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  • 15.03.2012 12:37

FIA-PK: "Eigentlich ist alles wie früher"

Die erste Pressekonferenz des Jahres mit Weltmeister Sebastian Vettel und Rückkehrer Kimi Räikkönen: Die Formel-1-Piloten vor dem Saisonstart

(Motorsport-Total.com) - Wenige Stunden vor der ersten offiziellen Ausfahrt des neuen Rennjahres stellten sich sechs Piloten in der FIA-Pressekonferenz den Fragen der Journalisten. Als aktueller Weltmeister durfte Sebastian Vettel (Red Bull) in dieser Runde natürlich ebenso wenig fehlen wie Formel-1-Rückkehrer Kimi Räikkönen (Lotus). Beide wurden in Melbourne zu ihren Aussichten in der Saison 2012 befragt.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo, Kimi Räikkönen, Charles Pic, Jenson Button, Mark Webber, Sebastian Vettel

Das Sextett aus der FIA-PK um Webber, Vettel und Button (vorne von links)

Neben Vettel und Räikkönen saßen am Donnerstag aber auch noch Jenson Button (McLaren), Charles Pic (Marussia), Daniel Ricciardo (Toro Rosso) und Mark Webber (Red Bull) im Medienzentrum am Albert Park Circuit - und alle waren angesichts des bevorstehenden Saisonstarts richtig guter Dinge. Lesen Sie hier die FIA-Pressekonferenz in voller Länge und Wort für Wort.

Frage: "Charles, es sieht ganz nach einer Feuertaufe für dich aus. Du konntest vor deinem Debüt in der Formel 1 nicht mit dem neuen Auto fahren. Am Freitag bewegt ihr es zum ersten Mal auf der Strecke. Verrate uns, was du darüber denkst..."

Charles Pic: "Ja, wir konnten nicht so viel fahren. Wir absolvierten aber einen PR-Tag in Silverstone. Dabei nahmen wir den Shakedown vor. Alles lief prima. Ich freue mich daher schon auf den Freitag. Hoffentlich ist es dann trocken, damit wir Kilometer abspulen können."

Frage: "Wie wichtig war es, einige Runden mit dem alten Auto zu drehen?"

Pic: "Ja, sehr wichtig. Ich fuhr zwei Tage lang in Barcelona. Wir legten viele Runden zurück. Das war klasse für mich. Das war sehr, sehr hilfreich."

Frage: "War der Schritt von der GP2 in die Formel 1 ein großer?"

Pic: "Ja, natürlich. Du hast viel mehr zu tun und zu verstehen. Und all dies in einer noch kürzeren Zeitspanne."

Frage: "Kimi, willkommen zurück. Wie sehr hast du dich in den vergangenen beiden Jahren verändert, als du in der Rallye-WM fuhrst? Und wie hat sich in dieser Zeit dein Fahrstil verändert?"

Charles Pic

Charles Pic aus Frankreich gibt in diesem Jahr sein Debüt als Formel-1-Stammpilot Zoom

Kimi Räikkönen: "Oh, das weiß ich nicht zu sagen. Ich denke, es hat sich nicht viel getan. Ich bin jetzt etwas älter. Das ist aber auch schon alles. Eigentlich ist alles wie früher."

Frage: "War es schön für dich, wieder in einem Formel-1-Auto Platz zu nehmen?"

Räikkönen: "Ja, das war toll. Es hat sich nicht so viel verändert. Das Fahrzeug fühlt sich ziemlich ähnlich an. Die Reifen sind ein bisschen anders, doch ich hatte viel größere Schwierigkeiten mit ihnen erwartet. Sie scheinen aber recht gut zu sein - vor allem, wenn sie neu sind. Natürlich werden sie deutlich rascher nachlassen. Insgesamt war es aber klasse, wieder zu fahren."

Frage: "Du und dein Teamkollege Romain Grosjean waren beim Testen ziemlich flott unterwegs. Wie ist es um die wahre Geschwindigkeit des Autos bestellt?"

