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Gründet Bernie Ecclestone eine Piratenserie?

Rächt sich Bernie Ecclestone mit einer Piratenserie an Liberty Media? Was es mit Flavio Briatores GP1-Konzept auf sich hat und wie die Chancen stehen

(Motorsport-Total.com) - Ein Bernie Ecclestone, der die Pension genießt und gemütlich seinen Lebensabend genießt? Das ist für viele unvorstellbar. Schon kurz nach seiner Ablösung als Formel-1-Boss gibt es nun Fahrerlager-Gerüchte, wonach der Brite gemeinsam mit seinem alten Compagnon Flavio Briatore eine Piratenserie gründen möchte. Ab 2019 will er damit laut dieser Spekulationen auf Basis des von Briatore ausgearbeiteten GP1-Konzepts gegen die Formel 1 antreten. Dann wäre Ecclestone 88 Jahre alt - und seine Serie erst in den Kinderschuhen.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone, Flavio Briatore, Chase Carey

Gerüchte: Tricksen Ecclestone und Briatore Neo-Formel-1-Boss Carey aus? Zoom

Kernaspekt von Briatores Konzept ist, dass die Boliden nicht mit Hybridmotoren, sondern mit den alten, bei den Fans beliebten Saugmotoren betrieben werden sollen. Als Autos sieht er verbesserte GP2-Einheitsfahrzeuge vor, auch bei den Teams möchte man sich angeblich vorerst im GP2- und GP3-Pool bedienen.

Briatore, der schon länger derartige Pläne hegt und dessen Konzept von Ecclestone immer wieder als Drohung gegen die Hersteller ins Spiel gebracht wurde, sagt nun in einem Interview mit der 'Gazzetta dello Sport', dass die Entmachtung des Briten "nicht sehr clever war".

Briatore: Die Formel 1 ist kein attraktives Produkt

Die neuen Eigentümer von Liberty Media hätten weder ein überzeugendes Konzept für die Zukunft vorgelegt, noch ein attraktives Produkt übernommen. "Die meisten Teams befinden sich wegen finanzieller Probleme in der Krise, die Rennstrecken kollabieren. Die einzigen, die etwas verdient haben, waren die früheren Besitzer von CVC."

Schuld sei das seit 2014 bestehende Hybrid-Reglement, "das niemandem etwas bringt und nur Kosten verursacht". Stattdessen benötige es "wieder eine Weltmeisterschaft der Fahrer, nicht der Ingenieure". Was er allerdings nicht erwähnt: Ecclestone ist mit seinem Einnahmenmodell daran nicht ganz unbeteiligt, dass einige Teams in großen finanziellen Schwierigkeiten sind und die Rennstreckenbetreiber unter den enormen Lizenzgebühren ächzen.

Wer will noch mit Ecclestone arbeiten?

Laut 'Auto Bild motorsport' versucht Ecclestone, die Rennstreckenbetreiber nun exklusiv für die neue Serie unter Vertrag zu nehmen, doch ob diese nun dem Briten in die Hände laufen werden, darf bezweifelt werden. Und auch bei den Teams wird die Begeisterung endenwollend sein, sich erneut in die Geiselhaft des ehemaligen Zampanos zu begeben, wo doch Liberty Media gerade andeutet, nach Ablauf der von Ecclestone diktierten Verträge eine faire Einnahmenverteilung in der Formel 1 einzuführen. Außerdem laufen die Verträge noch bis 2020.

"Wir stehen voll hinter der Formel 1 und wollen mit geplanten anderen Serien nichts zu tun haben." Helmut Marko

Auch aus dem Ecclestone eigentlich nahestehenden Red-Bull-Lager gibt es bereits eine Absage. "Wir stehen voll hinter der Formel 1 und wollen mit geplanten anderen Serien nichts zu tun haben", wird Motorsportkonsulent Helmut Marko von 'Auto Bild motorsport' zitiert.


Fotostrecke: Ecclestones Skandale und Skandälchen

Ecclestone verkauft Formel-1-Anteile

Wenig überraschend ist, dass Ecclestone, dem eine Beraterrolle von Liberty Media angeboten wurde, daran nicht besonders interessiert zu sein scheint. Der 86-Jährige gilt als "Macher" und lässt sich nicht mit Ehrentiteln wie dem "Chairman Emeritus" abspeisen. Er hat seine Formel-1-Anteile im Wert von 28 Millionen US-Dollar bereits an Liberty verkauft und hält nun nur noch 0,5 Prozent. Es wird gemunkelt, dass ihm diverse Klauseln in den Verkaufsverträgen verbieten würden, zu offensichtlich im Formel-1-Revier zu wildern.

Dass Ecclestone in einigen Monaten in Großbritannien wieder vor Gericht auftreten muss, um sich diesmal in London vor einem Zivilgericht wegen des Formel-1-Verkaufs vor einem Jahrzehnt an CVC Capital Partners zu verteidigen, spricht auch nicht gerade für seine angeblichen Pläne, eine Piratenserie ins Leben zu rufen.