• 18.01.2004 15:00

Gillan: Der sechste WM-Schlussrang wäre toll

Mark Gillan, bei Jaguar zuständig für Kontrolle der Leistungsfähigkeit des Teams, über die Aufgaben in der Saison 2004

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du bist der Chef der Entwicklungsabteilung bei Jaguar. Wie fügt sich diese Rolle in die Design- und Forschungsabteilung ein?"
Dr. Mark Gillan: "Unsere Rolle ist ziemlich klar. Wir wollen das Maximum an Leistung aus dem Auto und den Fahrern und Ingenieuren, die mit dem Auto arbeiten, herausholen. Wir sind sowohl für die Rennen als auch die Tests verantwortlich, darüber hinaus auch für die Strategie an einem Wochenende. Während eines Grand Prix' erstatten uns die verschiedenen Abteilungen Bericht. Das funktioniert sehr gut, weil jeder weiß, wo er steht und wem er was erzählen muss."

Titel-Bild zur News: Jaguars Entwicklungschef Dr. Mark Gillan

Mark Gillan möchte trotz starker Gegner den sechsten Schlussrang erreichen

Frage: "Denkst du als Stratege im Team, dass sich wegen der Regeländerungen beim Motor und Qualifying für 2004 die Herangehensweise an ein Rennen ändern wird?"
Gillan: "2003 wusste man letztendlich nie, welche Strategie ein anderes Team fährt, weil zum Beispiel die Benzinmenge nach dem Qualifying immer geheim gehalten wurde. So, wie es sich für 2004 entwickelt hat, wird das nun noch viel schwerer sein. Man darf jetzt nur noch einen Motor für das gesamte Wochenende einsetzen. Einige Teams werden daher am Freitag und Samstag weniger fahren, um keinen Motorschaden zu riskieren. Wenn man den Motor wechseln muss, dann steht man in der Startaufstellung zehn Plätze weiter hinten."#w1#

"Das Schwierige ist, dass man vor dem Qualifying am Samstag jedoch fahren muss, weil man ja die Reifen für das ganze Wochenende am Freitag benennen muss. Ohne ein paar gefahrene Runden kann man keine ordentliche Entscheidung treffen. Die Strategie, wie man den Motor einsetzt, wird also ein Schlüssel werden. Wenn man einen Motor mit einer kürzeren Laufleistung aber mehr Kraft einsetzt, dann kann man am Wochenende weniger fahren. Wir müssen da einen Kompromiss zwischen der Lebensdauer des Motors und einem guten Setup finden."

Christian Klien wurde langsam an die Formel 1 heran geführt

Frage: "Zu deinem Aufgabenbereich gehört auch sicherzustellen, dass die Fahrer ihre bestmögliche Leistung bringen. Wie hilfst du einem neuen Fahrer wie Christian Klien, sich in der komplexen Welt der Formel 1 zurechtzufinden?"
Gillan: "Sobald Christian zu uns kam, noch ehe er das Auto auf der Strecke von nahem gesehen hatte, steckten wir ihn bei uns im Werk in den Rennsimulator. Dort können wir mit einem neuen Fahrer alle Einstellungen am Lenkrad durchgehen und ihn bitten, verschiedene Aufgaben zu lösen, zum Beispiel was er tun muss, wenn das Auto stehen bleibt. Wenn er das Auto dann also wirklich fährt, ist er mit den Grundfunktionen und dem Cockpit bereits vertraut."

"Als er dann das erste Mal testete, achteten wir darauf, dass die gestellten Aufgaben ihn nicht zu früh zu sehr forderten. Bei einem neuen Fahrer ist es wichtig, dass man ihn mit kurzen Fahrten langsam aufbaut und dass man über alles redet, ehe man ihn wieder auf die Bahn schickt. Selbst die Sprache bei einem Formel-1-Test unterscheidet sich von allem, was er bisher erlebt hat. Sich an alle Abkürzungen und Codewörter zu gewöhnen, kann einige Zeit dauern."

"Was wir im Gegenzug von Christian erwarten, ist Ehrlichkeit. Er unterbrach bereits früh die Testfahrten, weil er sich ermüdet fühlte und wir haben das akzeptiert. Wir haben lieber einen Fahrer, der sagt, wenn er eine Pause nötig hat, als dass er weiter fährt und Fehler macht."

Der sechste Platz bei den Konstrukteuren ist das erklärte Ziel

Frage: "Wie haben sich deine Erwartungen für diese Saison geändert?"
Gillan: "Im letzten Jahr mussten wir sicherstellen, dass die Leute Jaguar wieder respektieren. Das haben wir erreicht. Die Leistung des Autos war signifikant besser und darauf müssen wir aufbauen. Es wird schwer genug. Andere Teams sind nun auch auf Michelin-Reifen gewechselt und es gibt viele gut finanzierte Teams. Wenn wir Sechster in der Weltmeisterschaft werden und wissen, dass wir unser Bestes gegeben haben, dann bin ich zufrieden."