• 30.03.2005 09:54

1.000 und eine Nacht - Grand-Prix-Märchen in Bahrain

Prachtbauten im arabischen Stil, hochmoderne Rennstrecke mitten in der Wüste - Vorschau auf den Grand Prix von Bahrain 2005

(Motorsport-Total.com) - Nach der Premiere am 4. April 2004 gastiert die Formel 1 dieses Jahr erst zum zweiten Mal auf der Arabischen Halbinsel. Im Wüstenstaat Bahrain findet der derzeit einzige Grand Prix im Mittleren Osten statt. Um sich an die Gepflogenheiten des Islam zu halten, verzichtet die Formel 1 dort auf die obligatorische Champagnerdusche bei der Siegerehrung - stattdessen wird mit alkoholfreien Getränken gespritzt, nämlich einem Gemisch aus Granatapfel- und Rosenblütensaft. "Ich rieche jetzt wie eine Frau", spielte Jenson Button nach seinem dritten Platz 2004 grinsend auf den Champagner-Ersatz an.

Titel-Bild zur News: Turm an der Rennstrecke in Bahrain

Der 'Sakhir-Tower' gilt als Wahrzeichen des 'Bahrain International Circuit'

Vor Bahrain trat die Formel 1 erst einmal im arabischen Raum auf, nämlich 1958 in Marokko. Damals gewann Stirling Moss auf Vanwall.#w1#

Der 'Bahrain International Circuit' hält für die Fahrer zahlreiche Herausforderungen bereit. Sechs Links- und neun Rechtskurven sind zu meistern, zudem ist auf der 1,090 Kilometer langen Start-Ziel-Gerade ein guter Top-Speed gefragt. Die schnellste Rennrunde lag 2004 bei 1:30.252, was sich in etwa mit den Vorhersagen der Computersimulationen deckte. Das Rennen wird über 57 Runden oder 308,769 km ausgetragen.

Verbesserungen seit 2004

Die Neuerungen vor der 2005er Auflage des Rennens betreffen auch die Strecke selbst, denn der 'Sakhir Circuit' wurde in der vierten Kurve verbreitert, während man die Auslaufzonen aus Sand durch sandfärbigem Asphalt ersetzt hat, um den Fahrern im Falle eines Ausritts das Zurückfahren auf den Kurs zu ermöglichen. Darüber hinaus wurden hinter der Haupttribüne zahlreiche Palmen, Büsche und Sträucher angepflanzt, um das optische Erscheinungsbild zu verbessern.

Im Vordergrund stand jedoch bei allen Bemühungen das Wohlergehen der Fans, für die man die Erholungs- und Cateringzonen noch einmal auf Vordermann gebracht hat. Die Wege zwischen den Tribünen und dem Formel-1-Dorf wurden asphaltiert, damit Shuttle-Busse den Zuschauern die langen Gehmärsche ersparen können. Auch für VIPs wurde ein neuer Transportservice eingerichtet - mit Fahrzeugen von 'Land Rover'. Das Formel-1-Dorf selbst soll durch noch mehr Pflanzen über noch mehr Charme verfügen. Die Veranstalter haben darüber hinaus den Cateringservice verbessert und zusätzliche Geldautomaten aufstellen lassen. Sogar ein spezielles Unterhaltungsprogramm für die Abende ist geplant, zu dem demnächst Details bekannt gegeben werden. Zugang zum Formel-1-Dorf werden alle Fans haben, nicht nur VIPs oder Paddock-Club-Besucher.

Zusätzliche Videowalls für die Zuschauer

Die Zuschauer auf den Tribünen können sich indes auf neun Videoleinwände freuen, die das Geschehen auf der Rennstrecke zeigen. Ein eigens eingerichteter Fernsehsender des 'Bahrain International Circuit' wird in den Pausen das Geschehen rund um die Strecke ausstrahlen, während Neuigkeiten und das Renngeschehen in englischer und arabischer Sprache via Radio ausgestrahlt werden, wofür jeder zahlende Besucher gratis einen eigenen Empfänger erhält.

Strecke besitzt viele Auslaufzonen

Die Teams stellen ihre Flügel während des Rennwochenendes recht unterschiedlich ein: Sauber hat etwa auf maximalen Abtrieb setzen zu wollen, Renault hingegen auf flach eingestellte Flügel. Auch auf die Stabilität beim Bremsen muss Acht gegeben werden. "Für das Bremsen beim Einlenken wird eine Fahrzeugabstimmung benötigt, die ein hohes Maß an Stabilität ergibt", erläutert Willy Rampf, Technischer Direktor von Sauber. "Die Strecke besitzt viele Auslaufzonen, daher ist es dem Fahrer bei einem Ausritt ins Kiesbett möglich, ohne große Schwierigkeiten und Schaden am Auto wieder auf die Piste zurückzukehren. Das ist nicht schlecht, denn die außergewöhnliche Breite der Strecke ermutigt die Fahrer, zu überholen."

