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  • 09.08.2001 12:49

  • von Marcus Kollmann

Prost: Situation des Teams wird sich bald entspannen

Der vierfache Weltmeister und Teamchef versichert, dass sich schon bald die schwierige Situation seines Teams ändern wird

(Motorsport-Total.com) - Schon lange ist es kein Geheimnis mehr, dass Alain Prost als Teamchef seit letzter Saison eine schwere Zeit durchmacht. Waren es im Vorjahr Probleme mit der Standfestigkeit des AP03 und politische Spielchen, sowie Streitigkeiten mit Peugeot, die dem Franzosen den Schlaf raubten und ihm die ins Gesicht geschriebenen Sorgen offen bei den Grand Prix zur Schau tragen ließen, so entspannte sich die Situation nach dem Kauf von Teamanteilen durch Pedro Diniz und durch die Zusammenarbeit mit Ferrari, welche nicht nur den Motor und das Getriebe, sondern fast die komplette Hinterpartie des AP04 lieferten, nur kurze Zeit.

Titel-Bild zur News: Alain Prost (Teamchef Prost Grand Prix)

Alain Prost musste feststellen, wie schwer es als Teamchef in der Formel 1 ist

Nach beeindruckenden Rundenzeiten bei den wenigen Testfahrten in der Winterpause war von der Konkurrenzfähigkeit des AP04 in den ersten Rennen dieses Jahres nicht viel zu sehen. Erst in Monaco und Kanada, sowie zuletzt in Deutschland konnte das Team Punkte sammeln. Auch wenn dies im Vergleich zum Vorjahr als großer Erfolg zu werten ist, so ist es schon seit mehreren Wochen ein offenes Geheimnis, dass der in Guyancourt beheimatete Rennstall große Geldsorgen hat. Die Gläubiger, so heißt es in Meldungen englischer Medien, stünden kurz vor der Aufrechnung ihrer Forderungen.

Dass die Situation aber nur halb so wild wie dargestellt sei, versichert Alain Prost, um eine Beruhigung der Lage bemüht, dieser Tage.

'Sportal' zitierte Prost nach dem Weggang Alesis, der gestern offiziell seinen Wechsel zu Jordan bekannt gegeben hatte, wie folgt: "Ich bin im Begriff eine Lösung zu finden, die es mir erlaubt, die Situation zu entspannen. Das ist nur eine Frage von Tagen", so der 46-Jährige.

Über die wahren Gründe, weshalb sich Alesi so schnell wie möglich von seinem Freund, den er beim Aufbau des Teams und Weg an die Spitze helfen hatte wollen, trennte, gibt es mehrere Meldungen. Zum einen, so teilte Alesi mit, habe er einen Brief von Prosts Anwalt am Montag nach dem Großen Preis von Großbritannien bekommen, über dessen Inhalt er total erbost war. Zum anderen soll Prost nicht mehr in der Lage gewesen sein dem 37-Jährigen Alesi das Gehalt zu überweisen. Dies sei angeblich schon seit Monaten so gewesen heißt es weiter. Alain Prost dementierte dies inzwischen, räumte jedoch ein, dass man lediglich 14 Tage später als vereinbart das Juli-Gehalt überwiesen hätte.

Einen großen Bruch zwischen Alesi und dem Team hatte es beim Heim-Grand Prix in Magny-Cours gegeben, wo das neuentwickelte Aerodynamikpaket nicht richtig funktionierte und man dem Franco-Sizilianer, der langsamer als sein brasilianischer Teamkollege unterwegs war, die Schuld in die Schuhe schob. Erst später stellte sich heraus, dass der neue Unterboden nicht fehlerfrei konstruiert worden war. Die schlechte Stimmung im Team bestätigte Alesi gegenüber dem Fernsehsender TF1: "Ich habe erfahren, dass in der Vergangenheit in meinem Auto einige Teile eingebaut waren, die zuvor gar nicht getestet wurden", so der Vorwurf Alesis der darüber hinaus ein angekratztes Arbeitsverhältnis zwischen ihm und den Technikern einräumte.

Mit der Verpflichtung von Heinz-Harald Frentzen als Alesi-Ersatz ist nun kurzfristig erst einmal Ruhe in das Team gekehrt. Gut möglich, dass Prost auf Sponsoren hofft, die sich dank der Engagierung Frentzens finden. Derzeit weiterhin unklar ist die Situation des Teams in Bezug auf den nächstjährigen Motorenpartner. Gegenwärtig wird spekuliert, dass sich der nach einem Aufenthalt in Brasilien bereits wieder in Europa befindende Pedro Diniz in Kürze weitere Anteile an Prost Grand Prix sichern wird, beziehungsweise das Team eventuell komplett kauft.

Wenngleich den Rennstall derzeit Geldprobleme dazu veranlassen kaum Testfahrten durchzuführen und sich für den Außenstehenden allgemein das Bild eines desolaten Teams ergeben mag, so dürften sich nach Auszahlung der nach einem streng geheimen Verteilungsschlüssel festgelegten Gelder für die bisher geholten 4 WM-Punkte und der Beteiligung an den TV-Einnahmen schon bald wieder die Kassen des Teams füllen. Der Haken dabei ist jedoch, dass erst am Ende der Saison die Gelder an die Teams ausgezahlt werden. Bis dahin muss Prost die Lage noch irgendwie meistern.