• 13.04.2002 19:30

  • von Fabian Hust

Formel 1 muss den Gürtel enger schnallen

FIA-Präsident Max Mosley sieht einen Sparkurs angesichts der schwierigen Wirtschaftslage für unumgänglich

(Motorsport-Total.com) - Die Wirtschaft schwitzt Angstschweiß, Aufträge bleiben aus, Kunden zahlen nicht und beinahe täglich geben bekannte Unternehmen rote Zahlen oder gar die Zahlungsunfähigkeit bekannt. Auch die Formel 1 bekommt die Probleme der Wirtschaft zu spüren, sei es durch schwindende Sponsorengelder oder die Kirch-Pleite. Bevor auch die Formel 1 ernsthaft Schaden durch die schwache Konjunktur nimmt, will FIA-Präsident Max Mosley alle Teams zu einem Sparkurs verdammen.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley will die Formel 1 auf einen Sparkurs bringen

Der erste Eingriff erfolgt mit sofortiger Wirkung, denn das Reglement bleibt bis 2004 stabil, die Teams müssen in die Chassisentwicklung so weniger Geld investieren. Ab 2004 sind ferner nur ein Motor pro Rennwochenende erlaubt: "Das wird die Kosten im Motorbereich auf rund 30 Prozent senken", glaubt FIA-Präsident Mosley, der nicht der Meinung ist, dass die Teams gleich viel Geld ausgeben, egal ob sie an einem Rennwochenende pro Auto drei oder einen Motoren einsetzen. Schließlich würden die Teams pro Rennwochenende je Auto zwei Motoren sparen, was definitiv zu einer Kosteneinsparung führen wird.

Alle Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass nach Prost nicht noch mehr Teams von der Bildschirmfläche verschwinden. Glaubt man den Finanzberichten, so kämpfen auch Teams wie Arrows und Jordan ernsthaft um ihr Überleben, zahlreiche andere Teams schreiben rote Zahlen: "Wenn wir zwei, drei oder vier Teams verlieren, dann ist die Formel 1 in Gefahr", warnte der Brite in Imola. Einige Teams, so Mosley, müssen zurzeit mehr Geld ausgeben, als sie eigentlich zur Verfügung haben, um einigermaßen konkurrenzfähig zu bleiben.

Die Werbeeinnahmen sinken

"Unsere Aufgabe ist es, die Formel 1 zu erhalten", so der Brite. "Jeder weiß aus den Medien, dass die Werbeeinnahmen zurückgegangen sind. Es dauert länger, bis sich das in der Formel 1 auswirkt, weil die Verträge meist längerfristig sind, aber wir dürfen uns keine Illusionen machen, das Geld wird weniger. Darauf müssen wir ein Auge werfen." Dass die Einschränkung auf einen Motor pro Rennwochenende nicht ausreicht, ist klar. Denn nur die kleinen Teams, die die Motoren pro Stück bezahlen müssen, kommen vielleicht auf die 70-Prozent-Ersparnis, nicht jedoch die Hersteller selbst. Die Entwicklungskosten bleiben nämlich nicht die gleichen, sie werden sogar höher werden, zumindest in der Anfangsphase.

Testverbot als Lösung?

Eine andere Sparmöglichkeit wäre ein ausgeweitetes Testverbot: "Wir könnten von Februar bis November alle Tests verbieten, abgesehen bei den Grand Prix, so dass am Freitag statt zwei vier Stunden gefahren wird." Das hätte den Vorteil, dass die Teams am Freitag mehr fahren, denn um keinen Motorschaden zu riskieren, würden ansonsten die Fahrer wohl so wenig wie möglich fahren, um ihren Motor zu schonen, was der Show nicht zuträglich ist.

Während die Teams meistens damit argumentieren, dass statt in Tests das Geld dann in teure Prüfstände gesteckt wird, glaubt Mosley, dass bei einem Testverbot während der Saison eine Menge Geld gespart werden könnte: "Man könnte so auf ein Testteam verzichten und stattdessen den Teams es erlauben, das Ersatzauto und den Testfahrer einzusetzen. Das würde deutlich Geld sparen", so der FIA-Präsident, der neulich bei einem Test war und berichtet, dass dort mit den Motorhomes und LKWs kein Unterschied zu einem Grand Prix ausgemacht werden könne, abgesehen davon, dass dort das öffentliche Interesse ungleich geringer ist als an Rennwochenenden.

Teams sind sich nicht einig

Das Problem ist im Moment, dass die Teams diesem Plan nicht zustimmen möchten, zumindest nicht die erforderliche Mehrheit vorhanden ist. 18 der 26 Stimmen müssten Ja-Stimmen sein, um diese Reglementsänderung in der Formel-1-Kommission durchzusetzen. Diese Kommission setzt sich 11 Vertretern der elf Formel-1-Teams, den Streckenpromotern, den Sponsoren, den Motor- und Reifenherstellern sowie FIA-Präsident Max Mosley und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zusammen.

Die Sorgen von Max Mosley sind berechtigt und werden von den Teamchefs auch geteilt. Weniger Sorgen als vielleicht vermutet macht man sich derzeit in der Formel 1 um die Pleite der KirchMedia. Hierfür hat Max Mosley eine einfache Erklärung: "Es gibt eine Menge von Fußballteams, deren Einnahmen von Kirch abhängen. In der Formel 1 ist das umgekehrt. Die Formel 1 bekommt von Kirch kein Geld sondern Kirch bekommt von der Formel 1 Geld."