• 14.09.2003 13:18

Formel verrückt: Aus der Wüste in den Schnee

Drei Wochen nach Bahrain kommt die Formel 1 kommendes Jahr in die Eifel ? ein "Klimaschock" ist vorprogrammiert

(Motorsport-Total.com/sid) - Aus der Wüste in den Schnee - vor dieser neuen Herausforderung könnte die Formel 1 im kommenden Jahr stehen. Während die Premiere von Bahrain am 4. April 2004 schon lange beschlossene Sache war, hat der Automobil-Weltverband FIA mit der unerwarteten Verschiebung des Nürburgring-Rennens direkt danach auf den 25. April im PS-Zirkus große Verwunderung ausgelöst.

Titel-Bild zur News: Walter Kafitz

Walter Kafitz ist mit dem April-Datum alles andere als zufrieden

"Ich habe mir schon einen neuen Ski-Anzug bestellt", flachste BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen, der nur rund 70 Kilometer vom Ring entfernt in Monschau geboren ist und das unbeständige Eifelwetter in dieser Jahreszeit aus eigener Erfahrung kennt. Auch Weltmeister Michael Schumacher empfahl vorsorglich: "Packt Eure Winter-Jacken ein." Der Kerpener sah aber auch einen möglichen Vorteil für sein Ferrari-Team: "Vielleicht können wir dann mal wieder unsere Regenreifen einsetzen."

Möglicherweise muss sogar ein ganz neuer Gummi-Typ zum Einsatz kommen: der erste Formel-1-Winterreifen. Dann mit Vorteilen für die aus der Rallye-WM Schnee erprobten Reifen-Gurus von Michelin. Erst im vorigen Jahr musste am Nürburgring am 5. Mai der Formel-3-Lauf im Rahmen des Eifelrennens wegen Schnees abgesagt werden. In den letzten zehn Jahren fielen im April und Mai ein DTM-Lauf, ein 1.000-km-Rennen und ein Lauf zur Langstrecken-DM den späten Wintereinbrüchen zum Opfer.

Die Veranstalter sind daher alles andere als glücklich über die Verschiebung aus dem Juni in den April. Nürburgring-Geschäftsführer Walter Kafitz flog nach der Bekanntgabe des neuen Kalenders nach Monza, um gemeinsam mit ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk noch einmal das Gespräch mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zu suchen.

"Wir hatten 1996 am 30. April auch mal ein Formel-1-Rennen, bei dem die Fans im T-Shirt auf der Tribüne saßen", sagte Kafitz dem Sport-Informations-Dienst (sid). Der Nürburgring ist ohnehin in einer schwierigen Situation. In diesem Jahr gab es einen massiven Zuschauereinbruch um 114.000 Fans, über eine Verlängerung des Ende 2004 auslaufenden Vertrages laufen zurzeit Gespräche mit Ecclestone.

Derartige Sorgen haben die Formel-1-Neulinge Bahrain und China (26. September) nicht, die 2004 ihr Debüt erleben. Eine Abordnung aus Schanghai war in Monza zu Gast, Bahrain führte sich vor dem Italien-GP mit einer aufwendigen Präsentation bereits als neues Mitglied im PS-Zirkus ein.

"Wir sind ein junges und eifriges Land und werden alle Gäste mit offenen Armen empfangen", versprach Kronprinz Shaikh Salman bin Hamad bin Isa Al Khalifa bei der Vorführung mit Pferden, arabischen Tänzen und Dudelsack-Klängen. Als ich diese Musik gehört habe, dachte ich erst, ich wäre bei der falschen Veranstaltung", sagte Ecclestone: "Ich denke, Bahrain ist gut für die Formel 1. Wir haben seit Jahren versucht, in diesem Teil der Welt einen Platz zu finden."

Die Bauarbeiten an der Strecke werden im Februar nächsten Jahres abgeschlossen sein, erklärte der renommierte Streckenbauer Hermann Tilke aus Aachen dem sid. Auch die Bauarbeiten in Schanghai, wo ebenfalls Tilke verantwortlich ist, lägen ebenso im Plan.

Und die Osterweiterung der Formel 1 geht noch weiter. Die Türkei hofft auf den Zuschlag für 2005, und als nächster Bewerber steht Indien vor der Tür. Beim Besuch einer 35-köpfigen indischen Delegation hat Ecclestone einen Abstecher nach Hyderabad versprochen, um sich selbst ein Bild von den Möglichkeiten zu machen.