Haug nimmt kritisierten Montoya in Schutz

Nach der Kollision mit Monteiro in der Türkei musste Montoya Kritik einstecken - Mercedes-Sportchef Norbert Haug stellt sich hinter ihn

(Motorsport-Total.com) - Unmittelbar nach der Kollision zwischen Juan-Pablo Montoya und Tiago Monteiro in der Schlussphase des Rennens vor zwei Wochen in Istanbul sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug auf die uneinsichtigen Statements Monteiros hin: "Wenn der Neuling dem Erfahrenen erklären will, wie man zu überholen hat, dann läuft etwas falsch", so der Deutsche damals gegenüber 'Premiere'. Nun hat er seine Meinung jedoch revidiert.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Haug hält nichts von Kritik an Montoya, wenn sie aus den Medien kommt

Im Vorfeld des Monza-Wochenendes hatte McLaren-Teamchef Ron Dennis nämlich erstmals öffentlich zugegeben, dass er von Montoyas Einlage, die den für beide Weltmeisterschaften wichtigen zweiten Platz gekostet hat, nicht allzu begeistert war. Von 'Premiere' wurde nun Haug auf diese klare Schuldzuweisung angesprochen - doch der zeigte sich grinsend bemüht darum, die Situation zu beruhigen: "Was da immer geredet wird..."#w1#

Haug will die Öffentlichkeit aus Teaminterna heraushalten

"Wir müssen Verständnis für die Fahrer haben!" Norbert Haug

"Am Ende des Tages setzen wir uns als Team zusammen und sagen unseren Fahrern, was Sache ist und was wir von den Dingen halten", sagte er zu den Gerüchten über einen Rüffel für Montoya. "Ich denke aber, wir müssen Verständnis für die Fahrer haben. Juan-Pablo hat sich enorm gesteigert, hatte seinen Unfall Anfang des Jahres, der ihm nicht geholfen hat, ins Team zu finden. Wer genau aufgepasst hat, weiß, dass er seit Kanada einen sehr vergleichbaren Speed zu Kimi gehen kann - und wer einen Speed ähnlich wie Kimi gehen kann, der ist gut unterwegs."

Ein "kleiner Patzer" wie in der Türke könne "schon mal passieren", doch im Gegensatz zu anderen Teams brenne bei McLaren-Mercedes deswegen nicht gleich der Hut: "Wir halten nichts von öffentlicher Kritik, sondern setzen uns mit dem Fahrer zusammen und nehmen ihn in den Arm", erteilte Haug den Medienberichten, die zuletzt eine öffentliche Schlammschlacht zwischen Montoya und dem Team anzuzetteln drohten, eine klare Abfuhr.

Dies solle jedoch nicht heißen, dass ihm die Aktion seines kolumbianischen Schützlings gefallen habe: "Natürlich war es nicht der Idealfall", so der Deutsche, "aber dann steht wieder in der Zeitung, dass Ron Dennis dies und jenes sagt. Es ist nicht so! Wir sind ein Team, konzentrieren uns auf unser Geschäft - und deshalb sind wir auch so gut unterwegs."

McLaren-Mercedes in Monza die überlegene Kraft

Was die gestrigen Trainings in Monza angeht, gab er sich optimistisch: "Es ist bisher ein ähnliches Bild wie bei den Tests", fasste Haug zusammen. "Wir konnten sehr gute und konstante Zeiten fahren, vor allem mit Pedro (de la Rosa; Anm. d. Red.). Die Stammfahrer haben sich auf das Setup für das Rennen konzentriert und sind vergleichsweise weniger gefahren, um die Technik zu schonen."

"Wir haben mit Monza und Spa zwei sehr anspruchsvolle Grands Prix hintereinander", fuhr er fort. "Das sind die Strecken, die den Motor am härtesten fordern, denn hier wird 70 bis 75 Prozent pro Runde Volllast gefahren - und in Spa ist es nicht viel weniger. Durch die Testerfahrung in der letzten Woche wird natürlich jede Runde gezählt. In dem Fall hilft uns das dritte Auto, und Pedro war gut und konstant unterwegs, sodass wir eine gute Basis haben."

In die Favoritenrolle wollte Haug seine "Silberpfeile" allerdings nicht drängen lassen: "Ich höre das immer wieder, aber wir wollen nicht Favorit, sondern Sieger sein", unterstrich er. "Wir hatten sicherlich - wie jeder weiß - seit der Europapremiere in Imola in jedem Rennen eine echte Siegchance. Bei den letzten neun Rennen haben wir es sechsmal geschafft, und wir werden sehen, wie es weitergeht. Die Basis ist eine gute. Wir kämpfen weiter, das steht fest!"