Räikkönen: "Wir hätten vielleicht ein bisschen schneller sein können, wenn wir es denn darauf angelegt hätten. Ich weiß aber nicht, was die anderen getan haben. Das Auto fühlt sich prima an. Die Rundenzeiten beim Testen waren ebenfalls okay. Ob das genug ist, werden wir im Verlauf dieses Wochenendes und der kommenden Rennen erfahren. Bislang war alles in Ordnung."

Frage: "Daniel, du stehst vor deinem Heimrennen. Wie wichtig ist dir dieser Event? War dein erstes Formel-1-Rennen eine noch größere Nummer für dich?"

Daniel Ricciardo: "Ich denke, bei meinem ersten Rennen 2011 in Silverstone ging es doch ziemlich hektisch zu. Ich hatte damals nicht die Vorbereitung, wie ich sie zum aktuellen Zeitpunkt habe. Das machte es für mich etwas schwieriger. In den vergangenen Tagen wurde mir eine große Medienaufmerksamkeit zuteil."

"Ich rechne aber damit, dass die Aktivitäten auf der Strecke noch eine Spur anstrengender werden als in Silverstone. Ich verstehe jetzt aber, was Mark (Webber; Anm. d. Red.) über die Aufmerksamkeit sagt, die man hier erfährt. Da wird mit Vollgas gearbeitet, doch bisher war es sehr angenehm. Die Unterstützung ist groß. Hoffentlich kann ich an diesem Wochenende auf der Strecke gute Arbeit leisten."

Frage: "Du bist nun bei einem anderen Rennstall - Toro Rosso. Dein Team schien beim Testen in recht guter Form zu sein. Speziell die ersten Fahrten waren offenbar richtig gut. Wie lautet dein Gefühl zum Team?"

Ricciardo: "Ich habe in diesem Jahr eine tolle Möglichkeit. Es stellt einen Fortschritt im Vergleich zu 2011 dar. Wir möchten uns in der Startaufstellung weiter nach vorne kämpfen. Es ist aber schwierig zu wissen, wo wir stehen. Ich denke, die Topteams werden auch weiterhin mehr oder weniger die Spitzenteams sein - zumindest die zwei, drei besten Mannschaften. Im Mittelfeld scheint es mir etwas enger zuzugehen."

Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo fährt nun für Toro Rosso und bestreitet erstmals sein Heimrennen Zoom

"Bisher zeigte jeder ein gewisses Potenzial auf, doch bis zur Qualifikation am Samstag und dem Rennen am Sonntag werden wir wahrscheinlich nicht wissen, wer wo steht. Realistisch dürften wir uns noch immer in der Gruppe befinden, in der wir schon 2011 unterwegs waren. Es hat aber den Anschein, dass alles enger beisammen liegt. Das schafft wahrscheinlich bessere Möglichkeiten, um ein paar Teams zu überholen."

Frage: "Mark, du bestreitest am Sonntag bereits deinen elften Grand Prix von Australien - nur als kleine Erinnerung. Außerdem bist du der bis dato letzte Rennsieger (Saisonfinale in Brasilien 2011; Anm. d. Red.), auch wenn das nun schon eine Weile zurückliegt. Was sind deine Gedanken vor dem Rennen in Melbourne?"

Mark Webber: "Gut, ja. Wir hatten einen ziemlich guten Winter. Das Team arbeitete unglaublich hart. Schauen wir einmal, wie sich die Situation an diesem Wochenende darstellt. Malaysia steht ja ebenfalls schon vor der Türe."

"Wir haben also zwei große Rennen vor uns und werden einen recht guten Eindruck von der Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge erhalten. Wir haben das Gefühl, dass wir gut vorbereitet sind. Da sind aber McLaren, Ferrari, Lotus und Mercedes. Viele Jungs waren nicht schlecht. Es wird also aufregend. Bevor es losgeht, ist es schwierig abzusehen, wer das Rennen machen wird."

Frage: "Hand aufs Herz: Bist du nervös, gespannt oder hoffnungsvoll? Wie gehst du in eine neue Saison?"

Webber: "Wahrscheinlich ist es ein bisschen von allem. Alle Teams sind meiner Meinung nach noch ein bisschen eingerostet. Wir haben lange keine Rennen mehr bestritten. Denkt nur einmal an die Boxenstopps, an die Strategie und die Fahrer. Die letzten Rennen liegen eine Weile zurück."

