Grand-Prix-Gebühren: Warum Ecclestone stur bleibt

Die Formel 1 verdient mit den asiatischen Rennen deutlich mehr Geld als mit den europäischen, daher könnte Bernie Ecclestone weiterhin stur bleiben

(Motorsport-Total.com) - Alle Jahre wieder kommt es zu einer Diskussion über die hohen Grand-Prix-Gebühren, die Bernie Ecclestone den Veranstalterländern abknöpft. Besonders akut ist die Situation derzeit in Australien und Deutschland, wo die regionale Politik Schwierigkeiten hat, die Subventionen aus öffentlicher Hand für die Formel 1 weiterhin zu rechtfertigen.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone: Warum er lieber nach Asien geht, sollte allen klar sein...

Aber während vielerorts eine Stimmung unter dem Motto "Ecclestone ist ein gieriger Halsabschneider" herrscht, weist der die Verantwortung für seine hohen Preise von sich: "Nicht ich muss die Gebühren rechtfertigen, sondern die Veranstalter, die sie bezahlen", erklärt er kühl. Recht hat er: Solange es Länder gibt, die den Einnahmentopf des Formula One Managements (FOM) mit ihren Millionen vollstopfen, wäre er dumm, weniger lukrativen Grands Prix zu helfen.#w1#

Gebühren noch zu rechtfertigen?

"Ich kann nicht behaupten, dass wir sehr billig sind." Bernie Ecclestone

Australien überweist dieses Jahr angeblich 35 Millionen Euro an das FOM. Ecclestone findet diesen Preis keineswegs überzogen: "Es geht darum, ob die Leute dort finden, dass sich das für Melbourne und besonders Australien lohnt", argumentiert er. "Ich kann nicht behaupten, dass wir sehr billig sind, aber ich frage mich, was es Melbourne kosten würde, genauso viel TV-Zeit einzukaufen, wie sie mit der Formel 1 bekommen."

Dass der 78-Jährige stur bleibt, ist nicht weiter verwunderlich - und hilft auch den Teams: Die werden nämlich am Einnahmentopf des FOMs beteiligt. Je weniger Geld also in die Taschen des Formel-1-Imperiums insgesamt fließt, desto weniger wird an die Teams verteilt. Dennoch zeigt Ecclestone zumindest in Worten Kompromissbereitschaft: "Wir werden uns die Sache ansehen müssen", gesteht er hinsichtlich der Grand-Prix-Gebühren.

Asien bringt mehr Geld ein

"In den nächsten zehn Jahren wird Europa wirtschaftlich zur Dritten Welt werden." Bernie Ecclestone

Klar ist, dass die Formel 1 mit den traditionellen Rennen in Europa weniger Geld verdient als mit den neuen Events in Asien. 2008 bezahlten die Europa-Grands-Prix durchschnittlich 13 Millionen Euro, die in Asien 26,5 Millionen Euro. Dementsprechend kann man nachvollziehen, warum die FOM lieber vor leeren Tribünen in Bahrain fährt als vor vollem Haus in Italien. Man muss wissen: Monza ist mit weniger als vier Millionen Euro nicht besonders lukrativ für das FOM.

"In den nächsten zehn Jahren wird Europa wirtschaftlich zur Dritten Welt werden", meint Ecclestone. "Ich sehe keine Chance, dass Europa mit China, Korea oder Indien konkurrieren kann." Interessant in diesem Zusammenhang: Mittelfristig wird es in Asien wahrscheinlich mehr Rennen geben als in Europa. 2008 finden acht Grands Prix in Europa statt, sieben in Asien - und Korea und Indien scharren schon in den Startlöchern...