• 16.07.2001 12:38

Häkkinen: "Auf diesen Moment habe ich ein Jahr gewartet"

Die ganze Formel 1 freute sich mit den Häkkinens, die erleichtert nach dem Sieg den Tränen nahe waren

(Motorsport-Total.com/dpa) - Mika Häkkinen kämpfte mit den Tränen, auch seine Frau Erja hatte verdächtig feuchte Augen: Als der zweimalige Weltmeister mit dem ersten Triumph nach 323 sieglosen Tagen binnen einer Woche vom angeblich demotivierten Früh-Rentner zum souveränen Sieger avancierte, wurde das Ehepaar Häkkinen von den Emotionen überwältigt. "In dieser ganzen schweren Zeit habe ich immer auf diesen Moment gewartet", versuchte der 32-Jährige seine Situation in Worte zu fassen. "Ein Jahr ohne Sieg - jetzt sind die Gefühle einfach zu stark. Ich hatte Mühe, die Tränen zu unterdrücken. Aber ich finde, dass ich den Erfolg verdient habe." Das fanden andere auch. Die italienische Tageszeitung "La Repubblica" titelte am Montag: "Nicht schlecht für einen Pensionär."

Titel-Bild zur News: Mika Häkkinen

Auf diesen Moment musste Mika Häkkinen rund 11 Monate warten

Und jetzt hat der Silberpfeil-Pilot Lust auf mehr: "Ich hoffe, dass ich in dieser Saison noch einige Rennen gewinne. Ich freue mich auf Hockenheim. Da will ich auch siegen." Vorerst kämpft Häkkinen aber weiter abseits der Strecke. Nachdem er in Silverstone die Rücktritts-Spekulationen beendet hatte, ist nun noch die Frage nach seinem neuen Vertrag bei McLaren-Mercedes offen. "Wir suchen nach einer Lösung für die Zukunft", so Häkkinen. Dem Vernehmen nach will der Doppel-Weltmeister einen Zweijahresvertrag, McLaren aber nur einen Kontrakt über ein Jahr. Der souveräne Sieg beim Großen Preis von Großbritannien mit über einer halben Minute Vorsprung auf Michael Schumacher dürfte Häkkinens Position gestärkt haben.

Kaum jemand in der Formel 1 missgönnte dem netten Finnen, der zuletzt mehrmals abgeschrieben und von einigen Medien in den Ruhestand verabschiedet worden war, den Erfolg. "Er hat so viele Tiefs durchmachen müssen, ohne Höhen erleben zu können", sagte Schumacher über seinen einstigen WM-Rivalen. "Sein Sieg hier geht in Ordnung. Ich persönlich habe überhaupt kein Problem damit. Jeder freut sich für ihn." Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug meinte: "Er hat gezeigt, was er kann, wenn wir ihm das Auto dazu liefern."

Im Nachhinein gab Häkkinen zu, dass er durchaus angefangen hatte, an sich zu zweifeln. "Ich vermute, jeder Formel-1-Pilot, der einmal einen Grand Prix gewonnen hat, hat Angst, er könnte vielleicht nie mehr gewinnen." Am 27. August 2000, beim Großen Preis von Belgien in Spa, hatte er den letzten Sieg gefeiert. Seitdem gab es eine schon fast unheimliche Pechsträhne. Sechs Mal fiel er in der Saison 2001 unverschuldet aus.

Am bittersten war der Grand Prix in Barcelona: Häkkinen hatte den souveränen Sieg vor Augen. Und wenige hundert Meter vor dem Ziel ließ ihn sein Silberpfeil im Stich. Diese Szene begleitete ihn auch am Sonntag beim 19. Erfolg seiner Karriere: "Natürlich habe ich daran gedacht. In der letzten Runde war ich mir sicher, dass noch etwas passieren würde."

So wichtig der heiß ersehnte Sieg für Häkkinen und sein Selbstvertrauen auch waren, für den Rest der Saison bleibt dem Finnen nur eine undankbare Rolle. Dieses WM-Jahr ist für ihn praktisch gelaufen, nun muss er seinem Teamkollegen David Coulthard helfen, die kleine Titelchance gegen Schumacher noch zu nutzen. Wahrscheinlich wird Häkkinen dies klaglos tun. Erst redete er dem Schotten am Sonntag gut zu ("Er muss kämpfen"), dann feierten beide gemeinsam in Coulthards luxuriösem "Wohnwagen".

Formel-1-Liveticker

Folgen Sie uns!