• 15.01.2009 15:59

  • von Stefan Ziegler

Vasselon: "Hatten das Gefühl, etwas mehr Zeit zu brauchen"

Toyotas Technischer Direktor Pascal Vasselon über die Entscheidung, die Saison ohne KERS zu beginnen - neues Programm bei der Chassis-Entwicklung

(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis von Australien wird das Energierückgewinnungs-System KERS aller Voraussicht nach zum ersten Mal zu einem Renneinsatz in der Formel 1 kommen - aber nicht bei Toyota. Der Rennstall des japanischen Automobilgiganten hat sich dazu entschlossen, die Saison 2009 nicht mit dem freiwillig einzusetzenden Zusatzsystem zu beginnen - treibt die Entwicklung von KERS aber parallel voran. Bei Toyota ist man der Ansicht, dass man dadurch vor allem zu Saisonbeginn bessere Karten haben wird.

Titel-Bild zur News: Heck des Toyota TF109

Kein KERS im Heck: Bei Toyota verzichtet man zunächst auf den Boost-Button

Also verzichtet man in den ersten Grands Prix des Jahres komplett auf KERS und setzt auf die herkömmlichen Antriebslösungen. "Wir haben diese Entscheidung gefällt, weil wir davon überzeugt sind, dass es für uns einen Vorteil darstellen könnte", erläuterte der Technische Direktor Pascal Vasselon die Herangehensweise seiner Truppe gegenüber 'Autosport.com'. "Wir werden zu Saisonbeginn nicht damit fahren - was aber keineswegs bedeutet, dass wir mit unserem Programm hinterherhinken."#w1#

"Wir haben uns die Performance des gesamten Pakets angesehen. Wenn man KERS an Bord hat, dann hat man in Bezug auf den Schwerpunkt nicht mehr viel Spielraum. Es dreht sich nicht nur um den Boost, den man für ein paar Sekunden erhält, sondern eben auch um den Effekt auf das gesamte Auto. Dabei hatten wir das Gefühl, noch etwas mehr Zeit zu brauchen, um festzustellen, ob es wirklich Vorteile mit sich bringt."

Doch ganz abschreiben möchte man die neue Technologie nicht: "Unser KER-System befindet sich auf dem Prüfstand und läuft schon recht gut", meinte Vasselon. "Es wäre durchaus möglich gewesen, es sofort ins Auto zu packen. Wir waren uns aber nicht sicher, ob der generelle Entwicklungsstand des Systems uns tatsächlich umgehend ein Leistungsplus ermöglicht hätte" - so liebäugelt man bei Toyota sogar mit dem Bau eines zweiten, eines KERS-Chassis.

Dabei war schon die Entwicklung des Rennwagens ohne KERS eine große Aufgabe. "Das war ein unglaublich intensiver Prozess", sagte Vasselon rückblickend. "Wir haben damit begonnen, sobald wir genug Informationen über die neuen Regeln hatten. Ende 2007 fiel der Startschuss - das war vier oder fünf Monate eher, als üblich. Wir haben während der Saison 2008 parallel an zwei verschiedenen Wagen gearbeitet."

"Normalerweise haben wir eine zunehmende Verlagerung der Ressourcen vom einen auf den anderen Wagen, also war das ein komplett anderes Programm", sagte Vasselon und kommentierte abschließend die Umsetzung der neuen Bestimmungen: "Die Veränderungen sind wahrscheinlich viel umfangreicher als 1998, denn der aktuelle Sprung betrifft zwei große Leistungsbereiche der Formel 1: Aerodynamik und Reifen. Das ist eine unglaubliche Herausforderung."