• 13.09.2001 18:06

  • von Fabian Hust

Formel-1-Wintertestverbot gelockert

Auf einer Sitzung der Formel-1-Teamchefs einigte man sich auf verschiedene Änderungen am Formel-1-Reglement

(Motorsport-Total.com) - Die Teamchefs der Formel-1-Teams trafen sich am Donnerstagmittag in Monza zu einer Besprechung. Man beriet sich über bestimmte Reglementpunkte, die für die Zukunft geändert werden sollen. Dabei war interessanter Weise auch Toyota-Teamchef Ove Andersson anwesend, dessen Team eigentlich noch nicht offiziell in der Formel 1 ist. Einige Teams sollen angeblich gegen die Anwesenheit des Schweden aus diesem Grund erfolglos Protest eingelegt haben.

Titel-Bild zur News: Bremslichter

Bremslichter an Formel-1-Autos soll es nun doch nicht geben

Ein Diskussionsthema war dann auch das Testverbot, eine Debatte, die seit Monaten wegen des Einstiegs von Toyota anhält. Die Japaner dürfen nach Aussage des Motorsportweltverbandes FIA auch von der zweiten Oktober-Woche bis zum 31. Dezember 2001 testen, also während jener Zeit, in der das Wintertestverbot für alle Teams gilt. Ursprünglich wollte Toyota in dieser Zeit testen und hätte so rund 12 Wochen mehr Vorbereitungszeit gehabt als die anderen Teams

Nun einigte man sich auf einen Kompromiss, der vorsieht, dass alle Teams bis zum 15. November 2001 testen dürfen, also jenem Datum, an dem alle Teams offiziell für die Saison 2002 eingeschrieben werden und damit als Teilnehmer feststehen. Ob die anderen Teams außer Toyota in dieser Zeit testen werden, gilt als unsicher. Insider gehen davon aus, dass nur die Top-Teams Testfahrten unternehmen können - hauptsächlich aus Geldgründen, da die Test- und Entwicklungspläne nun komplett über den Haufen geworfen werden müssen und bei vielen Teams schlichtweg die Kapazitäten dazu fehlen.

Nach dem Ärger mit dem Testverbot hat der Motorsportweltverband FIA vorgeschlagen, für die Saison 2002 neue Testverbotstermine auszuhandeln, die allerdings nicht von der FIA auferlegt und überwacht werden, vielmehr sollen die Teams unter sich eine Art Freundschaftsabkommen abschließen. Die Teams stimmten diesem Vorschlag zu.

Gescheitert ist ein Antrag des Minardi-Teams, das Abwerben von Schlüsselpersonen zu verbieten und zu überwachen. Ähnlich wie bei den Fahrern sollten Verträge hinterlegt werden und so ausgeschlossen werden, dass wichtige Personen eines Teams während einem bestehenden Anstellungsverhältnisses von einem anderen Team verpflichtet werden. Das Minardi-Team verlor den Technischen Direktor Gustav Brunner mitten in dieser Saison an Toyota. Dass der Antrag von anderen Teams - hier wohl allen voran die Teams mit einem großen Budget - abgelehnt wurde, war zu erwarten.

Nach dem Unfall von Luciano Burti in Spa wurde der Ruf nach dem Hals- und Nackenschutz HANS wieder laut. Da dieser immer noch nicht ausgereift ist und das Fahrgefühl der Piloten empfindlich stört, soll im Laufe der nächsten Monate weitere Entwicklungsarbeit betrieben werden. Der Einsatz ist weiterhin freiwillig, Vorschrift wird der Körperaufsatz aus Kohlefaser erst ab dem 1. Januar 2003. Dies gilt für alle Rennen, Trainings und FIA-Testfahrten.

Nicht eingeführt werden jedoch Bremslichter. Nach ersten Tests und dem Feedback der Fahrer waren die Teamchefs der Meinung, dass Bremslichter unnötig sind. Weiterhin an Bord werden die Regenlichter sein, wobei man überlegt, diese größer und vor allem heller zu machen, um sie auch ein dichter Gischt zu sehen. Ob ein für das Freie Training beim Großen Preis der USA geplanter Testeinsatz der Bremslichter nun abgesagt werden wird, ist noch unklar.

Um den Zuschauern und Fernsehkommentatoren das Erkennen der Piloten zu erleichtern, wird in Zukunft ein einheitliches Farbkodierungssystem zur Erkennung der Fahrer eingeführt. So sollen je Autos zwei verschieden farbige On-Board-Kameras auf der Airbox eingesetzt werden, um die Fahrer eines Teams besser auseinander halten zu können. Bisher arbeiteten die Teams häufig mit farbigen Aufklebern an den Frontflügeln oder setzten unterschiedlich gefärbte Rückspiegel ein, um selbst besser ihre Piloten zu erkennen.

Ferner wurde beschlossen, dass man den US-Grand-Prix austragen wird, auch wenn es derzeit wegen der unsicheren Lage des Flugverkehrs und den starken Sicherheitskontrollen logistische Bedenken gibt. Das Freie Training am Freitag wird rund zehn Minuten früher gestartet, damit man um 11 Uhr drei Schweigeminuten einlegen kann. Für zehn Minuten sollen zudem keine Motoren warmgelaufen werden lassen - auch in Gedenken an die zahlreichen Opfer des Terroranschlages in den USA.

In den nächsten Wochen wird es mindestens eine weitere Sitzung der Teamchefs geben. Dabei will man unter anderem über den Rennkalender für die Saison 2002 diskutieren und über die Arbeit des FIA Berufungsgerichts beraten. Die am Donnerstag beschlossenen Änderungen werden nun von der Formel-1-Kommission beraten und Anfang Oktober an die Weltmotorsport-Ratsversammlung übergeben, die den Änderungen endgültig zustimmen muss.