"Es ist immer interessant, diese Aufgaben beim ersten Rennen zu meistern. Ich denke, wir alle freuen uns darauf, uns die Helme überzuziehen und wieder anzufangen. Wir sprechen ja schon seit neun Wochen darüber, wer was leisten kann. Davon haben wir nun aber die Nase voll. Wir wollen endlich auf die Strecke gehen und loslegen."

Frage: "Sebastian, du hast hier in Australien schon einmal gewonnen und warst zweimal auf der Pole-Position. Wie sehr habt ihr euch beim Testen auf das Tempo im Qualifying konzentriert? Wir haben den Eindruck, dass davon noch nichts zu sehen war. Andererseits schien dies gerade im vergangenen Jahr sehr wichtig für dich und deine Erfolge gewesen zu sein..."

Sebastian Vettel: "Kein Zweifel: Die Qualifikation ist immer sehr wichtig. Es ist meist einfacher, wenn du von vorne losfahren kannst. Wie aber die anderen Fahrer schon sagten: Es ist generell sehr schwierig, die Testfahrten zu einhundert Prozent zu analysieren. Wir haben ein Gefühl."

"Wichtig ist zunächst, einen Eindruck von sich selbst zu gewinnen, vom Auto, vom Gefühl im Auto. Damit sind wir ziemlich zufrieden. Es lief sicher nicht immer alles nach Plan, doch insgesamt dürfen wir zufrieden sein. Wie ich schon sagte: Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht klar, was passieren wird. Es ist aber klasse, endlich hier zu sein. In wenigen Tagen wissen wir Bescheid."

Frage: "Wann werden wir einen ersten Hinweis zum Kräfteverhältnis erhalten? Man sagt: 'Bis Melbourne tappst du im Dunkeln.' Sind wir in Melbourne, dann heißt es: 'Warte das Qualifying ab.' Dann geht es um das Rennen. Wann ist es denn nun soweit?"

Vettel: "Das ist jetzt wieder so. Um ehrlich zu sein: Ich denke, es hat sich nichts verändert. Jetzt sagen wir, dass wir nach der Qualifikation etwas schlauer sein werden. Das müssen wir abwarten. Es ist nur das erste Rennen und darauf folgen noch viele weitere. Dieser Kurs unterscheidet sich auch von einer, sagen wir einmal, 'normalen' Rennstrecke wie Barcelona, wo wir noch vor ein paar Wochen fuhren."

Sebastian Vettel, Jenson Button

Sebastian Vettel (li.) und Jenson Button (re.) unterhalten sich, dahinter Charles Pic Zoom

"Über die Leistung werden wir am Freitag also noch nicht im Detail Bescheid wissen. Wer an der Spitze steht, den gilt es zu schlagen. Klarer Fall. Wir werden euch aber die gleichen Antworten liefern. Wir wissen nicht, wer mit wie viel Sprit fährt und dergleichen. Wir müssen wirklich bis zum Sonntag warten. Die ersten Rennen werden uns dann einen Trend aufzeigen. Vorher ist das eigentlich schier nicht möglich."

Frage: "Es wurde schon vieles über dich und deine Jagd nach dem dritten Titel gesprochen. Hast du darüber überhaupt bereits einmal nachgedacht?"

Vettel: "Ich bin hier, um den Titel zu holen. Das ist das Ziel. Ob das nun Nummer drei wäre oder nicht, mach keinen Unterschied. Naja, es wäre schon ein Unterschied, aber... Es wäre eine tolle Geschichte. Doch wie ich schon sagte: Der Grund, weshalb wir hier sind, ist, ein Rennen zu fahren und zu siegen. Die Saison ist lange. Es stehen noch einige Rennen auf dem Programm."

Frage: "Jenson, genau wie Kimi und Sebastian hast auch du schon einmal in Melbourne gewonnen - sogar zweimal. Hier hast du damals auch in der Formel 1 debütiert. Was denkst du über den Großen Preis von Australien?"


Fotos: Fahrer der Saison 2012


Jenson Button: "Zunächst einmal: Ich denke, es ist ungeheuer spannend für uns alle, eine neue Saison zu beginnen. Im Winter wird beim Testen und so weiter all die harte Arbeit verrichtet. Dabei freuen wir uns alle ganz besonders auf das erste Rennen in Melbourne."

