Formel-1-Fahrerkarussell 2017: Renault sucht einen "Leader"

Kevin Magnussen und Jolyon Palmer wurden von Renault für die Saison 2017 noch nicht bestätigt - Steht mindestens einer der beiden Piloten auf der Kippe?

(Motorsport-Total.com) - Noch immer sind für die Formel-1-Saison 2017 eine Menge Cockpits zu vergeben. Bei den Topteams Mercedes, Ferrari und Red Bull ist zwar bereits alles dicht, doch fast bei allen anderen Teams ist noch mindestens ein Platz frei. Komplett offen ist die Lage unter anderem noch bei Renault (zum Teamprofil). Das französische Werksteam geht in diesem Jahr mit Kevin Magnussen und Rookie Jolyon Palmer an den Start, doch glaubt man diversen Gerüchten, stehen weitere Bewerber in Enstone Schlange.

Titel-Bild zur News: Jolyon Palmer, Kevin Magnussen, Esteban Ocon

Stehen Palmer, Magnussen und Ocon auch 2017 weiterhin in Diensten von Renault? Zoom

Neben dem vom Mercedes unterstützten Testpilot Esteban Ocon fiel zuletzt vor allem der Name Sergio Perez immer wieder. Der Mexikaner könnte Force India nach dieser Saison verlassen. Auch GP2-Pilot Sergei Sirotkin brachte sich zuletzt selbst ins Spiel. An Optionen mangelt es Renault also ganz sicher nicht. Doch wie sehen die Pläne des Teams in der zweiten Saison nach dem Comeback überhaupt aus?

"Wir sind jetzt in der Zeit des Jahres, in der diese Fragen gestellt werden", weiß Teamchef Frederic Vasseur, der in der Fahrerfrage allerdings momentan noch mauert. "Die Fragen und Spekulationen kommen häufig auf, bevor eine Entscheidung getroffen wurde. Ich kann nur sagen, dass wir zwei gute Fahrer haben, die sich mit jedem Wochenende verbessern", sagt Vasseur, der beiden Piloten einen "soliden Job" bescheinigt.

Renault setzt auf "langfristiges Projekt"

Gerade Magnussen wird allerdings ganz genau wissen, dass ein solches Lob keinesfalls eine Garantie für eine Weiterbeschäftigung ist. Der 23-Jährige verlor Ende 2014 sein McLaren-Stammcockpit und wurde dort ein Jahr später komplett vor die Tür gesetzt. Dieses Szenario soll sich keinesfalls wiederholen. "Kevin hat noch Luft noch oben. Das sage ich nicht, um ihn zu ärgern, sondern das heißt einfach, dass wir weiterhin an ihn glauben", erklärt Geschäftsführer Cyril Abiteboul.


Fotostrecke: Renault-Meilensteine in der Formel 1

"Aus der Perspektive von Renault suchen wir nach Fahrern, die sich auf dieses langfristige Projekt einlassen. Wir wollen, dass sie als Anführer und Botschafter für die Marke auftreten - und als Leader für das Team", verrät Abiteboul. Ein Anforderungsprofil, das Magnussen und Palmer in ihrer gerade einmal zweiten beziehungsweise ersten Formel-1-Saison logischerweise noch nicht erfüllen können.

"Es ist nicht einfach, wenn man jung ist", weiß auch Abiteboul, der aber daran glaubt, dass beide in diese Rolle hereinwachsen könnten. Das müsse zwar nicht sofort passieren, doch "irgendwann werden wir das brauchen." Für die beiden Nachwuchsfahrer könnte währenddessen die Tatsache sprechen, dass die echten Top-Piloten für 2017 bereits vom Markt sind. "Wir wissen, dass Lewis Hamilton, Fernando Alonso und so weiter Verträge haben", so Abiteboul.

Keine absoluten Top-Fahrer auf dem Markt

"Es wird in diesem Winter also keine Bewegung (auf dem Fahrermarkt; Anm. d. Red.) geben. Daher ist es besser, keine Entscheidung zu überstürzen", so der Geschäftsführer, und auch Vasseur erklärt, dass man sich von außen keinen Druck machen lassen möchte: "Wir werden unsere Entscheidungen für 2017 zu unserer eigenen Zeit treffen." Trotzdem sollte sich das Team nicht ewig Zeit lassen.


Fotos: Präsentation Renault Sport F1 Team


Andernfalls riskiert man, potenzielle Piloten an andere Teams zu verlieren. So soll Perez beispielsweise auch Interesse bei Williams geweckt haben, und dass Force India den Mexikaner unbedingt halten will, ist ohnehin kein großes Geheimnis. Und bei Mercedes-Junior Ocon gab es zuletzt das Gerücht, dass dieser den gleichen Weg wie Pascal Wehrlein einschlagen und zunächst bei Manor unterkommen könnte.

"Er ist in guten Händen", weiß Abiteboul und erklärt: "Irgendwann wird Esteban seine Fähigkeiten unter Beweis stellen können, und das nicht nur in der Garage, sondern in einem Auto." Ob das bei Renault der Fall sein wird, bleibt allerdings zunächst einmal offen. Mit seinen gerade einmal 19 Jahren würde sich der Franzose ohnehin schwertun, die Rolle des Teamleaders zu übernehmen. Da würde ein Sergio Perez das Profil mit bald sechs kompletten Formel-1-Jahren deutlich besser erfüllen.