Herausforderung Wüste: Motoren im Blickpunkt
Rémi Taffin, Triebwerksingenieur bei Renault, erläutert die Herausforderungen des Wüstenrennens von Bahrain für die Motoren
(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende gastiert die Formel 1 zum zweiten Mal in Bahrain. Zwar durften nach der Hitzeschlacht von Malaysia fast alle Piloten ihre Motoren austauschen, weil sie bereits zwei Renndistanzen auf dem Buckel hatten, dennoch stellt der Wüsten-Grand-Prix eine spezielle Herausforderung dar.

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Der Sand ist der hartnäckigste Feind der Motoren beim Grand Prix von Bahrain
Der 'Bahrain International Circuit' wurde mitten in eine Wüstenlandschaft gebaut, was einerseits recht hohe Temperaturen mit sich bringt, andererseits aber auch feinen Sandstaub in der Luft. Die Teams arbeiten daher mit speziellen Luftfiltern, um die mikroskopisch kleinen Partikel von den Motoren fernzuhalten. Auch die Streckenführung selbst ist aber "ein ernstzunehmender Test für einen Formel-1-Motor", wie Renault-Motoreningenieur Rémi Taffin erläutert.#w1#
Bahrain eines der fünf schwierigsten Rennen für den Motor
"Die Motoren stehen 62 Prozent der Runde unter Volllast, was unter den fünf höchsten Werten der Saison liegt und vor allem die bewegten Teile des Motors extremen Belastungen aussetzt", erklärt er. "Gleichzeitig laufen die Motoren auf den zwei langen Geraden lange mit hoher Drehzahl, was die bewegten Blöcke vor eine zusätzliche Herausforderung stellt."
"Die größte und charakteristischste Gefahr in Bahrain ist aber die Aufnahme von Sand in den Motor", fährt Taffin fort. "Sand in den Kolben, Kolbenringen oder Ventilen wäre eine Katastrophe, weshalb wir besondere Aufmerksamkeit auf die Luftfilter legen und verschiedene Spezifikationen dabei haben. Das wirkt sich zwar negativ auf die Leistung aus, ist aber ein guter Kompromiss angesichts der Länge des Wochenendes. 2005 ist dies besonders wichtig, weil die Motoren in Imola - auf einer ähnlich anspruchsvollen Strecke - ein zweites Mal eingesetzt werden müssen."
Die Problematik ist simpel: Verwendet ein Team größere Kühleinlässe mit dichteren Luftfiltern, ist man zwar von der Zuverlässigkeit her besser aufgestellt, gleichzeitig geht dies jedoch auf Kosten der Aerodynamik. Renault muss diesbezüglich keine allzu ungemütlichen Kompromisse eingehen, wie Taffin unterstreicht: "In Malaysia haben wir gesehen, dass der R25 in Sachen Kühlung besonders gut ausgestattet ist."
Höhere Temperaturen bedeuten höhere Drehzahlen
"Mit ansteigenden Temperaturen", so der Renault-Ingenieur weiter, "steigt die Geschwindigkeit, mit der der Motor die Höchstleistung entfaltet - ungefähr um 300 Umdrehungen pro Minute pro zehn Grad höherer Temperatur. Das heißt, wir müssen bei höheren Temperaturen entweder höhere Drehzahlen fahren, was auf Grund von Standfestigkeitsüberlegungen nicht immer eine Option ist, oder wir passen die Luftzufuhr an, zum Beispiel in Form von längeren Einlasstrompeten. Der R25 wurde aber so ausgelegt, dass wir unabhängig von den atmosphärischen Bedingungen die Leistung optimieren können."
Am Renntag werden in Bahrain bis zu 35 Grad erwartet, was demselben Niveau wie Malaysia entspricht - allerdings bei geringerer Luftfeuchtigkeit, weshalb die körperliche Belastung für die Fahrer nicht ganz so dramatisch ist. Auf der Startaufstellung werden die Teams folglich wieder mit Trockeneis in den Seitenkästen arbeiten, um die Kühlung der Motoren möglichst lange aufrechtzuerhalten - schließlich ist das Fahren selbst wegen des Fahrtwindes nicht so problematisch wie Stillstand bei laufendem Motor.