"Es ist der perfekte Ort, in die neue Formel-1-Saison zu starten. Es ist schön, hier zu sein. Ich habe es immer genossen, hier im Albert Park zu fahren - schon als ich hier erstmals antrat. Hier gab es schon ein paar ganz besondere Augenblicke für mich, 2009 und 2010."

"Es ist schön, nach einem guten Winter wieder hier zu sein. In den vergangenen Jahren hatten wir ein paar Schwierigkeiten vor Saisonbeginn, doch dieses Mal schien alles nach Plan zu laufen. Es ist aber schwierig zu sagen, wo wir stehen. Das haben ja auch die anderen gesagt. Ich bin aber zufrieden mit unseren Vorbereitungen."

Frage: "Zumindest solltet ihr dieses Mal einen problemlosen Auftakt erleben..."

Button: "Das hoffen wir, ja. Alle betonen ja schließlich, wie wichtig es ist, schon zu Beginn des neuen Jahres einige Punkte zu holen. Das ist uns bewusst. Neu ist das ganz sicher nicht."

Frage: "In diesem Jahr haben wir zwei Überholzonen in Melbourne. Was hältst du davon?"

Button: "Ich finde das großartig. Das ist gut für dich, wenn du ein gutes Heckflügelsystem (DRS; Anm. d. Red.) hast. Und unseres ist ziemlich gut. Du denkst aber immer, dass du DRS nicht brauchst, wenn du schnell genug bist und das Rennen anführst. Befindest du dich aber ein bisschen weiter hinten im Feld, ist es sicherlich gut, zwei Überholzonen zu haben. Ob es einen Unterschied ausmacht, weiß ich nicht zu sagen."

Jenson Button

Jenson Button wünscht sich und McLaren einen guten Auftakt in die neue Saison Zoom

"Die eine Überholzone war hier im vergangenen Jahr... manche von uns beschwerten sich darüber, dass es nicht ausreichte, um zu überholen. Ich hielt es aber für die richtige Dosis. Es machte das Überholen schwierig. Das sollte es auch sein. Es gab dir aber zumindest eine Möglichkeit. Schauen wir einmal. Am besten, wir warten ab, was die zwei Zonen bewirken."

Frage: "Eine Frage an die Jungs, die bereits einen WM-Titel gewonnen haben: Würdet ihr mir bitte verraten, wer euer Grand-Prix-Held ist? Und Kimi, wenn du sagen willst, dass du keinen Helden hast, dann sage mir doch, wen du als Kind bewundert hast..."

Vettel: "Kimi, fang' du doch einmal an..."

Räikkönen: "Ich habe nach wie vor keinen Helden. Ich habe natürlich auf gute Ergebnisse für die Finnen gehofft, hatte aber eigentlich nie... Es machte damals keinen Unterschied, wer gewann. Es gab keinen Fahrer, auf den ich gehofft oder zu dem ich aufgeschaut hätte."

Frage: "Guter Versuch..."

Button: "Willst du unsere Aussagen dazu noch wissen oder nicht?"

Vettel: "Als ich aufwuchs, ging es mir wie vielen anderen Kids meines Alters in Deutschland. Wir bewunderten Michael (Schumacher; Anm. d. Red.). Er war unser Held. Er war mein Held. Ich hatte Poster von ihm an den Wänden meines Zimmers. Als ich älter wurde, nahm ich diese wieder ab und hing andere Poster hin. Aber egal... Ich schaute auf zu Michael. Es gab aber viele großartige Fahrer und es gibt sie auch jetzt. Michael ist zweifelsohne einer davon."

Button: "Für mich war es schon vor Michael soweit. Ich hielt mich in den frühen 1980er-Jahren an Ayrton (Senna) und Alain (Prost; Anm. d. Red.). Das war die Zeit, in der ich damit begann, die Formel 1 zu verfolgen. Ich war damals sieben oder acht Jahre alt. Natürlich muss auch 'unser Nige' (Nigel Mansell; Anm. d. Red.) dazugezählt werden - hauptsächlich wegen seines Schnurbarts. Ja, es ist schwierig. Das sind halt die Jungs, die ich als Kind verfolgte. Ich denke, du lässt dich von ihnen inspirieren und willst in der Zukunft sein wie sie. Das ist sicherlich eines unserer Ziele."

