• 15.01.2009 14:54

Massa vs. Räikkönen: Der Feind im eigenen Lager

Unterschiedlicher als Felipe Massa und Kimi Räikkönen können Teamkollegen kaum sein - Aufregung um die Vergabe der neuen Startnummern

(Motorsport-Total.com/sid) - Sensibelchen gegen Draufgänger, Grübler gegen "Iceman", Analytiker gegen Lebemann: Unterschiedlicher als Felipe Massa und Kimi Räikkönen könnten zwei Teamkollegen kaum sein. Gemeinsam wollen der traurige "20-Sekunden-Weltmeister" des Vorjahres aus Brasilien und der zuletzt enttäuschende WM-Champion von 2007 aus Finnland in diesem Jahr beide WM-Titel der Formel 1 zu Ferrari holen.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen und Felipe Massa

Kimi Räikkönen und Felipe Massa beim "Klassenfoto" 2008 in Brasilien

Doch schon der interne Kampf der beiden Antipole wird vor dem WM-Start am 29. März in Australien spannend. Bei der Präsentation der beiden Fahrer im italienischen Alpenort Madonna di Campiglio flogen die versteckten Giftpfeile jedenfalls schon tief.#w1#

Höhere Startnummer für Massa

So zeigte sich Massa scheinbar unbeeindruckt von der Tatsache, dass der Weltverband FIA dem WM-Dritten Räikkönen für 2009 die Startnummer drei, dem Vizeweltmeister aber nur die Nummer vier zuteilte: "Da muss die FIA sich vertan haben", meinte er. "Aber Zahlen sind Zahlen. Es ist mir egal, ob Kimi eine bessere Zahl hat. Im letzten Jahr hatte er die Eins und ich die Fünf (nicht richtig, Massa hatte die Zwei; Anm. d. Red.) - und ich stand am Ende vor ihm. Und diesmal will ich Weltmeister werden."


Fotos: Ferrari-Wrooom in Madonna di Campiglio


Als härtesten Konkurrenten im Kampf um den Titel wertete Massa demonstrativ Titelverteidiger Lewis Hamilton - Räikkönen erwähnte er erst auf Nachfrage. Auch er sei ein starker Konkurrent und er erwarte, dass der Teamkollege "aggressiv gegen mich vorgehen wird". Was dieser prompt bestätigte: "Massa wird gut sein. Ob mich das stimuliert, weiß ich nicht", sagte der Finne sichtlich gelangweilt. "Ich will Weltmeister werden, da muss ich jeden bekämpfen - egal ob er nun zufällig in meinem Team fährt oder nicht."

Wer aus Teamsicht als Nummer eins in die neue Saison geht, ist aber offensichtlich: Massa durfte am Montag die ersten Runden im neuen F60 drehen, Massa wurde als Erster der Presse präsentiert, Massa hatte auch am Donnerstag vor Räikkönen das Wort.

Auch bei Teamchef Stefano Domenicali ließ sich ein Trend heraushören. Während er den brasilianischen Musterprofi über den grünen Klee lobte, weil dieser nach dem Frust des knapp verpassten Titels "reifer, motivierter und stärker" sei, geriet sein Lob an den Finnen zu einem ironischen Seitenhieb: Dessen Stärke sei es, nichts von Außen an sich heranzulassen, ein Lächeln oder Italienischkenntnisse zur Verständigung mit den Kollegen dürfe man nicht erwarten; Kimi lebe eben "auf einem anderen Planeten".

Ein schöner Planet für den "Iceman"

"Ich lebe sehr gut auf meinem Planeten. Es ist schön hier." Kimi Räikkönen

Doch nicht einmal das konnte den "Iceman", dem intern vorgeworfen wird, im vergangenen Jahr schlechte Stimmung im Team verbreitet zu haben, aus der Ruhe bringen: "Ich lebe sehr gut auf meinem Planeten. Es ist schön hier", konterte er.

Während Räikkönen trotz der sportlich frustrierenden Saison 2008 glaubt, "nichts ändern zu müssen" ("Ich hoffe nur, die Dinge um mich herum funktionieren diesmal besser"), zeigte sich Massa sehr selbstreflektiert: "Natürlich denke ich noch ständig an das Saisonfinale. Das Gehirn arbeitet immer noch, so etwas wirst du nie in deinem Leben vergessen", sagte der Brasilianer. "In der letzten Kurve den Titel zu verlieren, ist eben ein schwerer Schlag." Er habe sich aber wieder aufgerappelt und aus dem Frust gelernt.

Und schließlich freut er sich, dass das Saisonfinale diesmal in Abu Dhabi statt in seiner Heimat stattfindet: "Wenn ich dann wieder im letzten Rennen den Titel verliere, tut es vielleicht nicht ganz so weh", meinte Massa mit süß-saurer Miene.