• 14.04.2011 18:43

Heidfeld: "Man hofft natürlich, dass es gut läuft"

Nick Heidfeld spricht im Interview über seinen dritten Platz von Malaysia, Robert Kubica, Sebastian Vettel und sein Ex-Team Mercedes

(Motorsport-Total.com/SID) - Als Ersatzmann für Robert Kubica ist er in die Saison gestartet, nach seinem dritten Platz von Malaysia ist Renault-Pilot Nick Heidfeld Deutschlands Nummer zwei hinter Überflieger Sebastian Vettel. Jetzt wächst für "Quick Nick" die Hoffnung, vielleicht in diesem Jahr seinen ersten Sieg in der Königsklasse zu feiern. "Natürlich ist der mit einem Auto, mit dem man bei den ersten beiden Rennen aufs Podium fahren konnte, näher als bei einem Team, wo man Mühe hat, überhaupt in die Punkte zu kommen. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit größer", sagt Heidfeld vor dem Grand Prix von China im Interview.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Für Nick Heidfeld hat die Saison mit dem dritten Platz in Sepang begonnen

Frage: "Nick, hast du den dritten Platz von Malaysia noch lange gefeiert oder dich schnell auf die Weiterreise nach China gemacht?"
Nick Heidfeld: "Ich habe eigentlich nur ein bisschen mit dem Team an der Strecke den dritten Platz genossen, das übliche Debriefing gemacht und bin abends noch was essen gegangen. Der Flug nach Schanghai ging schon recht früh am Montagmorgen."

Frage: "Hattest du Termine oder gab es die Zeit, mal ein, zwei Tage abzuschalten?"
Heidfeld: "Ich hatte eigentlich keine Termine, allerdings eine Menge Mails in meinem Account. Aber alles nur schöne Sachen, viele Gratulationen. Ich habe die Zeit gut mit meinem Physio nutzen können, der auch hier ist. Wir haben viel trainiert, sind aber auch mal ein bisschen durch die Stadt und zum Shoppen gegangen."

Viele unerwartete Glückwünsche

Frage: "Waren bei den Glückwünschen welche dabei, über die du dich besonders gefreut hast?"
Heidfeld: "Viele. Es waren einige Leute dabei, die man nicht so oft sieht, und manche, von denen man länger nichts gehört hatte. Es ist schön, zu sehen, dass es nicht nur mir Spaß gemacht hat."

Frage: "Du hast einen offenen Brief an Robert Kubica geschickt. Hat er sich darauf schon zurückgemeldet?"
Heidfeld: "Nein, bis jetzt hat er sich noch nicht gemeldet."

Frage: "Ist dieser dritte Platz für ihn vielleicht sogar wichtiger als für dich selbst?"
Heidfeld: "Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, dass es für ihn sowieso eine schwierige Situation ist. Ob das Auto in diesem Jahr langsam oder schnell ist, ist von außen schwierig einzuschätzen. Auf der einen Seite wird es Ihn freuen, auf der anderen Seite wird er sich sicher noch ein bisschen mehr ärgern, dass er da nicht drin sitzt. Er hat im letzten Jahr mit diesem Team zusammengearbeitet, sie sind sehr schnell zusammengewachsen. Und er hat natürlich einen Anteil daran, wie das Team sich entwickelt hat."

Frage: "Du hast vor der Saison von einer sehr komischen Situation gesprochen. Hat sich das durch den Erfolg noch einmal verstärkt?"
Heidfeld: "Es ist dadurch natürlich wieder ein bisschen hochgekommen. Aber ich bin jetzt doch schon ein paar Monate beim Team und habe mich einleben können. Am speziellsten war es ganz am Anfang, als noch nicht klar war, ob ich da unterschreibe. Dass ich die Chance bekomme, weil es Robert nicht gut geht, war schon sehr, sehr komisch. Aber wenn ich mit dem Team zusammen bin, konzentriere ich mich auf die Arbeit und genieße das."

¿pbvin|512|3592||0|1pb¿Frage: "Hast du selbst damit gerechnet, dass es so schnell so gut laufen könnte?"
Heidfeld: "Man hofft natürlich, dass es gut läuft. Ich wusste, dass das Team im letzten Jahr einen guten Job gemacht hat, dass die Ambitionen hoch waren und sind. Aber das ist auch bei einigen anderen Teams der Fall."