Gute Traktion am Ende von Start und Ziel erforderlich

"Sakhir verfügt über eine Vielzahl an Kurven", fährt er fort. "Die enge Kehre am Ende der Start-Ziel-Geraden erfordert gute Traktion, um die Geschwindigkeit für die darauf folgende Kurve aufzubauen. Der zweite Streckenabschnitt ist mit seinen Hochgeschwindigkeitskurven für die Fahrer recht anspruchsvoll."

Renault-Pilot Fernando Alonso fügt hinzu: "Wenn man in einer der langsamen Kurven einen Fehler macht, muss man bis zum Ende der nächsten Geraden die Position verteidigen. Eine gute Bremsstabilität, damit die Reifen nicht blockieren, sowie guter mechanischer Grip und ein starker Motor sind die entscheidenden Kriterien. Außerdem werden wir uns Gedanken über das Setup machen, wie man die Stabilität des Hecks beibehalten kann, auch wenn die Reifen wegen des neuen Reglements schon abgefahren sind."

Made "in" Germany

Die Rennstrecke im Süden der Hauptstadt Manama wurde vom deutschen Architekten Hermann Tilke entworfen. Zwischen dem offiziellen Baubeginn und dem ersten Grand Prix lagen 16 Monate, die Kosten werden mit 150 Millionen US-Dollar beziffert. Über 3.000 Menschen arbeiteten zu Spitzenzeiten an dem Projekt. 70.000 Kubikmeter Beton und 8.500 Tonnen Stahl wurden verbaut, außerdem 82.000 Reifen und 5.000 Meter FIA-Zaun zur Streckensicherung.

Die Anlage ist in ihrer Art einzigartig in der Formel 1. Sie vereint in den Gebäuden und Tribünen hochmoderne Technik mit Stilelementen arabischer Architektur. 45.000 Zuschauer haben Platz, die Haupttribüne bietet 10.000 Plätze. 13.000 Parkplätze stehen zur Verfügung. Es wurde eine zweispurige Zufahrtsstraße zwischen Stadt und Rennstrecke gebaut. Das Pressezentrum ist für 500 Journalisten ausgerüstet. Für die Truppe von 950 freiwilligen Helfern hat sich Bahrain Unterstützung aus Australien, Österreich und Frankreich geholt. Das Spezialtraining für diese Helfer wurde vom australischen Motorsportverband koordiniert.

'Sakhir-Tower' als Wahrzeichen

Der Kurs hat sein Wahrzeichen bereits gefunden: den sich nach unten verjüngende 'Sakhir-Tower', der acht Geschosse hoch aus der Wüstenszenerie herausragt. Die oberste Etage beziehen der Scheich und seine Gäste während des Rennens. Zuschauertribünen, Garagenkomplex und VIP-Lounges sowie die Gebäude für die Rennleitung tragen Dachaufsätze, die an die typischen Zelte der Wüstenvölker erinnert.

Die Strecke wird jedoch nicht ausschließlich von der Formel 1 genutzt. Ziel der Veranstalter ist, den Kurs 365 Tage im Jahr in Betrieb zu halten. Die Anlage bietet sechs Streckenvarianten. Die längste ist der Grand-Prix-Kurs mit 5,417 Kilometern. Die maximale Steigung beträgt 3,6 Prozent, das maximale Gefälle 5,6 Prozent. Zusätzlich stehen ein Testoval, eine Kart- sowie eine Dragster- und seit 2005 auch eine Offroad-Strecke zur Verfügung.

Der 'Sakhir Circuit' von Bahrain wurde am 17. März 2004 offiziell eröffnet. Bei der Veranstaltung fuhr DTM-Fahrer Jean Alesi mit dem W196R Stromlinie von Juan-Manuel Fangio die erste Runde. Außerdem legte er einige Runden mit dem Mercedes-Benz SLR McLaren zurück.

Land

Seit rund 8.000 Jahren ist Bahrain vom Meer umgeben. Bis dahin war das heutige Königreich Bestandteil der Arabischen Halbinsel. Das Land besteht aus 36 Inseln mit insgesamt 706 Quadratkilometern Boden, Bahrain, die Hauptinsel, ist 48 Kilometer lang und 16 Kilometer breit. Über 630.000 Einwohner leben unter der Herrschaft von König Hamad bin Isa bin Salman Al-Khalifa.

