Haug über Valencia: "Für ein Straßenrennen ist das untypisch"
Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug über die Siegesserie seiner Piloten, den neuen Stadtkurs in Valencia und die Vorbereitungen der Motoren
(Motorsport-Total.com) - Dreimal in Folge stand ein Silberpfeil-Pilot auf dem obersten Podest bei der Siegerehrung, entsprechend hoch sind die Erwartungen bei McLaren-Mercedes für das kommende Rennen in Valencia. Dort treffen Fahrer und Teams auf Neuland, schließlich ist die Strecke erst in diesem Jahr neu in den Rennkalender aufgenommen worden. Doch der Kurs in der Innenstadt der Mittelmeer-Metropole ähnelt so gar nicht dem herkömmlichen "Stadtrennen"-Begriff, wie Norbert Haug zu erklären weiß.

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Dreieinigkeit: Norbert Haug ist hochzufrieden mit seinen beiden Piloten
Frage: "Norbert, ihr Team war in Silverstone, Hockenheim und Budapest erfolgreich. Ist ein vierter Sieg in Serie möglich?"
Norbert Haug: "Lewis, Heikki und das gesamte Team haben eine ganz hervorragende Leistung gezeigt und dreimal in Folge gewonnen. Seit Beginn der vergangenen Saison haben wir 13 von 28 Rennen siegreich beendet und wenn möglich, so wollen wir diese Erfolgsrate weiter ausbauen. Das Debütrennen in Valencia ist aber ein komplett anderes Spielfeld für alle Beteiligten."
Frage: "Der Grand Prix in Valencia ist ein Straßenrennen. Was kann man davon erwarten?"
Haug: "Wenn man in der Formel 1 über nicht-permanente Straßenrennen nachdenkt, dann hat man eigentlich nur Monaco vor Augen. Mit diesem Klassiker hat Valencia allerdings nicht viel gemein - außer, dass sich beide Städte an der Mittelmeerküste befinden und dass beide Strecken an der Hafenpromenade entlang führen."#w1#
Ein untypisches Stadtrennen
"Mit durchschnittlich 156 Stundenkilometern pro Runde ist Monte Carlo der langsamste Kurs des Jahres und mit nur 254 Kilometern auch die kürzeste Renndistanz überhaupt. In Valencia kommen 310 Kilometer auf uns zu sowie eine Strecke, auf der die Wagen fünfmal in einem Umlauf auf über 300 Stundenkilometer beschleunigen."
"Dreimal pro Runde müssen die Fahrer auf etwa Tempo 80 herunterbremsen. Für die Bremsen wird das enorm anspruchsvoll, ähnlich wie in Montréal. Am Hafen entlang werden wir die längste Vollgaspassage erleben, wo die Fahrer für ungefähr 13 Sekunden lang voll am Gas sind."
"Die Zielgerade ist mit nur 185 Metern die kürzeste im diesjährigen Formel-1-Rennkalender. Wir rechnen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 225 Stundenkilometern, was die Strecke auf Position acht der schnellsten Kurse rückt. Für ein Straßenrennen ist das eher untypisch. Das klingt vielmehr nach Silverstone oder Monza - innerhalb einer Stadt."
Vorbereitung auf dem Prüfstand
Frage: "Wie bereiten sich die Motorentechniker auf eine neue Strecke wie Valencia vor, wo es bislang keine gesicherten Daten gibt?"
Haug: "Unsere Techniker von Mercedes Benz in Brixworth und Stuttgart erstellen gemeinsam mit McLaren eine Streckensimulation und nutzen diese für den Probelauf auf dem Motorenprüfstand."
"Die Arbeit auf dem Prüfstand basiert auf einer vorher berechneten Getriebeübersetzung sowie auf Drehzahländerungen und Gangwechseln. Daraus können wir die optimale Motoreneinstellung folgern und die Kalibrierung so verbessern, dass das Aggregat sowohl den Anforderungen der Valencia-Strecke als auch den Wünschen unserer Fahrer entspricht."
"Für eine neue Strecke sind diese Vorbereitungen von besonderer Bedeutung, denn wir haben dafür ja keine Daten aus Tests oder Rennen. Letztendlich kann es aber ganz wichtig sein, Qualifying und Rennen in der bestmöglichen Form anzugehen."

