• 02.12.2015 07:31

  • von Christian Nimmervoll & Dominik Sharaf

Hamilton & Rosberg: Von Freundschaft nichts mehr übrig

Die Freunde aus dem Kart haben sich in der Formel 1 entgegengesetzt entwickelt: Mit Nico Rosberg befreundet zu sein, sei nicht wichtig, sagt Lewis Hamilton

(Motorsport-Total.com) - Die Kollision in Spa-Francorchamps 2014, die harten Auseinandersetzungen an den Starts in der zurückliegenden Saison, "Cap-gate" in Austin und unzählige kleine Sticheleien, die bei jeder Gelegenheit angebracht werden: Das Verhältnis zwischen den Mercedes-Fahrern Lewis Hamilton und Nico Rosberg war schon einmal deutlich besser, als es heute ist.

In ihrer Pubertät fuhren die beiden für das gleiche Kart-Team, teilten sich ein Hotelzimmer, wurden Freunde. Als sie beim Grand Prix von Australien 2008 erstmals in der Formel 1 gemeinsam auf dem Podium standen (Hamilton auf McLaren, Rosberg auf Williams), legten sie spontan ein gemeinsames Tänzchen hin. Selbst in späteren Jahren kam es noch vor, dass Hamilton in Monaco unangemeldet in Rosbergs Wohnung auftauchte, wenn sein eigener Kühlschrank leer war.

Aber diese Zeiten sind vorbei. "Freunde waren wir, als wir Kinder waren. Das war's", sagt Hamilton am Rande der WM-Feierlichkeiten von Mercedes-Partner Petronas in Kuala Lumpur im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Es ist nicht so, dass wir in den vergangenen Jahren eng befreundet gewesen wären, denn das waren wir nicht. Die Medien versuchen immer, unser Verhältnis so darzustellen, als wäre unsere Freundschaft mehr gewesen, als es in Wahrheit war."

"Wir gehen nicht zusammen Essen, wir wollen nicht gemeinsam Party machen, wir gehen nicht gemeinsam ins Kino und wollen nicht miteinander abhängen", stellt der 30-Jährige nüchtern fest. "Eines Tages, wenn wir zurückgetreten sind, werden wir über den ganzen Mist, der passiert ist, lachen, über unseren Ehrgeiz. Vielleicht spielen dann unsere Kinder miteinander. Aber jetzt, in diesem Moment, ist es nicht so. Und es muss auch nicht so sein."


Kartsport: Lewis Hamilton vs. Nico Rosberg in Lonato

Tatsache ist, dass sich die beiden unabhängig von ihrer sportlichen Auseinandersetzung persönlich völlig entgegengesetzt entwickelt haben. Während Rosberg im Juli 2014 seine Langzeit-Freundin Vivian geheiratet hat und inzwischen auch Vater ist, wechselt Hamilton seit der Trennung von On-&-Off-Liebschaft Nicole Scherzinger seine Begleiterinnen fast wöchentlich und jettet, wenn er nicht gerade Formel 1 fährt, von Party zu Party.

Der Weltmeister umgibt sich dabei mit Prominenten wie Jay Z, Kanye West oder Timbaland und genießt sein Jetset-Leben in vollen Zügen. Als Rosberg bei der improvisierten Mercedes-WM-Feier in einer Bar in Austin ausnahmsweise zu Hochform auflief und an der Bar den Bon-Jovi-Klassiker "Livin On A Prayer" schmetterte, war Hamilton schon wieder weg, um woanders weiter zu feiern: "Ich fand die Party nicht so gut. Nicht meine Musik", winkt er ab.

Doch Teamkollegen müssen keine Freunde sein, und eine Explosion auf der Rennstrecke unterbinden die Mercedes-Chefs Toto Wolff und Niki Lauda mit einem internen Regelwerk, das nach Spa-Francorchamps 2014 engmaschig definiert wurde. Allerdings sind bei Verstößen dagegen laut Hamilton keine Vertragsstrafen vorgesehen, denn: "Wir sind erwachsene Männer. Es ist nicht mehr wie bei den Kids in der Highschool, die nachsitzen müssen."

Und auch die Freundschaft ist nicht mehr so, wie sie damals im Highschool-Alter war: "Wie in jedem Sport ist der Wettkampf hart. Nehmen wir Serena Williams", führt Hamilton einen Vergleich an. "Wenn sie um Titel kämpft, sind ihre Gegnerinnen nicht ihre besten Freundinnen, da bin ich mir sicher. Aber in der Formel 1 hast du einen Teamkollegen, und Priorität hat, die Konstrukteurs-WM zu gewinnen. Da arbeiten wir zusammen."

Aus der Freundschaft ist eine Zweckbeziehung geworden. Die große Bühne der Formel 1 hat die kindliche Motorsport-Romantik von früher zerstört. "Wir fahren schon lange gegeneinander, seit wir 13 Jahre alt waren. Wir hatten damals wirklich schöne Zeiten, wir haben auch jetzt noch großartige Momente. Aber für den Rest unserer Formel-1-Karriere werden wir harte Konkurrenten bleiben", sagt Hamilton abschließend.

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