• 22.06.2004 16:26

  • von Fabian Hust

Hat Michael Schumacher zu früh überholt oder nicht?

Die FIA über die Disqualifikationen von Kanada, Schumachers Überholmanöver und den Verzicht auf einen Rennabbruch

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Tagen gab es in der Formel 1 viel Stoff für Diskussionen. Völlig überraschend wurden in Kanada Toyota und BMW-Williams aus der Wertung genommen, für beide Teams nicht nur ein Image- sondern auch ein Punkteverlust, die "Weiß-Blauen" verloren gleich 12 Zähler. Die zu großen Bremskühlöffnungen entdeckten die FIA-Kommissare selbst, es gab keinen Hinweis oder gar einen Protest eines anderen Teams, dies teilte ein Sprecher gegenüber 'Atlas F1' mit. Die FIA bestätigt auch, dass man nicht auf allen Strecken diese Teile routinemäßig überprüft, in Montreal jedoch schon, da der Kurs als Bremsen mordend bekannt ist.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Schumacher und die Indy-Linie: Hier vergeigte er 2002 den Sieg

Für Ärger sorgte zuletzt auch die Tatsache, dass die Rennleitung in Indianapolis beinahe ein ganzes Rennen brauchte, um die Disqualifikation gegen Juan-Pablo Montoya auszusprechen, der kurz vor dem Start der Einführungsrunde das Auto gewechselt hatte, wenige Sekunden vor dem Umspringen der Ampel, 15 Sekunden vorher hätte dies laut Reglement jedoch erfolgen müssen. Die FIA begründet die langwierige Entscheidung mit der "Ernsthaftigkeit der Strafe und dem sehr engen Spielraum", indem Montoya die Frist verpasste.#w1#

Montoya-Disqualifikation: Warum die Entscheidung so lange auf sich warten ließ

Man habe sich alle Videoaufnahmen mehrmals angeschaut, um eine "faire Entscheidung" zu treffen. Zudem sei die Rennleitung durch den Massencrash am Start sowie Ralf Schumachers Unfall und die notwendige medizinische Versorgung und Bergung der Wracks stärker als üblich ausgelastet gewesen: "Da kann man vielleicht verstehen, weshalb die Überprüfung des Zwischenfalls mit Juan-Pablo Zeit gebraucht hat", so der FIA-Sprecher weiter. Er verweist zudem darauf, dass der Passus im Reglement, wonach die Rennleitung innerhalb von 25 Minuten nach einem Zwischenfall eine Strafe aussprechen muss, vor Jahren gestrichen wurde, um keine überhasteten Entscheidungen zu provozieren.

Hat Schumacher zu früh überholt?

Für Aufregung sorgte auch das Überholmanöver von Michael Schumacher an Rubens Barrichello am Ende der ersten Safety-Car-Phase. Die Regeln erlauben erst ein Überholmanöver ab der Ziellinie, weil erst dort das Überholverbot aufgehoben wird. Das offizielle FIA-Timing zeigte Rubens Barrichello auf dem ersten Platz, das Fernsehbild jedoch auf dem Zweiten, was sofort korrigiert wurde. Einige Insider glauben anhand der Fernsehbilder erkannt zu haben, dass Schumacher auf der Start- und Ziellinie einen Tick vor Rubens Barrichello lag - was man hätte bestrafen müssen. Die angeblichen 0,013 Sekunden Vorsprung Barrichellos auf Schumacher wären bei Tempo 320 keine Frage von einigen Zentimetern gewesen, sondern 1,15 Meter Vorsprung, die man mit bloßem Auge hätte erkennen müssen.

Der FIA-Sprecher meint dazu: "Die Seite der Zeitnahme zeigte kurz Michael vor Rubens an, sie hat sich dann aber aufgrund der akkuraten Rundenzeit selbst korrigiert. Die Zeitnehmer haben auch die Rennleitung kontaktiert, um zu bestätigen, dass das System sich anhand der korrekten Zeitnahme korrigiert hat. Hat Michael Rubens vor der Linie überholt? Die Antwort ist nein und aus diesem Grund wurde nicht gegen die Regeln verstoßen."

Warum das Rennen nicht abgebrochen wurde

Einige Experten und Fahrer hatten gefordert, dass das Rennen nach dem Unfall von Ralf Schumacher abgebrochen wird, weil die Bergung zu lange dauerte und vor allem überall Trümmerteile auf der Strecke lagen. Für die FIA war ein Rennabbruch nicht notwendig, da dieser laut Reglement nur vorgesehen ist, wenn die Strecke blockiert ist oder es ein klares Zeichen gibt, dass es zu gefährlich ist, die Autos auf der Strecke fahren zu lassen: "Die Rennleitung stand in ständigem Kontakt mit dem Safety Car und die Rückmeldung von der Strecke war jene, dass es schon möglich war, den Trümmern ausweichen." Zudem sei ein Neustart des Rennens potenziell gefährlicher als ein fliegender Neustart hinter dem Safety Car.