Geschichte

3.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung wurde das heutige Bahrain erstmals urkundlich erwähnt. Es hieß damals Dilmun und war ein Hafen an der Seehandelsroute nach Asien. Fisch und Perlen wurden die wichtigsten Handelsgüter des Landes. 600 vor Christus herrschten hier die Babylonier, später die Griechen. Um 1500, als die Europäer neue Wege nach Asien erkundeten, gehörte Bahrain zum portugiesischen Einflussbereich. Das heutige Herrscherhaus, die Al-Khalifa-Familie, regiert Bahrain seit 1783. Bahrain ist ein seit 1971 vom britischen Protektorat unabhängiges Arabisches Emirat.

Es gibt kein Parteiensystem und keine Wahlen. Der Islam ist Staatsreligion. Annähernd 90 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Davon sind rund 70 Prozent Schiiten und 30 Prozent Sunniten. Insgesamt leben knapp 670.000 Menschen in Bahrain, davon sind 63 Prozent Bahrainis, 19 Prozent Asiaten, zehn Prozent ausländische Araber und acht Prozent Iraner. Die Amtssprache ist Arabisch.

1932 wurde in Bahrain Öl in einer Menge entdeckt, die eine kommerzielle Nutzung ermöglichte. Das Land war damals der erste Staat am Persischen Golf, der Öl förderte. Heute machen Öl und Ölprodukte 61 Prozent des Exports aus. Da die Ressourcen schwinden, haben die weiterverarbeitende Industrie sowie die reichhaltigen Erdgasvorkommen und das internationale Bankwesen an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen. Mit den Einnahmen hat das Land das Bildungswesen und die Gesundheitsversorgung ausgebaut. Seit 1986 ist Bahrain auch wieder mit dem Festland verbunden: durch die 25 Kilometer lange König-Fahad-Brücke nach Saudi-Arabien.

Klima

Das Klima ist wüstenhaft trocken mit sehr milden Wintern und heißen Sommern mit hoher Luftfeuchtigkeit. Die Tageshöchsttemperaturen liegen um 30 Grad Celsius. Eine Besonderheit ist auch die Lage der Strecke mitten in der Wüste: Gleich bei der Premiere im Jahr 2004 verursachte ein Sandsturm am Sonntagmorgen eine extrem staubige Fahrbahn während des Rennens. Außerdem müssen die Teams spezielle Luftfilter einsetzen, damit kein Sandstaub in die Motoren gelangen kann.

Sehenswürdigkeiten

Dank seiner wechselvollen Geschichte bietet Bahrain eine Reihe interessanter Sehenswürdigkeiten. Das Nationalmuseum in der Hauptstadt Manama zeigt die Entwicklung des Landes von 3000 vor Christus bis heute. Das Bahrain Fort, vor über 500 Jahren für den Kampf gegen die Portugiesen gebaut, wurde restauriert und steht heute allen Besuchern offen.

Bahrain bietet seinen Gästen auch Möglichkeiten, mehr über die islamische Religion zu erfahren. Besichtigungen im Haus des Koran sowie in der Großen Moschee sind allen Besuchern des Landes möglich.

Shopping

Ein Muss beim Shopping in Bahrain ist der arabische Soukh. Gold und Teppiche werden hier traditionell angeboten. Heute kann man hier aber auch elektronische Geräte und andere moderne Konsumgüter kaufen.

Ausgehen

In Bahrain gibt es viele Nachtclubs und Discotheken, sowohl im westlichen wie auch im arabischen Stil. In den meisten Lokalen sind auch alkoholische Getränke erhältlich. Bahrain hat für jeden Geschmack zahlreiche Angebote, von arabischen über europäische bis hin zu vielen asiatischen Restaurants. Alleine das Ritz-Carlton in der Nähe der Rennstrecke bietet neun verschiedene Möglichkeiten. Darüber hinaus lädt das Overlook Café am Pool zum Entspannen ein.

Rückblick auf die vergangenen Jahre

2004: Doppelsieg für Ferrari bei der Premiere
Michael Schumacher und Rubens Barrichello setzen sich von Anfang an von den Verfolgern ab und fahren einen nie gefährdeten Ferrari-Doppelsieg sicher ins Ziel. Mit fast einer halben Minute Rückstand wird Jenson Button vor Jarno Trulli (Renault) als Dritter abgewinkt. Mann des Rennens ist aber Buttons BAR-Honda-Teamkollege Takuma Sato, der gegen David Coulthard (McLaren-Mercedes) das Überholmanöver des Rennens liefert und am Ende mit Platz fünf für seine beherzte Vorstellung belohnt wird. Trotz des turbulenten Rennverlaufs sehen 17 von 20 gestarteten Piloten die Zielflagge. Verlierer des Wochenendes ist McLaren-Mercedes: Kimi Räikkönen und Coulthard müssen jeweils mit Motorschaden vorzeitig aufgeben.

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