Haug glaubt an Lösung für den Nürburgring

Während Peter Sauber über das Millionengrab Nürburgring sinniert und Sebastian Vettel als Käufer ins Spiel gebracht wird, glaubt Norbert Haug an eine Lösung

(Motorsport-Total.com) - Dass die Nürburgring GmbH, die öffentliche Besitzgesellschaft der Motorsport-Immobilie in der Eifel, nächste Woche Insolvenz anmelden muss, erschüttert dieser Tage die deutsche Racing-Gemeinde. Doch die private Betreibergesellschaft Nürburgring Automotive GmbH von Jörg Lindner und Kai Richter bemüht sich bereits um die Sicherung diverser Rennevents wie der Formel 1, und auch Norbert Haug glaubt, dass es in irgendeiner Form weitergehen wird.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug geht davon aus, dass es am Nürburgring weitergehen wird

"Ich bin mir sicher, dass Lösungen bereits diskutiert werden", sagt der Mercedes-Sportchef. "Nachdem gesagt wurde, dass es mit der Nürburgring GmbH weitergeht und das DTM-Rennen im August stattfindet, kann nicht die Rede davon sein, dass es dort keinen Motorsport mehr gibt. Natürlich stimmt das nachdenklich, aber das Tagesgeschäft geht weiter. Die Nordschleife ist sehr erfolgreich und ziemlich ausgebucht. Hoffentlich geht es weiter und eine Lösung ist in Sicht."

"Es ist sehr schade, was passiert, schließlich ist die ganze Region vom Motorsport abhängig", weiß Haug. "Die Gespräche dauern wohl noch an, schließlich kam die Meldung erst gestern. Wir werden sehen, wie es weitergeht." Und er fährt fort: "Ich denke, der Plan, am Nürburgring Attraktionen aufzuziehen, war eine gute Idee. Aber es hat nicht funktioniert. Ich kann nicht beurteilen, was schiefgelaufen ist. Es ist, wie es ist."

Schimmel schon nach drei Jahren

Unter dem Projektnamen "Nürburgring 2009" entstand unter der Führung des damaligen Geschäftsführers Walter Kafitz eine komplette Erlebniswelt, die sich im Nachhinein als Millionengrab für den Steuerzahler entpuppte. Die Gebäude leiden jetzt schon teilweise unter akutem Schimmelbefall, die schnellste Achterbahn der Welt funktionierte lange nicht richtig und die Tribünen waren selbst beim Formel-1-Grand-Prix 2011 nicht voll.

Die Grundidee der Erlebniswelt sei gut gewesen, findet Haug, "aber die Umsetzung nicht. Sie haben von Zahlen gehört, ich habe von Zahlen gehört. Ich kenne die Details aber nicht. Der Plan war gut, aber es ist nicht nach Plan gelaufen - die Sachen, die nicht den Motorsport betreffen, die Besucherzahlen oder was auch immer. Ich bin nicht der Experte, um das zu beurteilen. Es wäre falsch, über Details zu sprechen, die ich nicht kenne."

Zu teuer für Return on Investment?

Insgesamt 330 Millionen Euro an Steuergeldern flossen in die Erlebniswelt. Dass es angesichts solcher Kosten schwierig ist, einen Return on Investment zu erzielen, liegt für Peter Sauber auf der Hand: "Wenn man sieht, was die da oben gebaut haben, dann ist es einfach zu verstehen, dass es schwierig ist, die Mittel für eine Amortisation aufzubringen", wundert sich der Schweizer. Öffentliche Subventionen in solcher Höhe seien "vielleicht in Asien" möglich, "aber nicht in Europa".

Natürlich hofft der Formel-1-Paddock, dass der Grand Prix trotzdem gerettet werden kann: "Der deutsche Grand Prix zählt zu den Klassikern und hat eine bemerkenswerte Geschichte", findet Haug. "Am Nürburgring gab es Grand-Prix-Sport, bevor die Formel 1 existierte. Der Silberpfeil wurde auf der Nordschleife geboren. Es gibt viel Tradition und natürlich sind wir daran interessiert, dass es in der Zukunft weitergeht."

Sebastian Vettel, Michael Schumacher

Sebastian Vettel flachst mit Michael Schumacher: Wer kauft den Nürburgring? Zoom

Denn: "Das Interesse an Motorsport ist in Deutschland generell groß, die Einschaltquote ist weltweit die höchste. Die Formel 1 ist noch immer eine großartige Sache", hält er fest. "Wir haben durchschnittlich 37 Prozent Marktanteil bei den Live-Übertragungen. Das bedeutet, dass auf mehr als einem Drittel der in diesem Zeitraum eingeschalteten Fernseher Formel 1 läuft. Ich bin mir sicher, dass wir Lösungen finden."

Schumacher bringt Vettel als Käufer ins Spiel

Wie diese aussehen könnten und wer den Nürburgring vom Insolvenzverwalter übernehmen wird, wird sich frühestens nächste Woche entwickeln. In der Zwischenzeit äußern die deutschen Formel-1-Stars den Wunsch, dass es in der Eifel weitergehen wird: "Wir hoffen einfach darauf, dass eine Lösung gefunden wird", sagt etwa Michael Schumacher. "Das wünschen wir uns. Und dass wir so bald wie möglich wieder dort antreten können."

Eine (nicht ganz ernst gemeinte) Lösung fällt dem Mercedes-Piloten schon ein: "Du könntest den Kurs kaufen", grinst er in Richtung von Sebastian Vettel. Der lehnt dankend ab: "Ja, du könntest das tun - dein Geldbeutel ist größer als meiner! Daher könntest du die Strecke kaufen." Ein Ende am Nürburgring würde er für einen "großen Verlust" halten: "Das wäre so, als würden die Italiener das Rennen in Monza verlieren."


Fotos: Großer Preis von Deutschland, Pre-Events