• 15.01.2009 17:21

  • von Roman Wittemeier

Glock: Mit Slicks zum ersten Sieg

Timo Glock nimmt sich nach einem guten Debütjahr bei Toyota eine weitere Steigerung vor: "Toyota soll den ersten Sieg feiern" - Kein Freund von KERS

(Motorsport-Total.com) - Timo Glock hat in der vergangen Saison eine beeindruckende Entwicklung hingelegt. Nach leichten Anpassungsschwierigkeiten zu Beginn der Saison konnte er den Toyota-Boliden im Verlauf des Jahres immer besser zähmen und war nur noch selten im Schatten des erfahrenen Teamkollegen Jarno Trulli. Mit 25 Punkten und einem Podestplatz im ersten Jahr stiegen auch die Erwartungen an den Wersauer für 2009.

Titel-Bild zur News:

Anzug gebügelt, Gesicht gepudert, Haare geföhnt: Timo Glock bei der Präsentation

Das Toyota-Ziel mit dem heute im Internet vorgestellten TF109 ist klar: Der erste Sieg soll her. "Wenn Jarno diesen Erfolg holt, ist das eine Schande für mich, denn ich habe immerhin das gleiche Ziel", sagte Glock selbstbewusst im Interview mit 'autosport.com'. Der als Arbeitsbiene bekannte Deutsche will sich durch die Rückkehr von Slicks einen Vorteil verschaffen. "Die geben mir einfach mehr Gefühl. Das wird mir helfen."#w1#

Zunächst war Glock jedoch froh, dass sein japansicher Arbeitgeber nicht die gleichen Konsequenzen aus der weltwirtschaftlichen Schieflage zog, wie Klassenkonkurrent Honda. "Die gesamte wirtschaftliche Lage weltweit ist sehr schwierig. Toyota hat aber alle Möglichkeiten, mit solch einer Situation klarzukommen. Wir sind ein starkes Unternehmen und wir setzen diese Stärke auch so ein, damit wir 2009 starke Leistungen bringen. Das wird uns auch dann die Zukunft sichern."

Toyota sicher wie der Fels in der Brandung?

"Wenn Jarno diesen Erfolg holt, ist das eine Schande für mich." Timo Glock

Er sei zwar vom plötzlichen Rückzug von Honda geschockt gewesen, aber habe sich um den eigenen Arbeitsplatz nie Sorgen gemacht. "Einige Freunde riefen mich am Tag zuvor von einem GP2-Test an und fragten mich, ob ich von der Gerüchten gehört hätte. Ich sagte, ich hätte noch nichts mitbekommen. Am nächsten Tag habe ich es dann aus den Medien erfahren. Die Situation ist nicht einfach. Wir müssen alle an einem Strang ziehen, die Teams und die FIA, damit die Formel 1 überlebt."

Mit sportlichen Höchstleistungen will sich das Team in der Formel 1 legitimieren und so auch die letzten Zweifel in der Toyota-Konzernzentrale in Japan ausräumen. Der TF109 soll die Grundlage dafür bieten, damit sich die Szenen aus Brasilien nicht wiederholen. Glock möchte in Zukunft vor Hamilton bleiben. "Das ist das Ziel. Es gab nach Brasilien so viele negative Reaktionen, obwohl wir nichts falsch gemacht hatten. Wenn ich in Melbourne vor Lewis bin, dann haben wir wohl einen guten Saisonstart."

Trotz des großen Optimismus sieht Glock auch schwierige Momente im neuen Jahr. Durch die Testbeschränkungen könnten auf die Teams Gefahren lauern. "Wenn wir am Freitag eines Rennwochenendes testen, entwickelt sich die Strecke rasant. Wenn du dort neue Teile ausprobieren willst, ist das schwierig, weil sich die Bedingungen alle zehn oder 15 Minuten wieder ändern. Außerdem ist es wichtig, dass du im Testbetrieb keine Probleme hast und nicht stehen bleibst."

Glock sieht KERS als Unsicherheitsfaktor

Hinzu komme noch, dass der Freitag durch Setup-Arbeit ohnehin schon gut gefüllt sei. "Es wird schon schwierig, ein Auto während eines Rennwochenendes zu entwickeln. Man kann vielleicht Kleinigkeiten und neue Aerodynamikteile ausprobieren, aber alles andere wird schwierig." So wird auch die weitere Entwicklung von KERS gehemmt. Toyota verzichtet zu Saisonbeginn auf die Hybridtechnik. Ob sie jemals ins Auto kommen wird, ist unklar.


Fotos: Präsentation des Toyota TF109


"Wir haben das noch gar nicht so richtig entschieden", erklärte Glock. "In der Firma läuft es auf dem Prüfstand gut. Aber wir wissen nicht, wann wir es ins Auto packen. Glücklicherweise sind wir flexibel. Wir können es nutzen, oder eben auch nicht. Sobald wir es einsetzen, sollte es aber zumindest sicher sein und uns eindeutig einen Vorteil versprechen. Das müssen wir zunächst noch abwarten."

Er habe angesichts der Pannen bei anderen Teams ohnehin noch Vorbehalte gegen den Einsatz von KERS, schilderte der Wersauer: "Ich frage mich zum Beispiel, was passiert eigentlich bei einem heftigen Crash. Es gibt da noch viele große Fragezeichen. Natürlich wäre es aus Fahrersicht schön, wenn man ein paar Extra-PS zur Verfügung hätte, die einem das Überholmanöver erleichtern. Das würde einem das Leben deutlich einfacher machen."