Frage: "Eine Frage an Kimi: Es ist deine zweite Karriere in der Formel 1. Welche Erfahrungen bringst du aus deiner Zeit bei Ferrari mit?"

Räikkönen: "Ich sehe nicht, dass es meine zweite Karriere ist. Ich fuhr ja die ganze Zeit über Rennen. Es war einfach nur etwas anderes. Ich fuhr schon für einige Teams und jeder Rennstall macht es ein kleines bisschen anders. Das liegt hauptsächlich daran, dass sie andere Nationalitäten haben. Du lernst aber von allen Leuten etwas."

Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen ist zurück: Der Finne fährt in dieser Saison für den Lotus-Rennstall Zoom

"Ich habe schöne Erinnerungen an die meisten Teams und an die meisten Phasen. Ich versuche stets, die Dinge im Team so hinzukriegen, wie ich es mag. Ich bin zufrieden mit dem Team. Man kann prima mit ihnen zusammenarbeiten. Sie sind locker. Es gibt keinen Grund, etwas daran zu verändern. Wenn du einmal etwas anders machen willst, sind sie gerne dazu bereit, es auszuprobieren. Das ist eine gute Erfahrung."

Frage: "Kimi, als du 2007 in Melbourne zum ersten Mal im Ferrari fuhrst, kamst du gleich als Sieger ins Ziel. Das war eine große Überraschung. 2012 warst du bei den Wintertests sehr schnell. Viele Leute sagen: Du könntest in diesem Jahr sehr überraschen. Ist das möglich oder glaubst du nicht daran?"

Räikkönen: "Wie ich schon sagte: Ich habe keine Ahnung, wo wir uns einsortieren müssen. Wir hatten einen guten Winter. Er hätte besser sein können, doch hoffentlich sind wir schnell. Im Laufe des Wochenendes werden wir es erfahren. Ich rechne aber damit, dass einige Teams schnell sein werden. Also... Werden wir vorne sein? Ich weiß es nicht. Wir hoffen es. Schauen wir einmal."

Frage: "Eine Frage an alle: Was haltet ihr von der Nasenform der neuen Formel-1-Autos? Wie geht es euch damit aus dem Cockpit und wie empfindet ihr es von außen? Ist das nicht sehr schade für die Zuschauer?"

Button: "Unser Auto sieht klasse aus."

Webber: "Aus dem Cockpit heraus kannst du die Nase eh nicht sehen, also spielt es keine Rolle, ob sie so geformt ist wie 2011 oder nicht. Du siehst sie nicht. Ihr lacht, aber du siehst sie einfach nicht. Es spielt also eigentlich keine Rolle. Wir sehen ja selbst nicht einmal, ob der Frontflügel noch am Auto ist oder nicht. Wir sitzen so tief im Auto, wie ich im vergangenen Jahr in Monza herausgefunden habe."

"Wie es aussieht? Nun ja, hässlich natürlich. Das ist enttäuschend. Adrian (Newey; Anm. d. Red.) baut immer hübsche Autos. Ich denke nach wie vor, dass unser Fahrzeug besser aussieht als der McLaren. Der McLaren sieht aber ebenfalls schön aus. Schauen wir einmal, welches Auto am Ende den meisten Champagner abkriegt. Es ist eine unschöne Regelung, doch die Mehrheit der Teams hat in diese Richtung gearbeitet."

Frage: "Diese Frage ist nicht komplett neu, aber es wäre interessant, eure Meinung zum Verhalten auf der Strecke zu hören. Du darfst deine Spur einmal wechseln, musst beim Zurückkehren auf deine Linie aber genug Platz für den Gegner lassen. Wird es einfach sein, das einzuschätzen? Wie könnt ihr Fahrer das auf die Reihe kriegen?"

