Haug auf der Suche nach einer halben Sekunde

Mercedes-Sportchef Norbert Haug sieht das Positive am Grand Prix von Europa und gibt zu, dass seinem Team noch eine halbe Sekunde pro Runde fehlt

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Wenn man bedenkt, wie schlecht vorbereitet McLaren-Mercedes angesichts der Motorenprobleme im Winter zum ersten Saisonrennen in Bahrain kam, stehen die "Silberpfeile" mit Platz drei in beiden WM-Wertungen nach fünf Grands Prix nicht allzu schlecht da. Dennoch ist man von der Überform von vor zwölf Monaten noch weit entfernt.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug möchte den Mercedes-Stern möglichst rasch wieder aufpolieren

Mercedes-Sportchef Norbert Haug sieht ungeachtet dessen Licht am Ende des Tunnels: "Wir haben durchaus einen Schritt in Richtung unseres unmittelbaren Michelin-Rivalen Renault gemacht, waren von den Rundenzeiten her fast vergleichbar unterwegs - in der schnellsten Runde sogar einen Tick besser", analysierte er. "Wir hatten hier eine neue Motorenausbaustufe und konnten damit höhere Drehzahlen fahren, aber der vierte Platz ist immer undankbar."#w1#

Räikkönen zweitschnellster Mann im Rennen

"Wenn wir noch mal eine halbe Zehntelsekunde zulegen, dann sieht es schon besser aus." Norbert Haug

Tatsächlich: Kimi Räikkönen markierte in seiner 43. Runde eine persönliche Bestzeit von 1:32.472 Minuten, war damit um 0,373 Sekunden langsamer als Michael Schumacher, aber um 60 Tausendstelsekunden schneller als Fernando Alonso. Haug glaubt daher, dass am MP4-21 nichts grundlegend falsch ist: "Wenn wir noch mal eine halbe Zehntelsekunde zulegen, dann sieht es schon besser aus", meinte er augenzwinkernd.

Die mäßigen Startpositionen relativierte der Deutsche unter Verweis auf die viel stärkere zweite Phase des Ausscheidungsfahrens am Samstag: "Das Q2 muss man als Referenz nehmen", gab er nach dem Rennen zu Protokoll. "Ich weiß, dass Renault dort zum ersten Mal 19.600 Umdrehungen gedreht hat - das weiß jeder, der die Soundanalyse macht. Insofern war der Speed von Kimi, 1:30.2, sicher kein schlechter. Damit war ich zufrieden."

"Der Startplatz war nicht so gut, aber die Strategie war richtig", so Haug. "Wir sind sechs Runden länger gefahren; das sind 18 Kilogramm Sprit, die man mehr an Bord hat. Das erklärt von Haus aus schon mal fünf bis sechs Zehntelsekunden." Nur: Räikkönen ging zwar durch seine späten Boxenstopps jeweils kurzzeitig in Führung und kam am Ende sogar knapp an Felipe Massa heran, Positionen konnte er durch die Strategie aber nicht wettmachen.

Montoya von der Strategie eingebremst

"Montoya hat gepusht, um auf den achten Platz zu kommen." Norbert Haug

Juan-Pablo Montoya war wieder ein Fall für sich: Der Kolumbianer fuhr mit Ausnahme von Nico Rosberg den längsten ersten Stint aller Fahrer, was seine bescheidene Rundenzeit im Qualifying im Nachhinein erklärte, steckte aber über weite Strecken im Verkehr fest. Bei seinem letzten Boxenstopp verlor er dann eine Position auf Rosberg - und war somit plötzlich nur noch Neunter. Ohne überflüssige Rücksicht auf Verluste quittierte dann sein Mercedes-V8-Motor den Dienst.

"Montoya hat gepusht, um auf den achten Platz zu kommen", bestätigte Haug. "Wir haben ein Lebenszeitmodell für den Motor, sind aber darüber hinaus gegangen, was die Belastung betrifft. Uns war klar, dass das riskant werden könnte, aber er wollte eben Achter werden. Bis zu Platz fünf war alles in einem D-Zug, also wäre mit einer anderen Strategie - den Verkehr hat man ja nicht immer selbst in der Hand - mehr drin gewesen. Unter diesen Umständen war aber nicht mehr zu holen."