• 23.06.2003 17:19

  • von Marco Helgert

Großer Preis von Europa: Renault-Vorschau

Gestärkt durch die gute Vorstellung in Kanada möchte das Renault-Team auch auf dem Nürburgring wieder auftrumpfen

(Motorsport-Total.com) - Überraschend gut verlief der Kanada-Grand-Prix für die Renault-Truppe. Fernando Alonso erreichte nur wenige Sekunden hinter dem Sieger das Ziel, und der Spanier fuhr zudem die schnellste Runde des Rennens. Auf einem Kurs, vom dem das Team im Vorfeld glaubte, dass er dem Renault R23 nicht liegen würde, sicherte man die Positionen in der Weltmeisterschaft ab.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso glaubt an einer weitere gute Vorstellung in der Eifel

Auf dem Nürburgring sollen nun weitere Heldentaten folgen, die auch Jarno Trulli nach allem bisherigen Pech vergönnt sein sollten. "Ich würde ihn als recht normalen Kurs bezeichnen, weil er recht einfach und nicht zu technisch ist. Das Wichtigste ist ein guter Rhythmus. Die Änderungen im letzten Jahr waren nicht gerade negativ, aber die Gerade ist zum Überholen noch immer zu kurz. Das versucht man dann doch lieber auf der Gegengerade."

"Ich kenne den Kurs sehr genau aus meiner Zeit in der deutschen Formel-3-Serie", erklärte Trulli weiter. "Diese Kenntnisse sind immer wichtig. Das betrifft auch das Gefühl dafür, wie sich das Wetter verändern wird, um dann die Strategie daran anzupassen. Wir sollten konkurrenzfähig sein, und es wäre schön, die zweite Saisonhälfte mit einem guten Ergebnis zu beginnen."

Fernando Alonso wird am Wochenende zum ersten Mal die im letzten Jahr erbaute Mercedes-Arena befahren. "Ich bin 2001 hier gefahren, kenne also den Kurs, der sich seitdem aber verändert hat", so der Spanier. "Der neue Teil wird für mich schwer werden, weil ich ihn überhaupt nicht kenne. Aber ich kann ja am Freitag testen. Wenn das Training dann beginnt, werde ich die Strecke gelernt haben, und wir können zuversichtlich sein, dass wir gut abschneiden werden."

Alonso: "Der Nürburgring sollte uns liegen"

"Wir hatten in Jerez einen sehr guten Test", fuhr Alonso fort. "Über 200 Runden konnten wir fahren, was unsere fantastische Zuverlässigkeit gezeigt hat. Wir haben ein paar interessante Lösungen beim Setup und bei den Reifen gefunden. Wir waren sehr schnell, ich fuhr an beiden Tagen die Bestzeit, und ich freue mich nun auf das Wochenende. Der Nürburgring sollte uns liegen."

"In Kanada zeigten wir eine exzellente Leistung, auch wenn wir enttäuscht waren, dass wir nicht beide Autos ins Ziel bringen konnten", resümierte Renaults Technischer Direktor Mike Gascoyne. "Es war ein gutes Rennen, und der Nürburgring sollte uns noch besser liegen. Es ist ein Kurs, der viel Abtrieb verlangt, und wir wissen, dass unser Auto damit gut zurechtkommt."

Doch nicht nur aus der eigenen Leistung bezieht man den Optimismus. "Michelin hat einen fantastischen Job gemacht, speziell bei den Trockenreifen. Wir sind auch von unseren Testergebnissen sehr ermutigt, die uns bei den anstehenden Rennen helfen werden." Wichtig sei jedoch, beide Autos auf guten Positionen ins Ziel zu bringen. "Das wird uns helfen unser Ziel, den dritten Platz in der Herstellerwertung, zu erreichen."

Chefingenieur Pat Symonds spricht die wechselhaften Wetterbedingungen in der Eifel an. "Die Bedingungen bei Regen können stark variieren, von einer überfluteten Strecke, bis zu einem feuchten Kurs mit einer trockenen Linie. Es ist schwer einen Reifen zu haben, der mit allen Situationen umgehen kann, daher wird ein Reifen immer besser zu den Verhältnissen passen als ein anderer. Das kann von Hersteller zu Hersteller verschieden sein."

"Die niedrigen Temperaturen, die am Nürburgring auftreten können, sind aber weder für das Auto noch für die Michelin-Reifen ein Problem", fuhr Symonds fort. "Heute wird eine Reifenmischung für verschiedene Streckentemperaturen optimiert. Da wir eine Woche vorher unsere Reifen auswählen, haben wir bereits eine leise Ahnung von den Temperaturen, die uns erwarten werden."

Weitere Verbesserungen am Renault R23 werden im Einsatz sein

Auf der technischen Seite wird es einige kleinere Neurungen geben. "Wir haben ein paar Verbesserungen am Chassis und der Aerodynamik, die bei den Freitagstests und unseren privaten Testfahrten bereits erprobt wurden", erklärte der Engländer. "Auch der Motor wurde weiterentwickelt. Nach dem erfolgreichen Test in Jerez hoffen wir, dass wir die Änderungen auch einsetzen können, die uns mehr Leistung im mittleren Drehzahlbereich und höhere Drehzahlen insgesamt bieten."

Auch der Kurs selbst ist eine "Herausforderung für die Ingenieure", weil es viele verschiedene Kurventypen gibt. "Wir brauchen daher ein Auto, dass in schnellen Kurven stabil ist, eine gute Stabilität beim Bremsen besitzt, viel Grip in der Kurvenmitte liefert und exzellente Traktion am Ausgang der langsamen Bereiche bietet. Auch ein starker Motor ist notwendig, weil 70 Prozent der Runde mit Vollgas gefahren werden."

"Das Setup", fuhr Symonds fort, "muss dem Fahrer in den schwierigeren Kurven acht, zehn und elf Vertrauen geben. Dabei darf man jedoch nicht zu viel Abtrieb haben, denn vor der 13. Kurve ist eine gute Überholmöglichkeit. Für die Reifen ist der Nürburgring nicht sehr fordernd, ähnlich zu Montreal, auch wenn einige hohe Seitenkräfte auftreten."

Für die Strategie wird das Wetter eine wichtige Rolle spielen. "Es ist notwendig, dass wir am Samstag, wenn wir die Entscheidung fällen, ein klares Bild des Wetters am Sonntag haben. Aber bereits im letzten Jahr sahen wir unter den alten Regeln eine Vielzahl von Strategien. Vielleicht wird es in diesem Jahr wieder so, auch wenn kaum einer mit nur einem Stopp fahren wird."

In Kanada hat der Freitagstests unter trockenen Bedingungen stattgefunden. Renault war somit in der Lage Erfahrung auf einer trockenen Strecke zu sammeln. Angesichts der Wetterkapriolen in der Eifel, die in aller Welt berühmt sind, könnte ein ähnliches Szenario wieder gewinnbringend für Renault sein.