Mark Webber

Wie sein Auto aussieht, ist Mark Webber egal - der Australier möchte 2012 glänzen Zoom

Vettel: "Ganz ehrlich: Wie immer bei solchen Diskussionen über das Regelwerk, denke ich, dass sich gar nichts verändert hat. Ja, es gibt ein paar neue Paragraphen, doch ich habe eh immer empfunden, dass es eine Art Ehrenkodex oder ein Gentlemen's Agreement gibt."

"Wenn du gegen jemanden Rennen fährst, dann ist es dir erlaubt, eine gewisse Härte an den Tag zu legen. Du solltest deinem Gegner aber stets genug Raum lassen. Hier und da mag man vielleicht nicht zustimmen, doch meistens funktionierte das und die Leute gingen fair miteinander um. Ich sehe das also nicht zu sehr als Regeländerung."

"Es ist einfach natürlich... Du fährst ja keine Rennen, um jemanden abzuräumen. Du versuchst, deine Position zu verteidigen. Wenn jemand einen Überholversuch wagt, willst du dich natürlich verteidigen. Wenn du überholen möchtest, wird sich der andere ebenfalls verteidigen. Dann erwartest du aber zumindest genug Platz, um durchzukommen."

Button: "Ich denke nicht, dass für uns etwas verändert hat. Wir hatten diese Regel ja schon im vergangenen Jahr. Sie war nicht niedergeschrieben, doch so ist das schon ein paar Jahre lang gewesen."

Frage: "Kimi, es gibt wieder einmal neue Autos. Wie fühlt sich dein aktuelles Fahrzeug im Vergleich zum McLaren von 2004 oder dem Ferrari von 2009 an?"

Räikkönen: "Man hat in Melbourne meistens ein neues Auto zur Verfügung. So eine große Überraschung ist das ja nicht. Ich weiß es nicht. Es sind andere Reifen. Das Auto fühlte sich beim Test ähnlich an wie meine Erinnerungen aus der Vergangenheit."

"Jetzt hat man DRS. Das ist ein Knopf, den man drückt. Das verändert das Fahren an sich ja nicht allzu sehr. Es fühlt sich ähnlich an. Ich habe keine gute Grundlage, um einen Vergleich anzustellen. Es ist schließlich ein paar Jahre her, dass ich ein Formel-1-Auto gefahren bin. So anders fühlt es sich aber nicht an."

Frage: "In diesem Jahr fahren sechs Weltmeister, aber keine Italiener. Die meisten von euch fuhren im Kartsport in Italien oder für ein italienisches Team. Könnt ihr erklären, weshalb es für Italiener so schwierig ist, in die Formel 1 zu gelangen?"

Webber: "Daniel. Ja, genau, Daniel. Du hast doch einen italienischen Pass, oder nicht?"

Ricciardo: (in gespieltem amerikanischem Italienisch; Anm. d. Red.) "Wenn du 'Family Guy' geschaut hättest, wüsstet du, wovon ich rede. Ich sehe viele Dinge als Zufall. Ich bin aber nicht lange genug dabei, um die Gründe dafür zu kennen. Das ist vielleicht die Art und Weise, wie ich die Dinge betrachte. Es ist ja nicht so, dass die italienischen Fahrer etwas falsch machen würden."

"Es gibt derzeit zwei Australier in der Startaufstellung und ein paar Jungs aus anderen Ländern. Ich weiß keine Antwort darauf. Ich habe ebenfalls in Italien gelebt und bin dort auch Rennen gefahren. Der Wettbewerb war immer sehr umkämpft. Einige italienische Fahrer fuhren an der Spitze. Es gab aber auch gute Piloten aus anderen europäischen Ländern oder von sonstwo. Ich glaube: Es ist einfach ein Zufall. Keine Ahnung, ob da mehr dahinter steckt."

Vettel: "Als ich im Kartsport aktiv war, fuhr ich auch in Italien. Das war der härteste Wettbewerb überhaupt. Es gab auch viele italienische Piloten, die ich bewunderte, als ich jung war und durch die Klassen nach oben kam. Diese fuhren sowohl in meiner Kategorie als auch über mir."

