• 15.03.2012 15:13

  • von Rencken, Ziegler & Wittemeier

Räikkönens Rückkehr: Herzlicher Empfang

Lotus-Neuzugang Kimi Räikkönen ist nach zwei Jahren Pause wieder mittendrin im Formel-1-Geschehen: Gelassenheit beim Finnen - Konkurrenten freuen sich

(Motorsport-Total.com) - Wenn an diesem Wochenende in Melbourne endlich die neue Formel-1-Saison startet, steht ein Mann im Fokus: Kimi Räikkönen kehrt nach zweijähriger Pause am Steuer eines Lotus zurück in die Szene. Der Weltmeister von 2007 ist nach einem Ausflug in die Rallyewelt wieder in der Königsklasse zurück. Bei den Testfahrten fand der Finne schnell zurück zum guten Speed, der ihn in seinen bislang 158 Grands Prix (Formel-1-Datenbank: Kimi Räikkönen) oft ausgezeichnet hatte.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Ex-Weltmeister ist zurück: Kimi Räikkönen soll für Lotus Glanzlichter setzen

"Es sind noch immer die gleichen Leute aktiv und die Themen sind weiterhin die gleichen. Ich denke, es hat sich nicht sehr vieles verändert", so Räikkönen im Rahmen der Pressekonferenz am Donnerstag in Melbourne. Für den "Iceman" wird es ein Neuanfang, nachdem er sich zwei Jahre lang deutlich von der Königsklasse distanziert hatte. "Ich hatte andere Sachen zu tun, als mir die Rennen anzuschauen. Das heißt ja nicht, dass ich den Sport nicht mag. Wenn ich den Sport nicht mögen würde, wäre ich nicht hier. Das Sportliche und das Rennfahren mochte ich schon immer."

Es waren eher Medienarbeit und PR-Termine, die den oft schweigsamen Skandinavier aus der Formel 1 getrieben hatten. Beim Lotus-Team findet er ein anderes Umfeld vor als zuvor bei Ferrari. "Ich fuhr schon für einige Teams und jeder Rennstall macht es ein kleines bisschen anders. Das liegt hauptsächlich daran, dass sie andere Nationalitäten haben. Du lernst aber von allen Leuten etwas. Ich habe schöne Erinnerungen an die meisten Teams und an die meisten Phasen. Ich versuche stets, die Dinge im Team so hinzukriegen, wie ich es mag."

Bei Lotus konnte sich Räikkönen nun offenbar ein Umfeld aufbauen, das zu ihm passt. Ert fühle sich sehr wohl bei der Mannschaft um Teamchef Eric Boullier, betont er. "Sie sind locker", erklärt der Finne. "Wenn du einmal etwas anders machen willst, sind sie gerne dazu bereit, es auszuprobieren. Das ist eine gute Erfahrung." Auch Teamkollege Romain Grosjean legt im Gespräch mit 'formula1.com' großen Wert auf die Feststellung, dass die Atmosphäre im Team bestens sei.

Grosjean als Messlatte im Team

"Kimi und ich arbeiten gut zusammen", so der Franzose. "Wir können das Team voranbringen und bestimmt einige gute Resultate einfahren. Natürlich gilt es für mich, alle 23 Kontrahenten zu schlagen. Das ist bei allen so. Der teaminterne Zweikampf steht bei mir nicht an allererster Stelle." An der Konkurrenzfähigkeit seines prominenten Teampartners zweifelt Grosjean nicht: "Erinnert ihr euch an den Test in Jerez? Nach fünf Runden war er wieder voll da. Der hat nichts verloren. Das ist gut. Idealerweise kämpfen wir auf dem gleichen Niveau."

Auch Räikkönen selbst hat keine Zweifel an seinem Formel-1-Können. Immerhin habe er nicht zwei Jahre lang auf der faulen Haut gelegen, sondern nach wie vor Rennautos am Limit bewegt. Ohnehin würden die Uhren zum Start in eine neue Saison wieder auf Null gestellt. "Man hat in Melbourne meistens ein neues Auto zur Verfügung", grinst Räikkönen. "So eine große Überraschung ist das ja nicht." Möglicherweise müsse er sich an die Pirelli-Reifen noch etwas mehr gewöhnen.

Kimi Räikkönen

Schnell wieder auf gutem Tempo: Kimi Räikkönen bei den Testfahrten Zoom

"Das Auto fühlte sich beim Test ähnlich an wie meine Erinnerungen aus der Vergangenheit", erklärt der Finne. "Jetzt hat man DRS. Das ist ein Knopf, den man drückt. Das verändert das Fahren an sich ja nicht allzu sehr. Es fühlt sich ähnlich an. Ich habe keine gute Grundlage, um einen Vergleich anzustellen. Es ist schließlich ein paar Jahre her, dass ich ein Formel-1-Auto gefahren bin. So anders fühlt es sich aber nicht an." Der 32-Jährige aus Espoo ist ein klassicher Instinktfahrer, der sich ohnehin vor dem ersten Rennen kaum den Kopf darüber zerbrechen wird.

Button philosophiert über Ausstiegsszenarien

Die große Frage wird sein, ob Räikkönen ähnliche Anlaufschwierigkeiten haben wird wie sie Michael Schumacher nach seinem Comeback zunächst hatte. "Das werden wir herausfinden", meint der Kerpener. "Natürlich unterscheidet sich das von Fahrer zu Fahrer, unter welchen Umständen man aufgehört hat und wieder zurückkehrt. Und auch die Referenz spielt eine Rolle. Ich hatte mit Nico einen harten Bezugspunkt. Wir wissen aber nicht, welchem Bezugspunkt er sich stellen muss."

"Das Auto, das ihm zur Verfügung steht, sieht vielversprechend aus. Er und sein Teamkollege sahen in der Winter-Vorbereitung sehr stark aus. Ich weiß also nicht, warum er Probleme haben sollte. Ich wünsche ihm alles Gute", sagt Schumacher. "Es ist schön, dass er wieder da ist. Ich denke, er hat das Verlangen, wieder zurückzukehren. Wenn man ihm das ermöglichen kann, ist das natürlich etwas Schönes. Ich denke, er freut sich darauf, auch wenn man das vielleicht nicht so mitbekommt", lächelt Sebastian Vettel.

"Irgendwie zeigt diese Geschichte aber auch, dass man dem Sport vielleicht nicht zu früh den Rücken kehren sollte", sinniert Jenson Button. "Jeder Job hat seine schlechten Seiten, aber wir haben doch definitiv einen der besten Jobs der Welt. Michael war weg und kam wieder, Kimi war weg und kehrt nun zurück. Man sollte sich demnach gut überlegen, wann man die Szene verlässt. Es ist schön, dass Kimi wieder da ist. Er ist ein interessanter Charakterkopf und ein schneller Rennfahrer. Ich freue mich auf die Duelle."