Fluch und Segen teaminterner Rivalität
Ob Hamilton und Alonso, Senna und Prost, Piquet und Mansell oder Villeneuve und Pironi - die Formel 1 bekommt es immer wieder mit knallharten Duellen zu tun
(Motorsport-Total.com/sid) - Der "Boxen-Blockade" von Budapest folgt der "Burgfrieden am Bosporus": Die Streithähne Fernando Alonso und Lewis Hamilton haben sich vor dem Großen Preis der Türkei am Sonntag in Istanbul ausgesprochen - dennoch hält der "Krieg der Sterne" die Formel 1 weiter in Atem.

© xpb.cc
Lewis Hamilton vor Fernando Alonso: Dieses Duell prägt die Saison 2007
Das Team sei aber auf einen "konstruktiven Weg" eingeschwenkt, wie McLaren-Mercedes am Freitag in einer Presseerklärung mitteilte: "Wir haben die Ereignisse von Ungarn getrennt mit beiden Fahrern diskutiert. Danach hätten sich die beiden Fahrer erfolgreich im Hotel ausgesprochen."#w1#
Ein Problem der medialen Abdeckung
Dass zwei Teamkollegen gegeneinander um den WM-Titel kämpfen, ist weder in der Formel 1 noch bei McLaren neu. Man denke nur an die Duelle zwischen Alain Prost und Ayrton Senna oder zwischen Nelson Piquet und Nigel Mansell. Diese Duelle früherer Zeit hätten sicher "nicht weniger Spannung als unsere aktuelle WM-Situation" gehabt, meint Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Sie alle fanden aber nicht annähernd die mediale Beachtung von heute."
Höhere Aufmerksamkeit ist garantiert
Nicht zuletzt der Kampf zwischen dem frechen Neuling Hamilton und dem zweimaligen Weltmeister Alonso um Siege und Podiumsplätze hat dazu geführt, dass die Silberpfeile nach einer Erhebung des Medienforschungsinstitutes 'IFM' in den ersten neun Rennen ihre Fernsehpräsenz in Deutschland von 21 auf fast 44 Stunden mehr als verdoppelt haben.
Zahlen, die Haug stolz machen, auch wenn das Duell im eigenen Team Nerven kostet: "Mir jedenfalls ist diese Eins-Zwei-Situation an der Tabellenspitze gepaart mit viel Anspannung deutlich lieber als eine Drei-Vier-Positionierung mit weniger teaminternem Druck."
Prost und Senna gaben Ron Dennis "Unterricht"
McLaren-Teamchef Ron Dennis kennt solche Situationen aus der Vergangenheit. Während Prost und Niki Lauda 1984 beim dritten und letzten Titel des Österreichers - mit einem halben Punkt Vorsprung - meist fair miteinander umgingen und Lauda dem Franzosen noch bei der Siegerehrung versprach, ihn im folgenden Jahr zu unterstützen, herrschte wenige Jahre später zwischen Prost und dem Brasilianer Ayrton Senna absolute Eiszeit.
1988 gewinnen Senna und Prost im überlegenen McLaren 15 von 16 Rennen. Während Senna kompromissloser agiert, versucht sich Prost als Intrigant hinter den Kulissen. Er lässt anklingen, Senna würde bevorteilt, was sogar einen offenen Brief des damaligen Präsidenten des Automobil-Weltverbandes FIA, des Franzosen Jean-Marie Balestre, an Motoren-Lieferant Honda provozierte. Darin stand, man solle Fairplay walten lassen. Am Ende wurde dennoch Senna Champion.
Ein Jahr später schlug Prosts Stunde. Im vorletzten Rennen in Suzuka legte er es (bewusst) auf eine Kollision mit dem Brasilianer an, um beim Ausfall beider den Titel sicher zu haben. Senna kann zwar weiterfahren und gewinnt das Rennen, wird aber nachträglich disqualifiziert.
Piquet war der Meister der Intrigen
Als perfekter Intrigant gegen den eigenen Teamkollegen hatte sich zuvor bei Williams Sennas Landsmann Nelson Piquet im Kampf mit dem Briten Nigel Mansell erwiesen. Nachdem beide im Saisonfinale 1986 in Adelaide den WM-Titel verpasst hatten, meinte Piquet: "Zum Glück ist wenigstens Prost Weltmeister geworden und nicht dieser andere..."
Später ließ Piquet öffentlich verlauten, Mansells Frau sei hässlich. Letztlich hatte der Brasilianer Erfolg und gewann 1987 vor Mansell den Titel. Seine erste WM hatte Piquet 1981 geholt, weil sich bei Williams der WM-Zweite Carlos Reutemann zu oft nicht an die Order des Teams zu Gunsten des drittplatzierten Titelverteidigers Alan Jones gehalten hatte.
Villeneuve und Pironi konnten sich nicht mehr aussprechen
Tragisch endete 1982 die Rivalität zwischen den Ferrari-Piloten Gilles Villeneuve und Didier Pironi. Villeneuve fühlte sich von seinem Freund im Imola um den Sieg betrogen, weil er ihn trotz anderslautender Anweisung aus der Box noch überholt hatte. Zur Aussprache zwischen den beiden kam es nie mehr, weil Villeneuve im Training des folgenden Rennens in Zolder tödlich verunglückte.

