• 05.12.2008 11:41

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Mosley fordert 40 Millionen Euro für jedes Team

Analyse: FIA-Präsident Max Mosley fordert, dass jedes Formel-1-Team mindestens 40 Millionen Euro aus dem Einnahmentopf erhalten sollte

(Motorsport-Total.com) - Im Zuge der Wirtschaftskrise fordert FIA-Präsident Max Mosley, dass die Formel 1 einerseits kostengünstiger gestaltet werden muss - seine Rezepte wie beispielsweise der Einheitsmotor sind gemeinhin bekannt. Gleichzeitig setzt sich Mosley aber auch für eine höhere Beteiligung der Teams am Einnahmentopf ein.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley, der Robin Hood der Formel 1 - aber für welchen Preis?

Seit dem Verständnismemorandum von Mai 2006 - aus dem übrigens noch immer kein formalisiertes Concorde-Agreement hervorgegangen ist - erhalten die Teams nicht mehr 47 Prozent aus dem TV-, sondern 50 Prozent aus dem kompletten Einnahmentopf der kommerziellen Rechte der Formel 1. Die andere Hälfte des Geldes wandert in die Taschen des Halters der kommerziellen Rechte, sprich in die Taschen der Investmentgesellschaft CVC.#w1#

Mehr Geld für die Teams - für welchen Preis?

Im Jahr 2006 war der Einnahmentopf umgerechnet 915 Millionen Euro schwer - an die Teams wurden also gut 450 Millionen Euro verteilt, wohlgemerkt nicht in gleichen Anteilen, sondern nach einem komplexen Erfolgsschlüssel, dessen Geheimnis so gut gehütet wird wie Fort Knox. Bekannt ist: Ferrari hat aus dem Einnahmentopf 2007 41 Millionen Euro erhalten, ein Hinterbänklerteam wie Super Aguri nur 27 Millionen Euro.

Mosley fordert nun für bis zu zwölf Teams eine Beteiligung von mindestens 40 Millionen Euro am Topf des Formula One Managements (FOM). Sprich: Die kleinsten Teams sollen um knapp 15 Millionen Euro mehr erhalten als bisher - und die großen Teams werden dann naturgemäß auch mehr fordern als die Minimalbeteiligung von 40 Millionen Euro. Das bedeutet, dass der gesamte Topf um bis zu 200 Millionen Euro stärker erleichtert werden könnte als bisher.

Was auf den ersten Blick nach einem Segen für die Teams aussieht, könnte sich als enorm gefährlich für den Sport insgesamt erweisen. Denn die Gesamteinnahmen der Formel 1 belaufen sich auf etwa eine Milliarde Euro. Davon würden künftig ungefähr 700 Millionen an die Teams verteilt - bleiben 300 Millionen als Gewinn für CVC. CVC muss aber für das Formel-1-Engagement jährlich ungefähr 250 Millionen an Kreditraten zurückzahlen.

CVC könnte die Lust verlieren

Die große Frage ist nun: Warum sollte sich eine Investmentgesellschaft, die enorm viel Geld investiert hat, um mit der Formel 1 Gewinne zu machen, ihr Engagement weiter antun, wenn unterm Strich kaum noch etwas übrig bleibt? Sollte es tatsächlich so weit kommen, dann könnte dies die Formel 1 in eine gewaltige Krise treiben - und dann würde wohl auch das Gespenst einer "Piratenserie" irgendwann wieder auftauchen...

Und noch einen Aspekt sollte man bedenken: Der Einnahmentopf lebt unter anderem von den Grand-Prix-Gebühren der Rennstrecken, die sich die hohen Kosten für die Formel 1 zum Teil ohnehin nicht mehr leisten können - siehe Hockenheim, siehe Montréal, siehe Silverstone, siehe Magny-Cours. Wenn Bedarf besteht, den Einnahmentopf zu vergrößern, dann könnten die Grand-Prix-Gebühren jedoch noch weiter in die Höhe schnellen.

Eine andere Möglichkeit, den Einnahmentopf aufzustocken, sind Seriensponsorings wie durch den Unterhaltungselektronikkonzern LG. Doch auch hier gibt es einen Haken: Ein Seriensponsor kann nicht erfreut darüber sein, wenn eines der Teams einen Sponsoringdeal mit einem konkurrierenden Unternehmen eingeht. Den Teams könnte also auf der einen Seite Geld gegeben werden, das sie auf der anderen Seite wieder verlieren...