"Bei den Tests sah es von Anfang an recht positiv aus, obwohl man das noch schlecht einschätzen konnte. In Australien haben wir dann durch Witali gesehen, dass das Auto wirklich in der Lage ist, ganz weit vorne mitzufahren. Ich hatte dann gehofft, dass es so weitergeht. Aber als wir dann am Freitag in Malaysia so viele Probleme hatten, hatte ich nicht damit gerechnet, schon aufs Podium zu fahren. Auch nach dem sechsten Platz in der Qualifikation noch nicht. Denn es sind momentan leider noch ein paar Autos schneller als wir."

Frage: "Du sprichst es schon an, dass das Wochenende in Malaysia alles andere als glatt verlaufen ist. Wenn man nach so einem Wochenende aufs Podium fährt, was ist dann bei einem perfekten Wochenende drin?"
Heidfeld: "Ich glaube, dass wir unsere eigene Leistung an einem normalen Wochenende noch steigern können. Aber es hängt auch sehr stark von den anderen ab."

Vom Pech anderer profitiert

"Da haben wir in Malaysia davon profitiert, dass Fernando sich seinen Frontflügel kaputt gefahren hat und Lewis mit seinen Reifen Probleme hatte. Da kamen vielleicht ein, zwei Sachen zusammen, die nicht immer passieren. Aber wenn die Chance da ist und die anderen kleinere Probleme haben, waren wir in den ersten beiden Rennen in der Position, diese zu nutzen. Das werden wir weiter versuchen, aber auch probieren, aus eigener Kraft noch weiter nach vorne zu kommen."

Frage: "Ist der erhoffte erste Sieg jetzt ein bisschen näher gerückt?"
Heidfeld: "Natürlich ist der mit einem Auto, mit dem man bei den ersten beiden Rennen aufs Podium fahren konnte, näher als bei einem Team, wo man Mühe hat, überhaupt in die Punkte zu kommen. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit größer. Die Hoffnung ist natürlich da, dass das möglichst bald funktioniert. Auf der anderen Seite ist es aber auch offensichtlich, dass besonders Red Bull, aber auch McLaren noch ein gutes Stück vor uns sind. Aus eigener Kraft fahren wir da nicht mal eben auf den ersten Platz."

Frage: "Du warst in Malaysia mal kurzzeitig ganz nah an Sebastian Vettel dran. Was macht ihn im Moment so stark?"
Heidfeld: "Er hat natürlich das stärkste Auto, das ist klar. Auf der anderen Seite denke ich aber auch, dass er in diesem Jahr einen noch besseren Job macht als in der letzten Saison. Ich weiß nicht, ob er das selbst auch so sieht, für ihn ist es vielleicht wie immer. Aber von außen betrachtet kann man schon sagen, dass der eine Titel ihn ein bisschen gelassener macht und er ein bisschen mehr Erfahrung hat. Bis jetzt hat er eine fehlerlose Saison abgeliefert."


Fotos: Großer Preis von China, Pre-Events


Frage: "Wenn Vettel im Moment über den Dingen schwebt, ist es für dich ein Ziel, hinter ihm zweitbester Deutscher zu werden oder zu bleiben?"
Heidfeld: "Darüber habe ich ehrlich gesagt noch nicht nachgedacht. Das ist für die deutschen Medien vielleicht interessant. Man probiert immer, vor allen anderen zu bleiben, egal er aus Deutschland oder woher auch immer kommt."

Frage: "Ist es vielleicht ein kleines Bisschen ein gutes Gefühl, vor Mercedes zu fahren?"
Heidfeld: "Das ist mit Sicherheit etwas anderes, vor Mercedes zu stehen als vor einem x-beliebigen Team. Das könnte ich aber auch sagen, wenn wir mit Williams oder speziell Sauber kämpfen würden. Es hängt aber damit zusammen, dass ich im letzten Jahr bei Mercedes Test- und Ersatzfahrer war und daher eine gewisse Beziehung zum Team habe."

Frage: "Du kennst das Team sehr gut. Traust du Mercedes zu, die aktuellen Probleme lösen zu können?"
Heidfeld: "Das ist von außen unmöglich einzuschätzen. Es ist klar, dass sie kompetente Leute haben, Ross Brawn, der schon viele WM-Titel gewonnen hat, auch Michael Schumacher. Ich denke, dass sie nach vorne kommen, aber die Frage ist, wie lange das dauert."