"Ich verstehe es eigentlich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die italienische Industrie nicht offen genug, um jungen Talenten ihr Geld zu geben. Ich weiß es nicht. Vergleichen wir es einmal mit Deutschland. Es gibt Jahre, da werden - keine Ahnung - drei Deutsche, kein Franzose, dann wieder fünf Franzosen und keine Deutschen, aber fünf Briten in der Formel 1 fahren. Es verändert sich."

"Im vergangenen Jahr beschwerten sich die französischen Journalisten darüber, dass es keine französischen Piloten gab. In diesem Jahr fahren drei ihrer Landsleute. Das zeigt, wie schnell es sich verändern kann. Schade ist nur: Es gibt viele junge Talente in Italien. Ich kann mich an viele Burschen erinnern, gegen die ich angetreten bin. Ihre Leistungen waren ziemlich beeindruckend. Später sah man sie aber nicht in den Nachwuchsformeln wie der Formel BMW, der Formel 3 und dergleichen."

"Das Problem ist: Der Motorsport wurde zuletzt immer teurer, auch wenn er schon immer teuer war. Du brauchst daher von Anfang an eine Unterstützung. In Italien ist der Motorrad-Sport ziemlich beliebt, denke ich. In der MotoGP gibt es auch viele italienische Fahrer. In der Formel 1 ist das nicht unbedingt so."

Frage: "Kimi, du warst lange in der Formel 1 unterwegs. Die vergangenen beiden Jahre hast du von außen verfolgt. Was magst du am meisten an der Formel 1 und was ist aus deiner Sicht das Schlimmste daran?"


Fotos: Großer Preis von Australien, Pre-Events


Räikkönen: "Ich sah in den vergangenen Jahren nicht allzu viel. Wie ich schon sagte: Es sind noch immer die gleichen Leute aktiv und die Themen sind weiterhin die gleichen. Ich denke, es hat sich nicht sehr vieles verändert. Ich kann daher nicht viel dazu sagen."

Frage: "Daniel machte gerade ein Foto. Ich vermute, er wird es via Twitter verbreiten. Das ist nicht so extrem wie bei Brad Kesolowski, der während des Daytona-Rennens twitterte, aber... Seb, weshalb bist du nicht bei Twitter. Komm, gib dir einen Ruck!"

Vettel: "Ich mag es nicht. Es gibt ein paar gute Technologien, doch ich ziehe es vor, mit den Leuten zu reden."

Frage: "Kimi, wenn die Formel 1 derart weit weg war für dich und du nicht einmal die Rennen verfolgt hast, weshalb kommst du nun eigentlich zurück?"

Räikkönen: "Ich hatte andere Sachen zu tun, als mir die Rennen anzuschauen. Das heißt ja nicht, dass ich den Sport nicht mag. Wenn ich den Sport nicht mögen würde, wäre ich nicht hier. Das Sportliche und das Rennfahren mochte ich schon immer."

"Wie ich schon sagte: Ich beschäftigte mich mit anderen Dingen. Wenn ich zuhause war, schaute ich mir manche Rennen im Fernsehen an. Ich versuchte aber nicht, es unbedingt anzusehen, als hätte ich nichts anderes zu tun. Ich freue mich, wieder da zu sein. Ansonsten wäre ich - wie gesagt - nicht zurückgekehrt. Ich mag es, in der Formel 1 zu fahren."

Frage: "Eine Frage an alle: Mögt ihr Melbourne? Ist es aus eurer Sicht wichtig, Australien im Kalender zu behalten?"


Fotos: Großer Preis von Australien


Webber: "Natürlich, ganz klar. Ich denke, es befindet sich in den Top 3 des Kalenders. Wir sollten meiner Meinung nach hart daran arbeiten, dass es dabei bleibt. Es gibt sicherlich nicht viele Leute, die nicht gerne hierher kommen. Die Flüge sind natürlich recht lange, doch sobald du erst einmal hier bist, ist es toll. Die Veranstaltung ist immer gut organisiert."

"Es ist einer der wenigen Events, bei dem Bernie (Ecclestone; Anm. d. Red.) den Veranstaltern sein Vertrauen schenkt, um neben der Formel 1 viele unterschiedliche Rennkategorien fahren zu lassen. Selbst am Donnerstag ist hier ja schon etwas geboten. Am Freitag, am Samstag und am Sonntag ist das nicht viel anders. Es ist ganz sicher eines der besten Wochenenden des Jahres. Wir brauchen solche Events. Nicht alle Rennen sind so wie dieses."

