• 09.08.2001 15:04

  • von Marcus Kollmann

Frank Williams im Interview

Der 59-Jährige spricht über sein Team, die Liebe zur Formel 1 und die Herausforderungen

(Motorsport-Total.com) - Frank Williams, der 1977 zusammen mit Patrick Head das Team Williams Grand Prix Engineering - heute WilliamsF1 genannt - gründete, und dessen Rennstall seit der Zusammenarbeit mit Motorenpartner BMW nach den weniger erfolgreichen Jahren der Kooperation mit Supertec sich bereits wieder auf dem Weg zur Etablierung als Weltmeisterteam befindet, sprach in einem Interview mit 'bmw.williamsf1.com', welches F1Total.com Ihnen komplett präsentieren darf, über seine Aufgabe als Teamchef, seine nach wie vor anhaltende Begeisterung und die Herausforderungen in der Königsklasse.

Titel-Bild zur News: Frank Williams

Frank Williams hält die tägliche Arbeit in der Formel 1 fit und bescheiden

Der seit einem Autounfall 1986 an den Rollstuhl gefesselte 59-jährige Brite zeigte sich bei diesem Gespräch von einer interessanten Seite.

Frage: "Was ist Ihre Lieblingsaufgabe in Ihrer Funktion als Teamchef?"
Frank Williams: "Nun, eine schnelle Antwort wäre die, dass ich jeden Tag damit zu tun habe. Ich selbst habe das an einem Grand Prix-Wochenende anwesend sein zu können immer als besonderes Privileg empfunden. Jeden Tag im Rennsport involviert zu sein und mit den Rennboliden zu tun zu haben ist schon ein wenig so, als wäre man im Paradies."

Frage: "Überrascht es Sie wie viele Leute mittlerweile bei WilliamsF1 beschäftigt sind?"
Williams: "Nein, überrascht bin ich nicht. Ich habe ja miterlebt wie die Firma gewachsen und gewachsen ist, immer den Erfordernissen entsprechend. Ich denke, dass auf eine Art und Weise wir mit mehr Ressourcen die uns zur Verfügung stehen eine größere Chance zum Siegen haben, also wollen wir mehr Beschäftigte haben, was wiederum bedeutet sich zu vergrößern. Allerdings muss man auch das Finanzielle im Auge behalten und einen Kompromiss zwischen Wachstum der Firma und dem Geld wählen."

Frage: "Es ist überraschend, wie viele Leute in der Fabrik arbeiten. Wirklich, unglaublich. Haben Sie denn auch einige bei der Arbeit gesehen?"
Williams: "Ja, die meisten haben gearbeitet, wenngleich es den Anschein hatte, als würden sie Scherze machen - aber das ist ein gutes Zeichen. Ich denke zumindest, dass es das ist. Ich würde WilliamsF1 als freundliche Firma beschreiben. Hier gibt es keine einzige Person die mit Mister ... angesprochen wird. So etwas gibt es bei uns nicht, niemand wird so angesprochen."

Frage: "Das ist schön. Es erweckt den Eindruck, dass hier eine gute Atmosphäre, ein gutes Arbeitsklima herrscht..."
Williams: "Genau so ist es."

Frage: "Sie haben WilliamsF1 von dem Punkt an miterlebt, an dem der Einfluss der Technologie noch viel geringer in bestimmten Bereichen dieses Sports war. Jetzt scheint es so als ob..."
Williams: "Ja, das stimmt. Als ich 1969 begann waren eine Stoppuhr und vielleicht auch noch
eine Radmutter die einzigen Anzeichen von vorhandener Technologie. Seit damals hat sich viel verändert, aber das ist Teil des Lebens. Genauso wie das Fernsehen heute viel besser ist als vor 50 Jahren oder vergleichbare Sachen wie das Telefon. Aber wir leben weiterhin in der guten alten Welt."

Frage: "Haben Sie schon einmal gewünscht, dass sich die Dinge ein wenig einfacher in der Formel 1 entwickelt hätten?"
Williams: "Nein, daran habe ich noch nie gedacht."

Frage: "Genießen Sie die Herausforderung?"
Williams: "Ich genieße die Herausforderung ganz gleich ob die Technologie damit eng verbandelt ist oder nicht. Für mich macht das am Ende keinen Unterschied. Ich beginne nicht darüber nachzudenken, dass es besser oder schlechter ist. Es ist ganz einfach so wie es ist."

Frage: "Was überrascht Sie in der Formel 1 im Augenblick?"
Williams:"Oh, das ist wirklich eine schwierige Frage, denn die Formel 1 bringt Tag für Tag Überraschungen mit sich. Der Premierminister hier wurde einmal gefragt, was er denn in seinem täglichen Leben am meisten fürchten würde und er sagte, die Ereignisse wären es. Ich denke, dass das auch für die Formel 1 gilt. Es passieren Dinge auf die man glaubte vorbereit zu sein, aber dann plötzlich stellt man fest, dass man nicht vorbereitet ist und gelegentlich geschehen auch Sachen, worüber man noch nicht einmal begonnen hatte sich Gedanken zu machen. Es [Formel 1] ist eine konstante Lektion darin, nie zu schlau zu sein, und wie man vermeiden kann ein Schlaumeier zu sein."

Frage: "Also hält es Sie bescheiden?"
Williams: "Genau, ja."

Frage: "Bedeutet das aber nicht auch, dass es für Sie weniger freudige Überraschungen gibt?"
Williams: "Formel 1 ist harte Arbeit und es ist wie das Leben, man kann nur herausholen was man investiert. Man muss also hart für den Erfolg arbeiten. Es ist nun einmal ein sehr konkurrenzfähiges Geschäft. Außer unserem Team gibt es noch in Südengland jede Menge andere Leute die versuchen das Gleiche wie wir zu erreichen. Erfolg zu haben ist, relativ gesprochen, nicht nur schwierig, sondern auch sehr selten. Ich denke sogar heute, dass wir statistisch gesehen pro Grand Prix-Teilnahmen die höchste Anzahl an Anläufen bis es zum Sieg geklappt hat haben. Ich glaube, die Rate liegt bei 3,7 oder 4 Ausfällen oder so... Das bedeutet vier Ausfälle für jeden Versuch ein Rennen zu gewinnen. Also ist es sehr selten."