Staus trüben geglücktes Türkei-Debüt der Formel 1

Von der Strecke in Istanbul sind alle hellauf begeistert, den Verkehr müssen die Türken aber noch wesentlich besser in den Griff bekommen

(Motorsport-Total.com) - "Die Teams sind happy, wir sind hin und weg", lobte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone nach dem gestrigen Rennen in Istanbul die erste Grand-Prix-Veranstaltung überhaupt in der Türkei. In der Tat wurde am Bosporus eine der interessantesten Rennstrecken errichtet, die der weltweite Motorsport zu bieten hat, und Fahrer, Teams und Journalisten sind gleichermaßen beeindruckt vom neuesten Schmuckstück von Stararchitekt Hermann Tilke.

Titel-Bild zur News: Verkehr in Istanbul

Der Verkehr war eines der wenigen Probleme am vergangenen Wochenende

Dennoch wurde die an und für sich rundum gelungene Organisation vom Verkehrschaos rund um das 'Istanbul Otodrom' getrübt: Bis zu 15 Kilometer lang sollen die Staus entlang der angrenzenden Autobahn gewesen sein, weshalb viele Fans, die eigentlich Eintrittskarten gehabt hätten, gar nicht erst in den Genuss kamen, die Formel 1 live zu sehen. Einige Türken ließen daher schon Kilometer vor dem Haupteingang ihre Autos einfach am Straßenrand stehen.#w1#

Stau trotz völliger Freigabe der Mautstellen

Von der Innenstadt bis zur Strecke sind es - je nach Ausgangspunkt - zwischen 45 und 70 Kilometer, die normalerweise komfortabel in weniger als einer Stunde zurückzulegen sind. Gestern benötigten manche Autofahrer jedoch bis zu vier Stunden für dieselbe Strecke, obwohl die Stadtbehörden die Mautstellen auf den Bosporusbrücken freigegeben haben, um zumindest das dortige Verkehrsaufkommen rascher bewältigen zu können.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ließ sich von den Kinderkrankheiten aber nicht entmutigen - und kündigte an, dass Istanbul in Zukunft das beste Formel-1-Rennen der Welt veranstalten wird: "Nächstes Jahr werden wir noch erfolgreicher sein", meinte der Politiker, der demnächst Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union aufnehmen wird. "Wir haben einige Schwächen, die wir ausmerzen werden, aber künftig wollen wir die Nummer eins sein."

Mit den Zuschauerzahlen dürfen die Veranstalter relativ zufrieden sein, denn obwohl der Vorverkauf ursprünglich nur sehr schleppend angelaufen ist, kamen am Ende doch zwischen 80.000 und 90.000 Fans ins 'Istanbul Otodrom'. Damit waren zumindest die Sitzplätze weitgehend ausverkauft, wenngleich mitsamt Naturtribünen insgesamt rund 130.000 Menschen entlang der 5,340 Kilometer langen Rennstrecke Platz gefunden hätten.

Sicherheitsvorkehrungen haben perfekt funktioniert

Perfekt funktioniert haben die Sicherheitsvorkehrungen, die ohnehin schon auf hohem Niveau waren und nach dem Bombenterror von London Anfang Juli noch einmal verschärft wurden. Insgesamt 6.800 Sicherheitskräfte kontrollierten zwar jeden Rucksack und jede Handtasche, die ins Areal gebracht wurden, dennoch lief alles reibungslos und schnell ab. Im Vorfeld herrschte ja eine gewisse Unsicherheit, nachdem zuletzt immer wieder Bomben in Tourismusländern gezündet worden waren.

Trotz der Terrorwarnungen fanden sich zahlreiche Prominente in Istanbul ein - allen voran Boxlegende Mike Tyson, der sich vor dem Start mit dem schon im Auto sitzenden Kimi Räikkönen unterhielt und später durch den Zaun hindurch das Renngeschehen verfolgte. Ebenfalls gesehen wurden einige Schauspieler, darunter auch Bo Derek, sowie der Fußballer Ailton. Fußballtrainer Christoph Daum konnte hingegen nur an den Trainingstagen kommen, weil er am Sonntag mit seiner Mannschaft unterwegs war.

Die VIP-Gäste reisten gestern - zum Teil nach der einen oder anderen Prominentenparty in der Innenstadt - alle gesund und munter aus Istanbul ab, doch das gilt nicht für viele der Berichterstatter: Angeblich sollen mehr als 100 Journalisten und Fotografen plötzlich erkrankt sein, was gemeinhin dem türkischen Essen zugeschrieben wurde. Auch Teamchef Peter Sauber musste ja die meiste Zeit in seinem Hotelzimmer verbringen, weil ihm übel war...