Vettel: "Wie Mark schon sagte: Es ist ein großartiges Rennen. Natürlich ist es sein Heimrennen, doch für die meisten von uns ist Australien einfach weit weg. Es ist ein Teil des Kalenders und das sollte es auch immer bleiben. Die Leute hier sind sehr leidenschaftlich, was den Rennsport anbelangt. Die Formel 1 braucht das. Es ist ein toller Ort. Ich freue mich immer sehr, hierher zu reisen, und darauf, in der Zukunft wieder hier zu sein."

Button: "Ja, ich stimme vollkommen zu. Das ist der beste Ort, um die Saison zu beginnen. Wirklich. Ich hörte Spekulationen, wonach man das Rennen zu einem anderen Platz in Australien verlegen könnte. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich persönlich liebe Melbourne auf jeden Fall. Es ist eine tolle Kulisse, um den Saisonauftakt zu veranstalten. Die Strecke ist etwas anders als die Kurse, die wir sonst befahren. Es ist ein Stadtkurs, der aber sehr viel Spaß macht. Ich hatte hier schon einige gute Jahre."

Pic: "Ja, für mich ist es das erste Mal in Melbourne und Australien. Es ist eine sehr schöne Stadt. Es gibt einige tolle Parks, in denen man Sport machen kann. Auch die Strecke ist sehr schön. Alles ist klasse hier. Ich freue mich schon sehr darauf, am Freitag endlich zu fahren."

Räikkönen: "Es ist ein schönes Reiseziel. Wir sehen hier meist gute und aufregende Rennen. Hier passieren viele Dinge. Hoffentlich bleibt das so. Wie Mark schon sagte: Es ist ein bisschen weit weg, aber sobald man hier ist, ist alles in bester Ordnung."

Ricciardo: "Ja, natürlich, ich bin voll dafür. Es ist eine gute Ausrede, um wieder einmal in dein Heimatland zu reisen. Hier ein Rennen zu haben, ist spitze. Es ist eine klasse Stadt. Als Kind verbrachte ich hier einige Jahre im Kartsport. Es war immer schön, nach Melbourne zu fahren. Im vergangenen Jahr fuhr ich im ersten Freien Training."

"Die Strecke ist meiner Meinung nach richtig toll. Ich bin ein Fan von Stadtkursen. Es ist holprig, die Mauern stehen nahe. Der Kurs hat einen guten Charakter. Es gibt also viele Gründe, weshalb das Rennen bleiben sollte. Jetzt, wo ich Mark auf australischer Seite noch etwas Verstärkung biete, werden wir es hoffentlich noch eine Weile lang haben."

Frage: "Ihr alle habt in eurer Karriere schon viele Strecken befahren. Unabhängig vom Event, welche Strecke würdet ihr nennen? Was ist euer absoluter Lieblingskurs?"

Button: "Wow, das ist nicht einfach. Seine Lieblingsstrecke würde man wahrscheinlich unter den Kursen im Formel-1-Kalender suchen. Ich liebe die schnellen und flüssigen Kurse. Das geht uns, glaube ich, allen so. Strecken wie Spa-Francorchamps oder Suzuka."

"Es gibt aber auch andere Strecken in anderen Kalendern. Macao ist zum Beispiel im Formel-3-Auto wirklich verrückt zu fahren. Dort habe ich gute Erfahrungen gesammelt. Außerdem wären da einige Kartstrecken. Es ist schwierig, nur einen Kurs auszuwählen."

Pic: "Für mich sind es der Nürburgring und Barcelona."

Räikkönen: "Spa."

Ricciardo: "Außerhalb des Formel-1-Kalenders denke ich ebenfalls an Macao. Ich wäre definitiv dafür, dort ein Formel-1-Rennen zu veranstalten. Das wäre meiner Meinung nach wirklich irre."

Webber: "Spa."

Vettel: "Ich habe mehr als eine Lieblingsstrecke. Die Frage ging um eine einzige. Eine solche habe ich nicht, also..."