• 21.08.2008 15:23

Gascoyne über das neue Force-India-Getriebe

Force-India-Technikchef Mike Gascoyne im Teaminterview über das neue stufenlose Getriebe, und die Herausforderung einer neuen Formel-1-Strecke

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Das stufenlose Getriebe ist am Freitag in Ungarn gelaufen und wird Valencia im Rennen eingesetzt. Was war der Hintergrund dieser Entscheidung?"
Mike Gascoyne: "Wir haben das Getriebe zum ersten Mal bei einem Shakedown in Silverstone getestet. Danach noch einmal drei Tage lang in Jerez, aber dies ist so eine wichtige Komponente, dass es eigentlich nie genug Zeit gibt, es genau zu durchforschen. Der Ungarn-Freitag gab uns die Möglichkeit eines zusätzlichen Tests und zudem haben wir Strafen vermieden, wenn wir mitten in unserem Vier-Rennen-Zyklus ein Getriebe gewechselt hätten."

Titel-Bild zur News: Mike Gascoyne

Auch Mike Gascoynes Force-India-Team hat ab sofort das stufenlose Getriebe

"Die Getriebe aus Ungarn befanden sich in Rennen drei eines Zyklus' und sie zu wechseln hätte eine Bestrafung nach sich gezogen. So hat es Sinn gemacht, noch ein paar Kilometer damit zu fahren und das neue Getriebe dann einzusetzen, wenn ein neuer Vier-Rennen-Zyklus beginnt."#w1#

Frage: "Was ist das Netto-Ergebnis über eine Runde?"
Gascoyne: "Unsere Simulationen zeigen typischerweise einen Gewinn von zwei bis drei Zehntel pro Runde. Vielleicht auch etwas mehr, denn der Fahrer kann so früher aufs Gas gehen, weil das Auto nicht mehr durch einen Gangwechsel unruhig ist."

"Der Fahrer kann auch deshalb auch sanfter beschleunigen, weshalb es weniger Beeinträchtigungen in den Kurven und unter Volllast gibt. Wir werden überall einen Vorteil haben, denn wir können das Getriebe auf jeden Kurs einstellen, um das Optimum heraus zu holen. Daher wird der Effekt auf jeder Strecke konstant sein."

Begrenzte Ressourcen und Finanzen

"Die Einführung des stufenlosen Getriebes verlief bisher samtweich." Mike Gascoyne

Frage: "Welche Prozesse wurden beeinflusst, da man das Getriebe ja mitten in der Saison einführte?"
Gascoyne: "Mit unseren begrenzten Ressourcen hat das Team einen guten Job gemacht. Für ein kleines Team ist es eine große Sache, eine solch große Komponente zu Saisonmitte einzuführen, denn wir besitzen nicht die Testmöglichkeiten, die andere Teams haben."

"Wir konnten erst am Getriebe arbeiten, als wir Force India wurden und damit vernünftige Budgets und ausreichend Ressourcen zur Verfügung standen. Aus Ingenieurssicht hat das Team einen tollen Job gemacht, das Ganze sogar im Zeitplan zu schaffen und die Getriebeabteilung hat auch gute Arbeit erledigt, denn die Einführung des stufenlosen Getriebes verlief bisher samtweich."

Frage: "Welche Risiken hat eine Einführung zu Saisonmitte?"
Gascoyne: "Natürlich gibt es aufgrund der begrenzten Testkilometer ein paar Risiken, aber dieser Schritt ist für das Team ein notwendiger Schritt in Sachen Zukunft. Das erste Modell lief auf Anhieb über drei Wochenenddistanzen, bevor ein kleines Problem auftrat. Die Zuverlässigkeit ist also sehr gut und wir werden in der Lage sein, dieses kleine Problem zu lösen."

Valencia als Herausforderung

"Natürlich kann man nicht alle Informationen aus dem Computer ziehen." Mike Gascoyne

Frage: "Warum hat man das Getriebe nicht schon früher eingeführt?"
Gascoyne: "Einzig wegen der Finanzen und der Ressourcen. Beides machte das Risiko einer Einführung zu groß. Erst seit dem wir Force India sind, hatten wir alle Zutaten zur Umsetzung zusammen. Das aktuelle Projekt wurde aber gut umgesetzt und schon alleine dieser Umstand zeigt die gewachsene Stärke im Team."

Frage: "Wir bereitet sich das Team für eine neue Strecke vor?"
Gascoyne: "Neue Strecken sind immer besondere Herausforderungen für ein Team. Aber es ist für die Fahrer und Ingenieure auch eine interessante Herausforderung. Valencia wird ein faszinierendes und einzigartiges Event werden. Natürlich schauen wir uns das Streckenlayout genau an und bereiten alles in unseren Simulationsprogrammen vor."

"So bekommen wir eine ziemlich genaue Vorstellung vom Charakter des Kurses. Natürlich kann man nicht alle Informationen aus dem Computer ziehen, speziell die Asphaltbeschaffenheit, wie die Reifen darauf reagieren, oder ob man die Kerbs benutzen kann oder nicht. Das sind alles Unbekannte bis wir vor Ort sind. Aber es ist eine schöne Herausforderung und hält uns auf Trab."