Formel 1 verteilt Bestnoten an die Strecke in Istanbul

Ron Dennis spricht sogar von einem "neuen Spa", alle sind hellauf begeistert: Die neue Strecke in der Türkei kommt in der Formel 1 gut an

(Motorsport-Total.com) - Im Vorfeld des ersten Formel-1-Rennens in ihrem Land hatten die Türken angekündigt, dass ihr 'Istanbul Otodrom' "eine verbesserte Version von Spa" sei. Diese optimistische Aussage wurde im Vorfeld zwar nur skeptisch zur Kenntnis genommen, doch am vergangenen Wochenende hat der vom Deutschen Hermann Tilke geplante und gebaute Kurs tatsächlich alle in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt.

Titel-Bild zur News: Start in der Türkei 2005

Premiere gelungen: Die Formel 1 ist vom 'Istanbul Otodrom' hellauf begeistert...

"Das ist eine fantastische Rennstrecke, ein neues Spa", lobte etwa McLaren-Teamchef Ron Dennis. "Spa ist eine tolle Strecke, ja, aber dort gibt es keine Hotels, keine Stadt, keinen großen Flughafen. Ich finde, dass eine neue Strecke diese Probleme nicht haben sollte - und das haben sie hier perfekt umgesetzt. Ist Istanbul ein Trend? Ich hoffe, dass es ein Trend ist, dass gute Rennstrecken gebaut werden, denn wir alle wissen, dass die anderen neuen Strecken nicht besonders herausfordernd sind."#w1#

Istanbul hat mehr Charme als Shanghai, Manama und Sepang

Der Brite bezieht sich damit auf die als Retortenpisten verschrienen Kurse in Malaysia, Bahrain und China, die zwar architektonisch alle Maßstäbe sprengen, aber rennfahrerisch nicht allzu schwer zu bewältigen sind. Istanbul tanzt diesbezüglich erfreulicherweise aus der Reihe - und das, obwohl die Anlage wesentlich billiger war als die übrigen Tilke-Projekte: Geschätzte 120 Millionen Euro mussten die Türken investieren, während in China angeblich 450 Millionen Euro ausgegeben wurden.

Das Fahrerlager und das Medienzentrum sind in Istanbul zwar nicht ganz so gigantisch ausgefallen wie in Shanghai, doch darauf komme es laut Dennis schließlich auch nicht an: "Die Fahrer haben geschlossen die Strecke in den Himmel gelobt. Es gibt ein paar Kurven, in denen Fahrer Fehler gemacht haben. Ist das nicht großartig? Genau das sollte der Grand-Prix-Sport sein: eine echte Herausforderung", gab er begeistert zu Protokoll.

Obendrein bietet das 'Istanbul Otodrom' auch die eine oder andere gute Überholmöglichkeit, die beste davon am Ende der langen Gegengeraden kurz vor Start und Ziel. BMW Motorsport Direktor Mario Theissen sieht die Türkei daher als neuen Fixpunkt im Formel-1-Kalender: "Ich glaube, dass hier eine Anlage entstanden ist, die man sehr wohl zu den Highlights zählen kann - vor allem aus fahrerischer Sicht. Ich finde es wirklich sehr gut, dass wir hierher gekommen sind", so der Deutsche.

"Habe mir von Istanbul etwas anderes vorgestellt"

Istanbul sei außerdem "eine faszinierende Stadt", fügte er an, was Formel-1-Experte Hans-Joachim Stuck nur bestätigen konnte: "Ich bin von allem total beeindruckt! Ich habe mir auch von Istanbul etwas anderes vorgestellt. Es ist toll hier - nicht nur schön, sondern auch die Leute sind nett und umgänglich", meinte der 73-fache Grand-Prix-Teilnehmer. Einziges Manko aus Stucks Sicht sind die großen Auslaufzonen, die viele Fehler verzeihen, allerdings wegen der strengen FIA-Auflagen so großzügig angelegt werden mussten.

Sogar Peter Sauber, der das Wochenende krankheitsbedingt hauptsächlich in seinem Hotelbett in der Stadt verbringen musste, bezeichnete das 'Istanbul Otodrom' als "fantastisch", und die Strecke komme seiner Meinung nach "nicht nur bei den Teams, sondern auch bei den Fahrern gut an. Das ist mal das Wichtigste." Formel-1-Chef Bernie Ecclestone trompetete in dasselbe Horn: "Hier werden bei den Fahrern die Männer von den Jungs getrennt", grinste er.

Klien vor allem von Kurve acht schwer beeindruckt

Christian Klien schwärmte vor allem von der achten Kurve, die mit vier Einzelsegmenten jenseits der 250-km/h-Marke mit zu dem Spektakulärsten gehört, was die Königsklasse des Motorsports zu bieten hat: "Kurve acht wird mit 250 Sachen im sechsten Gang durchfahren und ist wirklich ewig lang. Dort haben wir bis zu 5,4 G auf dem Körper. Es ist schon eine ziemlich große Herausforderung, diese Kurve schnell zu durchfahren", so der Österreicher.

Aber auch der Rest des Kurses hat es ihm angetan: "Die erste Kurve ist ziemlich ähnlich wie in São Paulo", sagte er. "Der Rest ist nicht mit einer anderen Strecke vergleichbar, weil es jede Kurve entweder bergauf oder bergab geht. Das ist wirklich interessant zu fahren. Die meisten Kurven sind mittelschnell." Nur Michael Schumacher hält den Vergleich mit Spa für übertrieben. Aber: "Die Strecke hat ihre Stärken in ihrem eigenen Charakter. Ich finde, das reicht auch", urteilte der siebenfache Weltmeister.