• 09.02.2011 10:37

Hembery: "Pirelli will zur Show beitragen"

Reifenchef Paul Hembery im Interview über die Ansätze von Pirelli in der Formel 1, die Arbeit mit zwölf neuen Teams und die Ziele der "Königsklasse"

(Motorsport-Total.com) - Pünktlich zur Saison 2011 halten nicht nur neue Regeln Einzug, auch der Hersteller der Einheitsreifen ist neu: Pirelli löst Bridgestone ab und zeichnet ab sofort für die Belieferung der Formel-1-Rennställe verantwortlich. Das italienische Unternehmen startete zu diesem Zweck bereits im vergangenen Jahr in die Testphase und probierte erste Pneus aus, mittlerweile stehen die Mischungen fest. Im Interview erläutert Pirelli-Reifenchef Paul Hembery, worauf es seinem Konzern in der Formel 1 ankommt.

Titel-Bild zur News: Paul Hembery

Pirelli-Reifenchef Paul Hembery will seine Marke in die Formel-1-Zukunft einbinden

Frage: "Paul, wie gehen sie vor, wenn sie völlig neue Reifentypen entwickeln?"
Paul Hembery: "Wir folgen einem ganz logischen Prozessablauf. Zunächst definieren wir die Anforderungen, die ein Reifen erfüllen muss - das ist der Ausgangspunkt für alles Weitere. Danach arbeiten wir am konstruktiven Aufbau und den Gummimischungen."

"In umfangreichen Simulationen und Modellrechnungen finden wir die theoretisch beste Konfiguration. Diese testen wir dann auf der Rennstrecke. In der Praxis gibt es eine ganze Reihe an Parametern, die zu berücksichtigen sind. Aber im Wesentlichen geht es um die perfekte Balance zwischen Performance, Haltbarkeit und Fahrbarkeit unter verschiedenen Bedingungen."


Fotos: Pirelli-Reifentest in Abu Dhabi


Einer für alle: Pirelli liefert die Einheitsreifen

Frage: "Wie sehr unterscheiden sich ihre 2011er-Reifen von denen, die die Grand-Prix-Teams im Vorjahr einsetzten?"
Hembery: "Das Reglement blieb bezüglich der Reifen fast unverändert, um den Teams auf technischer Seite größtmögliche Stabilität zu geben."

"Allerdings weisen unsere Reifen die spezifische Pirelli-Identität auf, und die unterscheidet sich in ihrer Charakteristik vom bisherigen Ausrüster. Wir haben versucht, einen Reifen zu bauen, der sowohl den Wünschen der Fahrer als auch denen der Zuschauer gerecht wird. Unser Ziel lautet, jedem Beteiligten noch mehr Spaß an der Formel 1 zu ermöglichen."

Frage: "Wie aufwendig ist die Arbeit mit zwölf für sie neuen Teams?"
Hembery: "Mit zwölf Teams zu arbeiten, die wir vorher kaum kannten, ist überhaupt kein Problem. Die Herausforderung liegt eher darin, mit zwölf unterschiedlichen Chassis' zurechtzukommen, die alle eine individuelle Charakteristik aufweisen."

"Die Herausforderung liegt darin, mit zwölf unterschiedlichen Chassis' zurechtzukommen." Paul Hembery

"In vielen Rennserien werden Einheits-Chassis eingesetzt, was unsere Arbeit natürlich viel einfacher macht als bei zwölf sehr verschiedenen Entwürfen, mit denen die Teams sich einen Wettbewerbs-Vorteil verschaffen möchten. Unser Job ist es, dafür zu sorgen, dass unsere Reifen auf all diesen unterschiedlichen Autos gut funktionieren."

Frage: "Die Teams haben sich für 2011 auf eine weitgehend einheitliche Gewichtsverteilung geeinigt. Hat das die Konstruktion der Reifen erleichtert?"
Hembery: "Ich glaube, diese Einigung erleichtert eher die Arbeit der Teams als die von Pirelli, denn so haben sie eine Variable weniger, mit der sie umgehen müssen."

"Die Gewichtsverteilung ist nur ein Faktor von vielen in einer sehr komplexen Gleichung, die letztlich den Charakter der Autos ausmacht. Aber die Festlegung hilft uns, ihnen zu helfen."¿pbvin|512|3304|reifen|0|1pb¿

Pirelli will an der Zukunft der Formel 1 arbeiten

Frage: "Sie sagten, Pirelli will zur Spannung und Show in der Formel 1 beitragen. Wie soll das geschehen?"
Hembery: "Dieser Punkt ist ganz wichtig für uns, auch wenn wir wissen, dass wir zunächst noch viel zu lernen haben. Mit der Zeit werden wir immer mehr in die Lage kommen, zum Spektakel beizutragen."

"Die Zukunft der Formel 1 hängt entscheidend davon ab, dass sie aufregenden Sport bietet, den Millionen Menschen sehen wollen - und wir glauben, dass wir dazu ein Stück beitragen können. Zum Beispiel möchten wir einen größeren Abstand im Verhalten der beiden Gummimischungen erzielen, um damit interessante, abweichende Rennstrategien zu ermöglichen."

"Die Zukunft der Formel 1 hängt entscheidend davon ab, dass sie aufregenden Sport bietet." Paul Hembery

"Und natürlich könnten wir jederzeit Reifen mit weniger Grip liefern, falls das allgemein gewünscht wird. Wir sind immer offen für Vorschläge und bringen gern frische Ideen in den Sport, wenn sie geeignet sind, die Show zu verbessern."

Frage: "Wie sieht Pirelli die Zukunft der Formel 1?
Hembery: Wir sind sehr gespannt, was die Zukunft bringen wird, denn im Moment gibt es fantastische Möglichkeiten für Fahrzeug- und Reifenhersteller, neue Technologien zu erforschen, die eines Tages uns allen in Serienautos zugute kommen."

"Wir möchten eine aktive Rolle bei der zukünftigen Gestaltung des Sports spielen und mithelfen, den Unterhaltungswert der Formel 1 für die Öffentlichkeit weiter zu steigern. Wir sind entschlossen, eng mit den Teams zusammenzuarbeiten, um dadurch Produkte entwickeln zu können, die für die Welt und die Märkte von heute relevant sind."