Grosjean: "2009 war ich unreif"

Comeback-Pilot Romain Grosjean erklärt, warum die Formel 1 2009 für ihn zu früh kam und mit welcher Strategie er es bis zum WM-Titel schaffen will

(Motorsport-Total.com) - Romain Grosjean hatte 2009 einen Fehlstart in seine Formel-1-Karriere. Als Ersatz für Nelson Piquet jr. machte er sich beim Team nicht nur Freunde - der von Renault unterstützte GP2-Pilot hatte zwar kaum Erfahrung mit seinem Boliden und bewies immer wieder seinen Speed, doch er machte mehrmals die gleichen Fehler. Nach sieben Rennen wurde der Franzose ausgemustert (Formel-1-Datenbank: Grosjeans bisherige Formel-1-Bilanz) - wenig später arbeitete er wieder als Bankangesteller.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Grosjean geht dieses Jahr mit neuem Elan in sein zweites Formel-1-Leben

Doch Grosjean gab nie auf: Er nahm ein Cockpit in der GT1-WM an, wurde in der AutoGP-Serie Meister, obwohl er nicht einmal alle Läufe bestritten hatte. Renault-Teamchef Eric Boullier erkannte das Talent des gescheiterten Piloten und fügte ihn zum Fahrerkader seiner Management-Firma Gravity hinzu.

2011 wurde er einem wahren Härtetest unterzogen: Boullier gab ihm die Chance, sich in der GP2 noch einmal zu beweisen, allerdings fuhr er mit DAMS nicht für das beste Team und sollte nicht nur Meister werden, sondern vor allem Führungsqualitäten beweisen. Das Unterfangen wurde zum Erfolg und Grosjean wurde zu Saisonende 2011 sogar mit Freitag-Tests in der Formel 1 belohnt.

Grosjeans Reifeprüfung

So qualifizierte er sich schließlich endgültig für seine zweite Chance - und für das Stamm-Cockpit bei Lotus. Heute gibt sich der 25-Jährige geläutert. "Die Erfahrung, diesen Umweg zu gehen, war für mich wirklich wichtig", sagt er gegenüber 'Autosport'. "Ich musste an Reife gewinnen - und zwar viel schneller als auf dem normalen Weg. Was 2009 passierte, war für mich eine Herausforderung. Es war großartig, das zu machen, aber ich denke, dass es für mich zur falschen Zeit kam. Ich war nicht bereit. Jetzt bin ich es."

Romain Grosjean

Romain Grosjean produzierte 2009 viel Kleinholz Zoom

Dieser Meinung sind auch zahlreiche Insider. 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer meint nach den Tests in Spanien, dass Grosjean schneller als sein Teamkollege Kimi Räikkönen sei. Mit dem Finnen hat er nun bereits die zweite weltmeisterliche Messlatte - bei Renault war Fernando Alonso sein Teamkollege.

Doch er konzentriert sich nicht auf seinen Teamkollegen: "Es gibt 23 Fahrer in der Startaufstellung, die es zu schlagen gilt. Jeder Sportler, der sagt, dass er Fünfter oder Sechster werden will, ist ein Lügner. Wir alle wollen gewinnen, wenn wir im Auto sitzen."

WM-Titel am Ende des Weges?

Der Franzose, der auch einen Schweizer Pass besitzt, stellt klar: "Ich hoffe, dass ich eines Tages die Marseillaise auf dem Podest hören werde. Ich spüre aber keinen Druck. Ich bin stolz, Teil der Rückkehr französischer Fahrer in der Formel 1 zu sein. Wie Jackie Stewart gesagt hat: Grand Prix ist französisch - und wir haben eine große Motorsport-Historie. Ich werde die Flagge hießen."

"Ich hoffe, dass ich eines Tages die Marseillaise auf dem Podest hören werde." Romain Grosjean

Ihm ist bewusst, dass er auch Fehler machen wird, doch er hat sich ein klares Ziel gesetzt: "Wenn man 85 bis 90 Prozent der Zeit das Beste aus sich herausholt, dann kann man stolz darauf sein." Er möchte sich nicht zu sehr unter Druck setzen: "Es ist zu früh, um zu sagen, ich möchte im Rennen Punkte holen, ich will hier in den Top-5 laden und ich möchte in Monaco auf dem Podest stehen."

"Ich glaube, dass wir diese Saison etwas erreichen können. Der Schlüssel wird sein, eine gute Saison zu haben und sich Rennen für Rennen zu verbessern. Wenn uns das gelingt, dann haben wir eine gute Basis für die Zukunft und dann können wir anfangen, in Richtung Weltmeisterschaft zu denken."