Interview: Toyota-Teamchef Tadashi Yamashina
Toyota-Teamboss Tadashi Yamashina erklärt im Teaminterview, wie groß die Unterstützung des Mutterkonzerns ist: "Wir haben positiven Druck"
(Motorsport-Total.com) - Hört man die Ansagen von der offiziellen Präsentation des neuen Toyota TF109, dann fühlt man sich sofort an die vergangenen Jahre erinnert. Den ersten Formel-1-Sieg als Zielvorgabe hat man schon mehrfach verkündet, doch bislang blieb den Japanern dieser Erfolg verwehrt. Eines ist jedoch anders in diesem Jahr: Alle Verantwortlichen betonen immer wieder, dass die Formel 1 ein schwieriges Feld sei. Auch Teamchef Tadashi Yamashina bekräftigte dies im Teaminterview.

© Toyota
Tadashi Yamashina will in seinem dritten Jahr als Teamchef den ersten Sieg
Frage: "Tadashi, welche Ziele haben sie 2009?"
Tadashi Yamashina: "Wir wollen in diesem Jahr versuchen, den ersten Sieg für Toyota zu holen. Als ich 2007 als Vorsitzender und Teamchef kam, war es für das erste Jahr mein Ziel zu beobachten, im zweiten Jahr sollten Verbesserungen kommen und im dritten Jahr der wirkliche Erfolg. Nun kommt mein drittes Jahr. Also ist für mich klar, dass ich einen Rennsieg für uns sehen will."#w1#
"Wir haben natürlich bisher an jedem Wochenende des Sieg als Ziel gehabt, aber leider hat es bislang nicht geklappt. Für Toyota steht die Marschroute eindeutig fest. Wir wollen siegen. Sollte dies nicht möglich sein, dann wollen wir wenigstens auf Podest. Toyota ist hoch ambitioniert, also müssen wir uns hohe Ziele stecken."
Zuverlässigkeit als Toyota-Prämisse
Frage: "Waren sie mit den Ergebnissen 2008 zufrieden?"
Yamashina: "Ich war glücklich, dass wir im Vergleich zum Vorjahr deutliche Fortschritte erzielen konnten. Es war toll, dass wir wieder auf dem Podium und in der ersten Startreihe waren. Aber wir wollen mehr: Wir wollen um Siege kämpfen und wir wollen um den Titel kämpfen. Wir hatten gute Wochenenden, aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass es Wochenenden gab, wo es nicht so gut lief."
"Der TF108 war grundsätzlich ein zuverlässiges Auto, aber wir haben trotzdem durch Ausfälle einige Punkte verloren. Damit können wir nicht zufrieden sein. Unser Ziel ist die 100-prozentige Zuverlässigkeit und wir haben an Maßnahmen gearbeitet, die uns diesem Ziel näher bringen sollten."
Frage: "Sind sie bezüglich der Chancen des Teams optimistisch?"
Yamashina: "Ich bin immer optimistisch und ich gluabe fest daran, dass wir in diesem Jahr eine große Chance haben werden. Ich bin von der Arbeit am TF109 beeindruckt. Wir haben schon im vergangenen Jahr durch starken Zusammenhalt und gute Kommunikation tolle Fortschritte erzielt. Die Formel 1 ist eine enorme Herausforderung und - im Gegensatz zum Bau von Straßenautos - du wirst alle zwei Wochen vom weltweiten Publikum begutachtet. Das Team ist dadurch aber stärker geworden und wir sind in einer guten Position."
Frage: "Glauben sie, dass sie den richtigen Fahrerkader für den erhofften Erfolg haben?"
Yamashina: "Ich bin sicher, dass Jarno und Timo für diese Saison genau die richtigen Piloten sind. Meiner Meinung nach hat Toyota eine der besten Fahrerpaarungen in der Formel 1 und ich freue mich schon darauf, was sie alles mit dem TF109 anstellen werden. Beide Fahrer haben im vergangenen Jahr bewiesen, dass sie mit einem guten Auto gegen die allerbesten Piloten kämpfen können. Unsere Aufgabe ist es nun also, ihnen ein Fahrzeug zu geben, mit welchem sie das regelmäßig tun können. Das ist unser Ziel und wir geben niemals auf."
Trulli und Glock als Topduo, Kabayashi in der Lernphase
Frage: "Was passiert mit Kamui Kobayashi?"
Yamashina: "Ich freue mich, dass Kamui wieder unser dritter Fahrer sein wird. Er hat sich im vergangenen Jahr gut entwickelt und lernt und verbessert sich weiter. Ich habe seine Fortschritte in der GP2 und in der GP2 Asia in der vergangenen Saison verfolgt. Er hatte eine aufregende Saison mit einigen Siegen, aber er erzielte nicht die Resultate, die er verdient gehabt hätte. Es ist toll, dass wir einen japanischen Piloten bei Toyota haben, aber Kamui muss hart an sich arbeiten und sich weiter verbessern."
Frage: "Seit rund zwei Jahren haben sie das Ruder von Toyota in der Hand. Gefällt ihnen die Herausforderung?"
Yamashina: "Herausforderung ist das richtige Wort, weil es wirklich nicht einfach ist, in der Formel 1 erfolgreich zu sein. Das war mir ganz schnell klar, als ich zum Team gestossen war. Dies ist ein viel emotionalerer Job als alles, was ich jemals zuvor gemacht habe. Wir erleben unter den Augen der Öffentlichkeit 17 Mal im Jahr Höhen und Tiefen. Diesen Aspekt der Formel 1 genieße ich."
Frage: "Wie emotional sind sie an der Rennstrecke?"
Yamashina: "Manchmal kann ich wirklich sehr emotional sein. Das überrascht so manches Teammitglied. Sie kennen den Anblick nicht, wenn ein Teamchef irgendetwas in die Garage feuert, weil ein Rennen nicht gut lief. Ich lebe diese Rennen wirklich intensiv mit und wenn es gut läuft, applaudiere ich laut in der Garage. Ich denke, das hilft bei der Motivation der Leute, wenn sie merken, dass man ihnen ihre Arbeit dankt. Außerdem zeigt es, dass alle im Team die Leistungen intensiv erleben. Ich hoffe, dass es in der kommenden Saison mehr Applaus in der Garage geben wird!"
Frage: "Genießt das Rennteam die volle Unterstütztung von Toyota in Japan?"
Yamashina: "Die Führungsetage der Toyota Motor Corporation hat uns gesagt, dass wir niemals aufgeben sollen. Also werden wir immer um den Sieg kämpfen. Auch in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist der Mutterkonzern voller Unterstützung für uns und alle verfolgen unsere Auftritte hautnah. Wir bekommen sehr viel Unterstützung von Toyota-Mitarbeitern und Fans weltweit. Das motiviert ungemein und das treibt uns an. Es gibt einen positiven Druck und so etwas mögen wir."

