondas Problem war bisher, dass man den RA106 nicht in derselben Geschwindigkeit weiterentwickeln konnte wie die Konkurrenz - Renault, Ferrari und McLaren-Mercedes starteten ja mit einer vergleichbaren Basis in die Saison, sind nun aber um Längen an den Japanern vorbeigezogen. Dies soll mittelfristig mit dem zweiten Windkanal gelöst werden, der demnächst in Betrieb geht, kurzfristig sind aber eher keine Wunderdinge zu erwarten.

2005 hatte BAR-Honda nach acht Rennen noch keinen Punkt

"Wir sind immer noch davon überzeugt, dass unser Auto von der Basis her sehr gut ist." Nick Fry

Aber: "Im vergangenen Jahr haben wir ja gezeigt, was wir können. Wir begannen mit einem wirklich sehr schlechten Auto, aber Jenson holte dann in den letzten zehn Rennen der Weltmeisterschaft immer Punkte. Wir sind immer noch davon überzeugt, dass unser Auto von der Basis her sehr gut ist, aber es gibt ein paar Faktoren, die wir anpacken müssen, wenn wir unter allen Bedingungen das Maximum herausholen wollen", erklärte Fry.

"Es gibt nicht nur eine Sache, mit der wir alle Probleme lösen könnten", wischte er die Kritik vom Tisch, wonach vor allem die Aerodynamik verbesserungsbedürftig sei. "Es ist ein komplexes Ingenieursproblem, das in vielen Fällen komplexe technische Lösungen erfordert." Ob das Problem von Melbourne, als Button und Barrichello ihre Reifen nicht auf Temperatur bekamen, noch vorhanden ist, wollte der 49-Jährige jedoch nicht näher erläutern.

Mit einer Anschuldigung räumte er jedoch ganz klar auf: "Es gibt nicht Honda und das Team - Honda ist das Team! Sie sitzen bei uns in England. Wir arbeiten jeden Tag zusammen und geben gemeinsam unser Bestes. Es ist nicht so, dass wir von außen finanziert werden, Honda uns Geld schickt und uns damit arbeiten lässt. Sie sind mit ein Teil der Probleme und der Lösungen - genau wie wir. Wir stecken da gemeinsam drin", so Fry abschließend.